Lars Harms zu TOP 43 - Zukünftige Aufstellung der HSH-Nordbank
Presseinformation Kiel, den 06. Mai 2009 Es gilt das gesprochene WortLars Harms TOP 43 HSH- Zukünftige Aufstellung der HSH -Nordbank Drs. 16/2552 und 16/2615Die Hamburger Bürgschaft und der Schleswig-Holsteinische Landtag haben Anfang April einerEigenkapitalzufuhr der HSH Nordbank und einer Garantiegewährung von insgesamt 13Millionen Euro zugestimmt. Damit - so sollte man meinen - kehrt erstmal Ruhe ein in dieDiskussion um den laufenden Betrieb unserer Landesbank. Aber: weit gefehlt! StattArbeitsruhe gibt es tagtäglich ein neues Scheibchen HSH-Krise zum Frühstück.Aktuell streiten sich die Anteilseigner über eine mögliche Verwässerung der Anteile durch denbeschlossenen Mini-SoFFin und den neu zu bewertenden Aktienkurs. Dieser muss bis Mitte Maistehen, damit die Hauptversammlung der Kapitalerhöhung zustimmen kann. Deutlich wird andiesem Beispiel, dass es den einzelnen Beteiligten immer noch um Vermögensoptimierunggeht, statt endlich zu verstehen, dass das einzige Ziel nur noch Schadensbegrenzung für dasLand Schleswig-Holstein heißen kann. 2Die Diskussion der letzten Monate und die damit einhergehenden Entscheidungen haben ausSicht des SSW bereits eindrucksvoll bewiesen, dass kaum einer der Akteure ein Interesse amWohl des Landes Schleswig-Holstein hat.Als Erster hat dies unser eigener Finanzminister Herr Wiegard bewiesen. Ende November hatsich die Landesregierung gegen eine schnellstmögliche Aufspaltung der HSH in eine Kernbankund eine Konsolidierungsbank und damit eine mögliche Kapitalaufstockung durch den SoFFinentschieden. Damit einher ging die Zusage der Landesregierung für eine Eigenkapitalzufuhrauf 7% durch die Anteilseigner, obwohl das Parlament noch nicht informiert war und schon garnicht darüber abgestimmt hatte.Der SSW hat bereits darauf hingewiesen, wie fatal es von der Landesregierung war, dieVerhandlungen mit dem Bund der HSH Nordbank zu überlassen. Im Vordergrund derDiskussion stand, wie die HSH möglichst billig an viel Geld gelangt - und das ist ihr auchgelungen. Diese Instrumentalisierung der Landesregierung durch eine Bank und die damiteinhergehenden finanziellen Konsequenzen für das Land Schleswig-Holstein hat der SSW inden vergangenen Wochen wiederholt kritisiert. Für diese Vorgehensweise muss es endlichKonsequenzen geben!Aus unserer Sicht hat diese Landesregierung kein Kommunikationsproblem, sondern einHandlungsproblem. Der vorliegende Bericht zur zukünftigen Aufstellung der HSH Nordbankmacht deutlich, dass die Landesregierung momentan überhaupt nicht handelt. Und auch wennman danach fragt, was eigentlich aus den beschlossenen Resolutionen der großen Koalitiongeworden ist, wird man feststellen, dass nichts passiert ist. Die Landesregierung wartet undhofft - dass dem Ministerpräsidenten Führungsschwäche vorgeworfen wird, kann hierniemanden mehr erstaunen!Aber schauen wir uns doch die Arbeitsaufträge der Landesregierung einmal an. 3Ende März wurde hier im Landtag beschlossen, dass Zielvereinbarungen mit dem HSH-Vorstand abzuschließen sind, um so sicherzustellen, dass die Vorgaben der Resolution erfülltwerden.Zu diesen Vorgaben gehört unter anderem die Verankerung von good governance. Damit sindhier die Verbesserung des Risikosystems der Bank, die Ausweitung der Berichtspflichtengegenüber dem Aufsichtsrat, die Optimierung der Informationspolitik, die Begrenzung derVorstandsgehälter und die Veränderung der Gehaltsstrukturen gemeint. All dieseVerbesserungsvorschläge resultieren aus der aktuellen Geschäftspolitik der HSH Nordbank, diesich in den letzten Monaten als katastrophal erwiesen hat.Der SSW hat bereits früher deutlich gemacht, dass es bei diesen Vorgaben nicht um eine Soll-sondern um eine Muss-Formulierung geht. Wir können nicht einerseits die Steuergelderunserer Bürgerinnen und Bürger zur Rettung einer Bank einsetzen und andererseits zulassen,dass die Vorstandsmitglieder mit halben Millionenbeträgen für ihre unzulängliche Arbeitbelohnt werden. Auch die Einführung einer nachhaltigen Gehaltsstruktur, die nicht durchkurzfristige Renditeoptimierung gesteuert ist, scheint bei der HSH Nordbank dringendnotwendig. Dazu gehört auch - trotz der von Herrn Nonnenmacher im Ausschuss aufgeführtenBefürchtungen, dass Einleger und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weglaufen -, dass es keineAuszahlung von Dividenden oder Boni gibt, so lange unser Geld in dieser Bank steckt. Erst mussdas Geld zurückgezahlt werden, dann gibt es Tantiemen.Merkwürdig ist, dass Herr Nonnenmacher die Befürchtung hat, sein Personal aufgrundfehlender Boni-Zahlungen zu verlieren und gleichzeitig versucht, seine Mitarbeiterinnen undMitarbeiter möglichst schnell loszuwerden. 200.000 Euro sollen für freiwilliges Gehen gezahltwerden und wer am schnellsten läuft, bekommt noch eine Sprintprämie von zweiBruttogehältern obendrauf. Wenn das so weitergeht, gibt es demnächst eine Ein-Mann-HSHNordbank. Der Financial Times Deutschland nach ist Herr Nonnenmacher mit seinerÄmterhäufung als Vorstandschef, Finanzchef, Risikochef und Chef des Operativen ja auf einemguten Weg dorthin. 4Parallel dazu freut sich die HSH Nordbank darüber, dass der Verlust des Jahres 2008 von 2,6Milliarden Euro 200 Millionen Euro niedriger ausfällt als eigentlich berechnet. Dabei ignoriertdie Bank ganz fleißig, dass dies genau die 200 Millionen Euro sind, die die Bank nach demErhalt der Roten Karte aus Brüssel an Dividenden nicht auszahlen durfte. Wir haben es hier alsonicht mit einem Gewinn durch die gute Geschäftspolitik der HSH zu tun, sondern nur miteinem Verbotsschild der EU, das für die HSH mehr als peinlich ist - vor allem weil dieOpposition Herrn Nonnenmacher mehrmals darauf hingewiesen hat, dass eine solcheAusschüttung schon unter finanzpolitischen Gründen unmöglich ist.In den Resolutionen wurde außerdem beschlossen, dass die Geschäftstätigkeit der HSHfortlaufend durch Regierung und Parlament begleitet werden. Die Erfahrungen der letztenMonate hat uns alle gelehrt, was das heißt: Von Transparenz und offener Informationspolitikkeine Spur. Stattdessen wird es einen Parlamentarischen Untersuchungsausschuss geben, umherauszufinden, welche Informationen es eigentlich gibt und wieso das Krisenmanagementder Landesregierung so offensichtlich versagt hat.Die Resolutionen der Großen Koalition gleichen in ihren Formulierungen einem Wunschzettel,mit dem man über „sollte“, „könnte“, „müsste“ versucht zum Ziel zu kommen. Der vorliegendeBericht beweist, dass dies bei dieser Landesregierung nicht gelingt. Seit einem Monat wird derStatus Quo gehalten, der Ministerpräsident eröffnet andere Schlachtfelder, um von seinerEntscheidungsschwäche abzulenken, geht auf seine Gegner los und ignoriert weiter dieinhaltlichen und finanziellen Probleme, vor denen dieses Land steht.Auch die Diskussionen über die Weiterentwicklung des Landesbankensektors sind völlig insStocken geraten. Obwohl sowohl der Bundesfinanzminister Herr Steinbrück eineKonsolidierung und Neustrukturierung der Landesbanken fordert, scheinen dieLandesregierung und die HSH Nordbank einzig und allein daran interessiert zu sein, dass eineKonsolidierungsbank als übergeordnete Anstalt des Bundes aufgebaut wird, um sich somöglichst schnell von aller Schuld rein zu waschen. 5Für den SSW kommt hier aber der zweite Schritt vor dem ersten. Bisher ist noch völlig unklar,wie die geplante Konsolidierungsbank der HSH Nordbank aussehen und funktionieren muss.Muss diese „Bad Bank“ rechtlich selbständig sein und einen eigenen Vorstand bekommen? Mitwelchem Kapital wird diese Bank ausgestattet und wer trägt dafür die Verantwortung? AusSicht des SSW muss bei der Entwicklung der Abbaubank außerdem kritisch überprüft werden,welche Geschäfte aus der gesunden Kernbank abgeschoben werden. Es kann nicht sein, dassauch Tätigkeitsfelder in die Abbaubank kommen, die noch äußerst lukrativ sind, nur weil sievielleicht nicht mehr zum vorgeschlagenen Geschäftsmodell passen.Die HSH Nordbank ist nicht die einzige Landesbank, der es im Zuge der Finanzkrise schlechtgeht. Baden-Württemberg, Bayern, aber auch das Saarland und Nordrhein-Westfalen habenmit der Rettung ihrer Banken zu kämpfen. Unsere HSH Nordbank hat dabei eindrucksvollbewiesen, wie staatsfern eine offiziell privatrechtliche Bank agieren kann, die mehrheitlich instaatlichem Besitz ist. Die Interessen der HSH lassen keine Rückschlüsse auf die Ziele desLandes Schleswig-Holstein zu und die wirtschaftspolitischen und regionalen Ziele des Landesscheinen nicht die Interessen unserer Landesbank zu sein. Für den SSW weise ich hier noch maldarauf hin, dass die HSH Nordbank keine regionale Kernbank ist, sondern eine internationaleAktiengesellschaft, deren Geschäftspolitik einzig und allein der Vorstand macht.Der Landesrechnungshof hat bereits 2002 vor der Fusion der Schleswig-Holsteinischen und derHamburger Landesbank gefordert, dass das Land seine Landesinteressen an der HSH Nordbankdefiniert und die Ausrichtung und Entwicklung der Geschäftspolitik dieser Bank damitabgleicht. Sieben Jahre nach dieser Forderung ist jetzt endlich der Zeitpunkt gekommen, wogenau dies geschehen muss.Die Landesregierung muss aus Sicht des SSW analysieren, welche Bedeutung die HSHNordbank für das Land Schleswig-Holstein hat und welche Interessen das Land Schleswig-Holstein an der HSH Nordbank hat. Nur mit einer detaillierten Untersuchung können die 6Bürgerinnen und Bürger dieses Landes die Informationen erhalten, die ihnen zustehen. Unddanach muss die Politik in diesem hohen Hause entscheiden, wie der bisher gemeinsame Wegdes Landes und der HSH Nordbank weitergehen soll.