Lars Harms zu TOP 30 - Besetzung des Aufsichtsrates der HSH Nordbank
Presseinformation Kiel, den 16. Juli 2009 Es gilt das gesprochene WortLars Harms TOP 30 Besetzung des Aufsichtsrates der HSH Nordbank Drs. 16/2748Die Landesregierung hat mit ihrem Beschluss, Herrn Finanzminister Wiegard aus demAufsichtsrat der HSH Nordbank zu nehmen, eindrucksvoll bewiesen, dass sie sich nicht nur vomVorstandsvorsitzenden Herrn Nonnenmacher durch die Manege ziehen lässt, sondernneuerdings auch vom Aufsichtsratsvorsitzenden Herrn Kopper.Herr Kopper hat frühzeitig angekündigt, dass in Zukunft anstelle von Politikern,Finanzexperten im Aufsichtsrat die Geschäfte der HSH Nordbank kontrollieren sollen. DieLandesregierung ist diesem Aufruf sogleich gefolgt und hat Herrn Hay und Herrn Wiegard vonihrer schweren Last befreit. Mit dieser Entscheidung stiehlt sich die Landesregierung jedochaus ihrer Verantwortung für die Geschäftspolitik der HSH Nordbank.Schleswig-Holstein und Hamburg besitzen 85% an der HSH Nordbank und sind damit diewichtigsten Anteilseigner dieser Bank. Damit müssen diese auch direkt im Aufsichtsrat ihrerKontrollfunktion nachgehen und vor allem dem Parlament gegenüber die politischeVerantwortung für die Geschäftspolitik der HSH Nordbank tragen. 2Aus Sicht des SSW – und darauf haben wir auch in früheren Reden schon hingewiesen – gibt esüberhaupt keinen Zweifel daran, dass die Fachkompetenz im Aufsichtsrat der HSH gestärktwerden muss. Für den SSW sage ich, dass es aber dabei nicht darum gehen kann, dass anstellevon Politikern Finanzexperten im Aufsichtsrat kontrollieren, sondern dass es hier um ein„sowohl als auch“ geht.Schleswig-Holstein hat die Möglichkeit, zwei Personen in den Aufsichtsrat zu entsenden.Warum nutzt die Landesregierung diese Chance also nicht und schickt sowohl eine Person inden Aufsichtsrat, die die politische Verantwortung trägt, und eine Person, die dieSachkompetenz mitbringt?Mit der Entsendung von Herrn Koopmann als Direktor der Investitionsbank und Herrn Blöckerals Vorsitzender des Bauindustrieverbands Schleswig-Holstein in den Aufsichtsrat, hat dieLandesregierung zwar Personen gefunden, die über Sachkompetenz verfügen. Unklar istjedoch, wer die politische Verantwortung trägt und wen das Parlament somit auch zurRechenschaft ziehen kann.Die derzeitige Konstruktion, Mitglieder der Landesregierung in einem Gesellschafterausschussan der Lenkung der HSH Nordbank zu beteiligen, ist aus Sicht des SSW äußerst bedenklich, dadie Einflussmöglichkeiten unklar sind.Obwohl die SPD im Kabinett dem Entschluss, die Minister aus dem Aufsichtsratzurückzuziehen, zugestimmt hat, kritisiert auch der Landesvorsitzende der SPD, Herr Stegner,diesen Rückzug und fordert in einer Presseinformation am 30. Juni – ich zitiere: „Solltetrotzdem auf eine politische Vertretung verzichtet werden, so bleibt der Finanzministergegenüber dem Parlament für alle die HSH Nordbank betreffenden Fragen verantwortlich.“ Ichfüge hinzu: „auch, wenn er nicht im Aufsichtsrat sitzt und keinen Einfluss mehr hat. DieseKonstruktion kann auch durch umfassende Berichtspflichten gegenüber dem Parlament nichtgekittet werden. 3Besonders nach dem Bekanntwerden von Einzelheiten des KPMG-Gutachtens in der Presseoder den Ausgleichszahlungen für Herrn Nonnenmacher, ist wieder einmal deutlich geworden,wie viel dieses Parlament nicht weiß und welch brisante Aufklärungsarbeit derParlamentarische Untersuchungsausschuss noch vor sich hat. Der Presseberichterstattungnach wussten die Mitglieder des Aufsichtsrates sehr viel mehr, als bisher bekannt ist. Sie sollenMilliardengeschäfte im Eilverfahren durchgewunken haben, ohne sich mit den Geschäften derHSH kritisch auseinanderzusetzen und sie sollen auch über die Fehler des Risikomanagementsinformiert gewesen sein. Die Aufsichtsratsmitglieder haften für die Erfüllung derSorgfaltspflichten – werden Regierungsmitglieder aus dem Aufsichtsrat abgezogen, soentzieht sich die Landesregierung ihrer Verantwortung, obwohl sie dafür gewählt ist, dieVerantwortung, was mit den Steuergeldern unserer Bürgerinnen und Bürger passiert, zutragen. Das passt hinten und vorne nicht zusammen.Der SSW plädiert also ganz ausdrücklich dafür, dass dem Antrag von Bündnis 90/Die Grünenheute zugestimmt wird. Es darf nicht sein, dass in dieser Landesregierung niemand mehr diepolitische Verantwortung für die Geschäftspolitik der HSH Nordbank trägt und sich dieRegierung in die Büsche schlägt, wenn es kritisch wird.