Lars Harms zu TOP 15 - Schaffung eines Parlamentsforums Nordsee
PresseinformationKiel, den 18. Juni 2009 Es gilt das gesprochene WortLars HarmsTOP 15 Schaffung eines „Parlamentsforums Nordsee“ Drs. 16/2640 (neu)Für einen Friesen ist das Mare Frisicum kein trennendes, sondern ein verbindendes Element, dasHandel und Wandel mit den Nachbarn fördert. Diese Perspektive machen sich übrigenszahlreiche Konferenzen wie die Wattenmeerkonferenz, 13 staatenübergreifende INTERREG-Projekte und mehrere feste Kooperationen zu nutze. Die Zusammenarbeit zwischen denVerwaltungen an der Nordseeküste funktioniert also bereits ganz gut, die Kontakte derNichtregierungsorganisationen klappen sogar hervorragend. Das kann ich vor allem ausfriesischer Perspektive beurteilen: dort gibt es bereits seit 1925 regelmäßige Konferenzen undviele Treffen zwischen den Friesen in den Niederlanden und in Ost- und Nordfriesland.Ein Parlamentsforum ist der richtige Weg, diese bestehenden Kooperationsbeziehungen zuflankieren und zu unterstützen. Voraussetzung für eine fruchtbare, langfristige Zusammenarbeitsind bekanntermaßen die Pflege und der Ausbau persönlichen Kontakte. Deshalb muss parallelzu den administrativen Kontakten auch eine verstärkte kulturelle Zusammenarbeit angestrebtwerden. Es freut mich, dass diese Erkenntnis, die schon beim vom SSW 2006 beantragten Bericht 2zur Nordseekooperation eine Rolle spielte, nun endlich auch in der Großen Koalitionmehrheitsfähig geworden ist.Der SSW unterstützt eine engere Vernetzung der Nordseeanrainer ohne Vorbehalt. Im Bereichder Nordseezusammenarbeit gibt es noch keine gewachsenen parlamentarischenKooperationsstrukturen. Kooperationspotenziale in dieser wirtschaftsstarken Region liegenbrach. Demzufolge steht man sich an der Nordsee oft gegenseitig im Weg oder erfindet das Radneu. Das muss aufhören; beispielsweise der Kannibalismus der Tiefwasserhäfen. Der SSW hatbereits 2007 einen Antrag zur Kooperation der Nordseehäfen vorgelegt. So lange es keineverbindliche Zusammenarbeit und keine gemeinsame Vermarktung der Häfen in der DeutschenBucht gibt, denkt jeder nur an sich selbst und schwächt damit das Ganze. Der SSW konnte sichmit seiner Idee eines Nordsee-Netzwerks nicht durchsetzen; freut sich jetzt aber, dass seine Ideenschließlich doch eine Mehrheit gefunden haben.Ich sehe darüber hinaus massiven Handlungsbedarf beim Regionalmarketing. Die Prospekteentlang der Nordsee ähneln sich, manchmal bis hin zum Slogan und der Zielgruppe. Hier müssenwir schleunigst eine bessere Arbeitsteilung und gleichzeitig die Nordsee im Wettbewerbeuropäischer Ferienregionen stärken.Dass die Regierungsfraktionen Schleswig-Holsteins die Initiative zur Gründung übernehmen undauf diese Weise die Parlamente von Norwegen bis in die Niederlande und Großbritannienzusammenführen, ist äußerst lobenswert. Ein Parlamentsforum macht allerdings nur Sinn, wennwir uns als Landtag selbst verpflichten, die Erkenntnisse aus dem Forum ernst zu nehmen undumzusetzen. Das Parlamentsforum „Südliche Ostsee“ ist in dieser Sicht sicherlich vorbildlich.In den weiteren Beratungen müssen wir uns genau ansehen, was ein Forum leisten kann und mitwelchen Aufgaben wir so eine Struktur versehen. Die Parlamente entlang der Nordseeküstekönnen Ideen aufnehmen, in parlamentarische Initiativen übertragen und neue Projekte 3anschieben. Wirtschaftsbeziehungen können sie dagegen nicht schaffen. Anstatt also nach derGießkannen-Methode alle Bereiche ein bisschen zu besprechen, erscheint es mir sinnvoll,Schwerpunkte setzen. Als Schwerpunkt bietet sich die Kooperation derMinderheitenorganisationen geradezu an. Sie betreiben bereits einen funktionierendenJugendaustausch und haben ein belastbares Netz geschaffen, das auch die Mehrheit nutzenkönnte. Alle Nordseeanrainer haben Minderheiten, die in Fragen der kulturellen und sprachlichenEntwicklung gleiche Interessen haben. Deren Schutz und Förderung im Rahmen einerNordseezusammenarbeit könnte hier auch eine Vorbildfunktion für andere europäischeRegionen haben. Aus diesem Grund haben wir uns für einen entsprechenden Punkt imgemeinsamen Antrag eingesetzt. Wenn es uns gelingt, Menschen zusammenführen und ihnengemeinsame Erlebnisse und Erfahrungen ermöglichen, legen wir den Grundstein für einedauerhafte Zusammenarbeit.Angesichts der drängenden Probleme, von denen ich nur einige anreißen konnte, erscheint essinnvoll, eine Frist zu setzen. Der SSW schlägt daher vor, die Gründungsversammlung, gerne inHusum, noch in diesem Jahr anzusetzen.