Lars Harms zu TOP 24 - CCS-Gesetz im Bundesrat ablehnen
PresseinformationKiel, den 17.06.2009 Es gilt das gesprochene WortLars HarmsTOP 24 CCS-Gesetz im Bundesrat ablehnen (Drs. 16/2676)In den letzten Wochen haben tausende von Menschen im Landesteil Schleswig gegen dieEinrichtung eines CO2-Endlagers in der Region protestiert. Sie glauben nicht den Verheißungender Kohlelobby, die die CCS-Technologie verherrlichend „Clean Coal“ und den Transport von CO2eine „Klimaschutz-Pipeline“ nennt. Die Bürgerinnen und Bürger begehren zu Recht über alleParteigrenzen hinaus auf, denn mit CCS wird die Welt nicht sauberer, der Dreck wird nur unterden Teppich gekehrt, auf dem wir täglich leben. Das CO2 bleibt in der Umwelt und kein Menschkann heute sagen, ob diese potenziell giftige Substanz über Tausende von Jahren von Mensch,Tier und Klima ferngehalten werden kann. Nicht einmal die RWE-DEA selbst weiß, ob dieTechnologie funktionieren kann und wie sicher ein solcher Eingriff in die Natur ist.Bei all dem ist die CO2-Speicherung nicht einmal ein Heilsweg für den Klimaschutz, sondern einenergiepolitischer Holzweg. CCS verlängert die Laufzeit der Kohlekraft und legitimiert den Bauneuer Kohlekraftwerke, weil diese ja angeblich sauber wären. CCS verschlingt selbst erheblicheEnergiemengen, dafür muss dann deutlich mehr Kohle verbrannt werden. CCS ist extrem teuerund bindet Fördergelder, die in den Aufbau der wirklich CO2-freien Energieerzeugung fließen 2sollten. Und an Endlagerstandorten verhindert CCS den Ausbau regenerativer Energien, weilBohrungen für Erdwärme, Druckluftspeicher für die Windenergie oder Erdwärmespeicherdenselben Untergrund benötigen. Kurz: CCS hat nichts mit nachhaltigem Klimaschutz zu tun.Diese Technologie soll dafür sorgen, dass die Energiekonzerne so lange wie möglich mit derKohleverstromung weiter machen können. Dass dabei die Gesundheit von Mensch und Naturaufs Spiel gesetzt wird, ist einfach nur zynisch.Dies gilt umso mehr, als mit einem CCS-Gesetz Fakten geschaffen werden, die nicht ohneweiteres wieder rückgängig gemacht werden können. Noch bevor geklärt ist, ob die CCS-Technologie funktionieren kann und sicher ist, will die Bundesregierung den Energiekonzernenbereits den Weg in die permanente CO2-Endlagerung ebnen. Zu allem Überfluss soll die Haftungfür die Anlagen auch noch nach 30 Jahren auf den Staat übergehen. Angesichts der Tatsache,dass wir hier über Lagerzeiten von 10.000 Jahren und über eine nicht ausgereifte Technologiesprechen, ist das schon wirklich dreist. Nicht das Verursacherprinzip soll gelten, sondern derStaat muss es richten, wenn die Wirtschaft es versemmelt und es zu großen Umweltschädenkommt. Die RWE-DEA und andere Endlagerbetreiber kassieren die kurzfristigen Gewinne,während die Allgemeinheit das langfristige Risiko trägt - auf Jahrtausende hinaus.Dass die Landesregierung vor diesem Hintergrund seit 2008 ernsthaft CO2-Endlager an dreiStellen in Schleswig-Holstein ins Auge gefasst hat, war direkt gegen die Interessen der Men-schen in Schleswig-Holstein gerichtet. Das haben die Bürgerinnen und Bürger besonders imLandesteil Schleswig erkannt und dagegen mobil gemacht. Kommunalpolitiker, Wasserverbän-de, Naturschutzorganisationen, Touristiker, Bauernverbände und viele, viele Bürger protestierenbereits. Es hat lange gedauert, bis es ins Bewusstsein des Ministerpräsidenten drang, aber dieMenschen in seiner nordfriesischen Heimat engagieren sich schon seit Wochen massiv gegenCO2-Endlager und sie sind bereit, vieles zu tun, um die RWE-DEA und die Landesregierung an derUmsetzung des Planes zu hindern. 3Die Landesregierung und die CDU-Fraktion sind lange nur dadurch in Erscheinung getreten, dasssie CCS in noch schöneren Farben malten als die RWE-DEA. Umweltminister von Boetticher hatdas CCS-Gesetz im Namen Schleswig-Holsteins mit einem Entschließungsantrag im Bundesratoffiziell begrüßt. Ministerpräsident Carstensen ist vor allem mit Überlegungen aufgefallen, wieSchleswig-Holstein mit dem Endlager abkassieren kann – sowie mit der Bahn brechendenwissenschaftlichen Erkenntnis, dass CO2 aus Brunsbüttel im Untergrund von Nordfriesland nichtso schlimm ist, wie CO2 aus dem Rheinland. Die Sozialdemokraten hier im Hause haben sichbisher verbal gegen CCS ausgesprochen aber aus Koalitionsräson still gehalten. Heute fordernwir sie alle auf: Stimmen sie für unseren Antrag!Die Menschen in Schleswig-Holstein wollen ihren Untergrund nicht für die Endlagerung von CO2hergeben. Deshalb fordern wir die Landesregierung auf, im Bundesrat den Gesetzentwurfabzulehnen. Allein durch den Aufschub des CCS-Gesetzes im Bundestag ist die Kuh noch nichtvom Eis. Deshalb fordern wir die CDU und die SPD auf: sorgen sie dafür, dass das CCS-Gesetzendgültig vom Tisch kommt. Und vor allem: Erklären Sie klipp und klar, dass das gemeinsameProjekt der Landesregierung und der RWE-DEA zur Erkundung von Endlagerstandorten inSchleswig-Holstein beendet ist. Sagen Sie endgültig Nein zum CO2-Endlager in Schleswig-Holstein. Niemand soll den Boden unter seinen Füßen für Experimente mit derart fragwürdigenund riskanten Technologien hergeben müssen.