Anke Spoorendonk zu TOP7a - Gesetz zur Änderung des Kindertagesstättengesetzes
PresseinformationKiel, den 28.01.2009 Es gilt das gesprochene WortAnke SpoorendonkTOP 7A Änderung des Kindertagesstättengesetzes (Drs. 16/2430)Eines, finde ich, muss man hier und heute ganz deutlich sagen: Häme ist nicht angebracht.Wir ALLE haben den Entwurf für das Haushaltsbegleitgesetz in Händen gehabt. Wir ALLEhaben die Hand dafür oder dagegen gehoben. Wir ALLE haben den Fehler nicht rechtzeitiggesehen. Deshalb gibt es keinen Grund, schadenfreudig mit dem Finger auf andere zuzeigen. Denn mehr denn je gilt, dass dabei drei Finger auf uns selbst zurückweisen.Das ändert natürlich nichts daran, dass offensichtlich irgendwo schlampig gearbeitetworden ist. Ich gehe davon aus, dass einige Menschen bei dieser Debatte zu Recht tiefroteOhren bekommen. Denn irgendjemand hätte uns vor diesem Schlamassel bewahrenkönnen. Dann hätte der Landtag nicht im Hauruckverfahren das Gesetz wieder ändernmüssen. Und dann wären vor allem die Eltern in Schleswig-Holstein vor den falschenErwartungen bewahrt worden, die durch die öffentliche Debatte um den Fehler gewecktund leider von den Fraktionen von FDP und Grünen zusätzlich geschürt wurden. 2Aber trotzdem: Der SSW steht zu dem, was wir im Dezember mitbeschlossen haben. Undniemand wird ernsthaft behaupten können, dass irgendjemand in diesem Raum bewusstdie Beitragsfreiheit ab Januar beschlossen hat. Wenn wir uns selbst noch ernstnehmen,dann müssen wir das durchführen, was der Landtag wollte, und uns nicht von einemhandwerklichen Fehler leiten lassen. Es wäre doch vollkommen absurd, wenn wirakzeptieren würden, dass die Fehler eines unachtsamen Referenten oder einer anderenarmen Seele wichtige politische Fragen in Schleswig-Holstein bestimmen können.In der Sache kann es ja gar keinen Zweifel geben, dass wir lieber früher als später Eltern vonKita-Gebühren befreien wollen. Aber: Wer sich gegen die vorliegende Lösung stellt, mussauch sagen, wo die knapp 17 Millionen dafür herkommen sollen. Wir können es nicht. Undvon der HSH-Nordbank nehmen können wir es auch nicht, wie es die Grünen mit einemebenso flotten wie platten Spruch unterstellt haben. Also bleiben nur Kredite.Im Moment nimmt der Staat Schulden ohne Ende auf, um die Konjunktur zu retten. Es wäreeinfach – zu einfach – jetzt eine zweistellige Millionensumme zusätzlich aufzunehmen, umim ersten Halbjahr 2009 die Kita-Beiträge für die größten Kindergartenkinder zu bezahlen.Damit würden wir uns eine Menge Ärger und Unmut ersparen. Aber das Geld kommt nichtvon irgendwo her. Es wird den heutigen Kindergartenkindern irgendwann fehlen, zumBeispiel wenn es darum geht, Mängel in der Bildung zu beheben.Vor diesem Hintergrund hat sich der SSW entschieden, den Gesetzentwurf der GroßenKoalition zu unterstützen. Um es klar zu sagen: Es macht überhaupt keinen Spaß, dieBeitragsfreiheit wieder für fünf Monate abzuschaffen. Aber wir sehen keinen anderenverantwortungsvollen Weg. Wer jetzt einfach die Beibehaltung der Beitragsfreiheit ab dem1. Januar fordert, der nimmt den Landtag nicht ernst und der muss klar benennen, wo diezusätzlichen Millionen herkommen sollen. Ansonsten muss er oder sie sich den Vorwurf 3gefallen lassen, dass es hier nur um platten Wahlkampf geht. Und das möchte ich auch ganzklar sagen: Es ist schäbig, bei den Familien bewusst falsche Erwartungen zu wecken, nur umim Superwahljahr 2009 billige Punkte machen zu können. Dafür ist dieses Thema nunwirklich zu ernst und zu wichtig.Und noch ein letztes klares Wort: Das Nachsitzen ist zwar morgen Abend beendet, aberdanach hat die Große Koalition noch immer reichlich Schulaufgaben zu machen. Sie mussendlich klipp und klar sagen, wie sie sich die Umsetzung der Gebührenbefreiung in derPraxis vorstellt. Es ist immer noch nicht ersichtlich, wer wem wie viel wann zahlt. Bisherblickt kaum jemand durch, wie es nach dem 1. August laufen soll. Das zeigt ja schon dieaktuelle Stellungnahme der kommunalen Landesverbände. Jetzt rätseln alle auch noch, wiesie den Eltern die Januar-Gebühren erstatten sollen. Es wird höchste Zeit, dass die GroßeKoalition diese chaotische Reform wieder in den Griff bekommt, die ja eigentlich für alle einkleiner Grund zur Freude sein sollte.