Lars Harms zu TOP 24 - CCS-Projekt mit RWE-DEA stoppen
PresseinformationKiel, den 16.07.2009 Es gilt das gesprochene WortLars HarmsTOP 24 CCS-Projekt mit der RWE-DEA stoppen (Drs. 16/2732)Wer sich nur aus der Ferne mit dem Thema CCS in Schleswig-Holstein befasst, könnte denEindruck gewonnen haben, dass dieses Thema wieder vom Tisch ist. Die Bundestagsfraktionenvon CDU und SPD werden nicht mehr vor der Bundestagswahl entscheiden, damit verfällt derGesetzentwurf des Bundesumweltministers für das CCS-Gesetz. Und Ministerpräsident PeterHarry Carstensen hat ja ohnehin in gewohnter Weise ein herzhaftes Machtwort gesprochen.Damit ist ja alles in Butter, oder? Ist es nicht!Das CCS-Gesetz ist im Bund auf Eis gelegt worden, aber dies heißt nicht, dass es vom Tisch ist.Die CDU, die SPD und die FDP haben klar zu verstehen gegeben, dass sie zu diesem Projektstehen. Wenn es nach der Bundestagswahl also nicht gerade zu einer Koalition von Grünen undLinkspartei kommt, dann gibt es weiterhin mindestens einen einflussreichen Regierungspartner,der ein massives Interesse an CCS hat. Dass wir weiterhin mit CCS rechnen dürfen, zeigt schondie Äußerung des SPD-Kanzlerkandidaten, der der CDU noch in der vergangenen Woche inVerbindung mit der Krümmel-Debatte vorwarf, sie habe die Klimarettung durch CCS verhindert.Es gibt keine Zweifel, das CCS-Gesetz kommt früher oder später. 2Umso wichtiger ist es, dass das Land klar sagt, dass ein CO2-Endlager in Schleswig-Holsteinnicht erwünscht ist. Leider hat die Landesregierung aber bisher eher den Eindruck vermittelt,dass sie das CCS-Projekt angesichts der Bürgerproteste auf die lange Bank schieben will, ohne esaufzugeben. Der Ministerpräsident wiederholt immer wieder sein Versprechen vom 16. Juni, dasses kein Projekt gegen die Bevölkerung geben wird und dass die Technik erst besser erforschtwerden müsse. Die RWE-DEA hat entsprechend geäußert, dass man die Erkundungen nichtgegen die Bevölkerung durchführen kann. Damit haben sich die Landesregierung und die RWE-DEA nahezu gleich lautend eine Hintertür offen gehalten. Diese Hintertür muss geschlossenwerden.Die Frage eines CO2-Endlagers ist kein Problem, das man aussitzen kann. Leider hat derMinisterpräsident aber bisher nicht wirklich klar Stellung zur Frage der CO2-Endlagerungbezogen. Die Bürgerinnen und Bürger auf der Geest protestieren gegen ein CO2-Endlager in ihrerHeimat, weil sie die konkreten Konsequenzen und Risiken dieser Technologie ablehnen. Siebefürchten, dass das CO2 mit dem Grundwasser und dem Rest der Umwelt reagiert, sie wollensich andere energiepolitische Initiativen nicht verbauen und sie lehnen eine Technologie ab, diezur Verlängerung der Kohlekraft beiträgt. Deshalb reicht es nicht aus, wenn derMinisterpräsident sich in seinen Stellungnahmen nur auf die Gefühle der Menschen bezieht undüber die technischen und politischen Zusammenhänge schweigt. So lange die Landesregierungeine klare inhaltliche Stellungnahme zum Thema vermeidet, bleibt die Unsicherheit bestehen.So lange werden wir auch wöchentlich auf Informationsveranstaltungen erleben, dassbodenständige Bürger das Vertrauen in Ihre Regierung verlieren und dass treue CDU-Mitgliederihre CDU-Parteibücher wieder abgeben. Mittlerweile hat die Bürgerinitiative über 56.000Unterschriften gesammelt. Es finden jede Woche Veranstaltungen statt, die viele hunderteMenschen sammeln. Das Thema bewegt den Norden. 3Angesichts der massiven Proteste im Erkundungsgebiet in den Kreisen Nordfriesland undSchleswig-Flensburg steht es ohne Zweifel, dass die Bevölkerung die Einrichtung von CO2-Endlagern in Schleswig-Holstein grundsätzlich ablehnt. Es mag sein, dass die rechtlicheHandhabe des Landes zur Verhinderung eines CO2-Endlagers begrenzt sein wird, wenn es erstein CCS-Gesetz gibt. Aber die Landesregierung kann sich klar davon distanzieren. Als das Projektzur Erkundung von Endlagerstandorten in Schleswig-Holstein am 12. März 2008 gestartet wurde,hieß es in gleichlautenden Pressemitteilungen der Landesregierung und der RWE-DEA: „DasLand Schleswig-Holstein und der Energiekonzern RWE Dea AG starten ein Projekt, um dieEmission des Treibhausgases CO2 in die Atmosphäre zu vermeiden und dieses dauerhaft imUntergrund zu speichern.“ Dieses Projekt wurde damals von den Ministern Austermann und vonBoetticher präsentiert und angepriesen. Deshalb ist es auch die Verantwortung dieserLandesregierung, das gemeinsame Projekt zur Erkundung von potenziellen CO2-Lagerstätten imLandesteil Schleswig, in Ostholstein und in der küstennahen Nordsee endgültig für beendet zuerklären. Und deshalb muss das Land die RWE-DEA darüber hinaus auffordern, ihrerseits dieentsprechenden Anträge beim Landesamt für Bergbau und Energie zurückzuziehen.