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27.03.09
11:05 Uhr
SSW

Lars Harms zu TOP 18 - Situation der Werften in Schleswig-Holstein

Presseinformation

Kiel, den 27.03.2009 Es gilt das gesprochene Wort



Lars Harms



TOP 18 Schleswig- Situation der Werften in Schleswig-Holstein Drs. 16/2516

Ein sichtbarer Indikator für die wirtschaftliche Situation eines Landes ist immer das
Transportgewerbe. Denn die wirtschaftliche Entwicklung wirkt sich als erstes auf jede Art von
Fracht- und Güterverkehr aus. Die Finanz- und Wirtschaftskrise schlägt als erstes dort zu Buche,
wo Fracht und Güter bewegt werden. Wer sich heute die großen Logistikzentren anschaut, stellt
fest, dass viele LKWs stillstehen. Das gleiche Bild sehen wir in den Häfen, wo die Schiffe frachtlos
vor sich hindümpeln. Und da die Liegeplätze in den Häfen nicht ausreichen werden, wird bereits
nach Ausweichplätzen gesucht.


Die Schifffahrt gerät nun in wirtschaftlich schwere See, in die sie sich nicht unbedingt selbst
hineinmanövriert hat.
Sie hat in den letzten Jahren durchaus gut verdient, als die globale Wirtschaft boomte.
Entsprechend gut sahen die Auftragsbücher unserer Werften aus. Nun muss die
Schifffahrtsbranche selbstkritisch erkennen, dass in dieser Zeit zu viele Schiffe gebaut wurden. 2
Doch wer stellt sich in Zeiten einer boomenden Wirtschaft schon hin und spricht von
Überkapazitäten. Mal ehrlich, alle haben bei dieser Blase mitgemacht. Und solange es gut lief,
war dies natürlich kein Problem.
Doch die Blase ist geplatzt und diese Situation hat natürlich auch Auswirkungen auf die
Werften. So hat der „Verband für Schiffbau und Meerestechnik e.V.“ Anfang Februar des Jahres
deutlich gemacht, dass die deutschen Seeschiffwerften bereits in 2008 massive
Auftragseinbußen hinnehmen mussten. Und was die Zukunft bringen wird, kann heute noch
niemand vorhersagen. Eins ist aber sicher, rosig wird es nicht.
Aber es sind nicht nur die Werften. Auch die gesamte Zuliefererindustrie wird die Wucht dieser
Krise zu spüren bekommen.


Wie die Situation der Werften hier im Land aussieht, ist nicht klar. Wie fit sind unsere Werften
und was können sie noch zusetzen? In einem Artikel des SHZ war nachzulesen, dass kaum ein
Unternehmen Auskünfte über ihre aktuelle Auftraglage gibt. Weder HDW, Lürrsen-Werft noch
die Peterswerft sahen sich in der Lage eine Prognose abzugeben. Derartige Auskünfte können
uns nicht zufrieden stellen. Eine klare Einschätzung der Situation von Seiten der Werften wäre
für die Politik durchaus wünschenswert, damit wir wissen, womit wir es noch zu tun bekommen.
Einzig und allein, die Flensburger Schiffbaugesellschaft hat in dem Artikel mitgeteilt, dass die
Bestellungen noch bis Anfang 2013 reichen. Zumindest scheint es noch einen zu geben, der den
Überblick über seine Bücher nicht verloren hat.
Welchen Wert diese Bestellungsliste letztendlich aber haben wird, sei noch dahingestellt. Denn
die Werften leisten eine Vorfinanzierung auf den weitaus größten Teil des Kaufpreises.
Angesichts der Übervorsicht bei den Kreditvergaben bei den Banken, wird es aber immer
schwieriger die Vorfinanzierung auf die Beine zu stellen.


Wie sollen wir den Menschen im Land klar machen, dass Milliarden für Banken ausgegeben
werden, um diese zu retten und damit sie ihr Geschäft weiter betreiben können, wenn sie auf 3
der anderen Seiten die Kreditgeschäfte erschweren. Das passt nicht zusammen. Hier sind die
Banken gefordert.


Aber nicht nur die deutschen Werften sind von der Krise betroffen. So haben bereits Länder wie
China, Süd-Korea oder Norwegen angekündigt, finanzielle Maßnahmenpakete oder
Rettungsfonds für die Werften einzurichten. Angesichts der bereits unterschiedlichen
Ausgangslagen bei staatlichen Werftenhilfen, halte ich es für sinnvoll, auf derartige
Maßnahmen im Ausland entsprechend zu reagieren. Hier dürfen wir unsere Werften nicht allein
lassen. Daher müssen wir sehen, ob wir die Vergabe von öffentlichen Schiffsaufträgen so
steuern können, dass unsere Werften im Wettbewerb eine Chance haben.


Wichtig aus Sicht des SSW ist aber, wenn es zu Unterbeschäftigung kommen sollte – wovon wir
derzeit wohl ausgehen können – dass die Beschäftigten jetzt nicht entlassen werden. Hier
sollten von den Werften Maßnahmen ergriffen werden, um die Menschen weiter zu
qualifizieren und fortzubilden. Statt reflexartig mit Entlassungen zu reagieren – soweit ist es ja
Gott sei dank noch nicht - sollten andere Wege aus der Krise gesucht werden.
Auch sollten die Werften auf Forschung, Entwicklung und Innovation zu setzen. In diesem
Zusammenhang unterstützen wir die Forderung der IG Metall Küste, auch das Fördervolumen
der Innovationsbeihilfen zu verdoppeln. Auch auf diese Art und Weise könnten wir unsere
Werften für den Wettbewerb fit halten.