Ekkehard Klug: "PISA-Studie bescheinigt der Ministerin Erdsiek-Rave ein Totalversagen"
FDP Landtagsfraktion Schleswig-HolsteinPresseinformation Wolfgang Kubicki, MdL Nr. 335/2008 Vorsitzender Dr. Heiner Garg, MdL Stellvertretender Vorsitzender Kiel, Donnerstag, 11. Dezember 2008 Dr. Ekkehard Klug, MdL Parlamentarischer Geschäftsführer Sperrfrist: Redebeginn Günther Hildebrand, MdLEs gilt das gesprochene Wort!Bildungspolitik/PISA-LändervergleichEkkehard Klug: „PISA-Studie bescheinigt der Ministerin Erdsiek-Rave ein Totalversagen“ In der Landtagsdebatte zu TOP 20 (Bericht zum PISA-Ländervergleich) erklärte der bildungspolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Dr. Ekkehard Klug:„Seit der vorletzten PISA-Studie, die 2003 durchgeführt wurde, ist Schleswig-Holstein nicht vorangekommen. Andere Bundesländer haben seither jedoch deutliche Fortschritte bei den Leistungen der 15jährigen Schüler aufzuweisen. Dies beides erklärt, weshalb Schleswig-Holstein in der ‚Rangtabelle‘ der Bundesländer abgerutscht ist – beim Testbereich „Lesen“ von Platz 5 auf Platz 12, in der Mathematik von Platz 7 auf Platz 11.Für diese Entwicklung dürfte es mehrere Ursachen geben. Aber eines ist klar: Die Schulpolitik der schleswig-holsteinischen Regierungen war vor und nach der Landtagswahl 2005 - also genau in dem Zeitbereich zwischen der 2. und der 3. PISA-Studie – auf nichts so sehr fixiert wie auf das Thema Schulstrukturreform. Das sollte der Heilsbringer sein. Frau Erdsiek-Rave predigt diese Zukunftsverheißung noch heute. Eine Bildungspolitik nach dem Motto: „Wir machen eine Schulstrukturreform, und in einigen Jahren sind die Schüler dann alle gebildeter“ wird aber genauso sicher scheitern wie entsprechende Rezepte in anderen Politikbereichen - etwa nach dem Motto: „Wir machen eine Gesundheitsstrukturreform, und in einigen Jahren sind die Leute dann alle gesünder“. Keine Gesundheitsministerin käme auf die Idee, den Bürgern eine solche Losung zu verkaufen, aber für die schleswig-holsteinische Bildungsministerin ist das in ihrem Bereich geradezu die Standard-Ausrede angesichts kritischer Befunde wie beim aktuellen PISA-Ländervergleich.Ich nenne das eine technokratische Illusion - und die weit überwiegende Mehrheit der Schleswig-Holsteiner teilt diese Skepsis. Die Bildungspolitik dieser Landesregierung wird von einer deutlichen Mehrheit kritisch bewertet.Christian Albrecht, Pressesprecher, V.i.S.d.P., FDP Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag, 1 Landeshaus, 24171 Kiel, Postfach 7121, Telefon: 0431/9881488 Telefax: 0431/9881497, E-Mail: presse@fdp-sh.de, Internet: http://www.fdp-sh.de/ Zu den unerfreulichen Ergebnissen des neuen PISA-Ländervergleich gehört auch noch folgender Umstand: Die sogenannte „Risikogruppe“ der Schüler, die Texte kaum „sinnentnehmend“ lesen können, liegt mit knapp 25 Prozent noch fast genauso hoch wie beim ersten PISA- Ländervergleich aus dem Jahre 2000 (26,5 Prozent). Viele Bundesländer haben dagegen gerade hier deutliche Fortschritte vorzuweisen. Weil sie den Anteil der „Problemfälle“ sehr viel stärker verringern konnten, hat sich logischerweise - anders als in Schleswig- Holstein – ihr Landesdurchschnitt teilweise spürbar verbessert.Auch in einem weiteren Bereich zeigt sich in Schleswig-Holstein Stillstand: Der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Lesekompetenz der Schüler ist in unserem Land mit am stärksten ausgeprägt und hat sich vor allem seit der Jahrhundertwende kaum verbessert: nur von 46 auf 44 Punkte, während z. B. Niedersachsen mit einer Veränderung von 46 auf 35 Punkte oder Sachsen mit einer Verbesserung von 35 auf 31 Punkte ganz andere Zahlen aufzuweisen haben.Das ist das größte Debakel sozialdemokratischer Bildungspolitik in Schleswig-Holstein: Sie erhebt den Anspruch, den Schwächeren in besonderer Weise helfen zu wollen, erreicht aber in der Schulwirklichkeit gerade in diesem Bereich nichts als Stillstand. Die neue PISA-Studie bescheinigt gerade hier der Politik der Bildungsministerin Erdsiek-Rave ein Totalversagen.Die 2006 bei PISA getesteten 15jährigen sind im Regelfall 1997, zum Teil auch erst 1998 eingeschult worden: Das ist die „Generation Ute“, die ihre gesamte Schulzeit unter der politischen Verantwortung der amtierenden Ministerin verbracht hat.Und deshalb ist es auch kein Wunder, wenn Frau Erdsiek-Rave zu einer derart miserablen Bilanz nichts anderes einfällt als das Versprechen, in einigen Jahren werde alles besser.Die Altersgruppe, die im Blickpunkt der PISA-Leistungsvergleiche steht, zählt im Übrigen in Schleswig-Holstein in besonderer Weise zu Verlierern der Schulpolitik: Ihre Unterrichtsversorgung ist besonders schlecht, und zwar in den entsprechenden höheren Jahrgängen der „auslaufenden“ alten Schularten ebenso wie in den angesichts hoher Schülerzahlen unzureichend ausgestatteten Gymnasien.Finanzminister Wiegard räumte dies in seinem shz-Interview am 3. Dezember ganz offen ein:„Dass wir uns bei der Unterrichtsversorgung an der unteren Grenze dessen bewegen, was nötig wäre, ist nicht zu bestreiten“, sagte Herr Wiegard.Blickt man in die Analysen der Wissenschaftler, die die neue PISA- Studie durchgeführt haben, wird außerdem deutlich, dass es auch auf die Art des Unterrichts ankommt. Dazu folgendes Zitat aus der Zusammenfassung der Ergebnisse:„In allen Ländern erreichen Schülerinnen und Schüler, deren Naturwissenschaftsunterricht traditionell ausgerichtet ist, höhere Testleistungen (zwischen 20 und 52) als Schülerinnen und Schüler, die Unterricht des Musters globale Aktivitäten erhalten“. Christian Albrecht, Pressesprecher, V.i.S.d.P., FDP Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag, 2 Landeshaus, 24171 Kiel, Postfach 7121, Telefon: 0431/9881488 Telefax: 0431/9881497, E-Mail: presse@fdp-sh.de, Internet: http://www.fdp-sh.de/ Letzterer macht den Schüler zwar mehr Spaß, aber sie lernen weniger. Am erfolgreichsten ist nach Aussage der PISA-Forscher jedoch Unterricht, bei dem das Schlussfolgern aus Experimenten, das Generieren eigener Ideen und das Übertragen von wissenschaftlichen Konzepten auf den Alltag häufiger vorkommt. - Das ist ja wirklich erstaunlich, möchte man meinen.Am erstaunlichsten ist aber, dass den Schulen von Seiten der schleswig-holsteinischen Bildungs-Obrigkeit immer wieder - etwa in den einschlägigen Belehrungen durch EVIT-Berichte - das „fit for fun“- Rezept eines durch globalgalaktische Aktivitäten geprägten Unterrichts gepredigt wird.Solange es diesen misslungenen „Schul-TÜV“ - den wir ja abschaffen wollen – noch gibt, sollte man vielleicht erst einmal die EVIT-Gutachter zur Fortbildung schicken, damit sie den Schulen künftig keine Unterrichtskonzepte mehr vorschreiben, die nach dem Befund der PISA-Forscher die schlechtesten Ergebnisse hervorbringen.Gute Unterrichtsangebote und gezielte Förderung zum Ausgleich von Schwächen: Mit diesen Instrumenten bestreiten die besten Länder bei Bildungsvergleichen ihren Erfolg. Sachsen hat die Leseförderung seit Jahren zum durchgängigen Prinzip gemacht; das Land unterstützt die Einrichtungen von Schulbibliotheken und Leseecken an Schulen, bietet Ferienkurse und andere Fördermaßnahmen für lernschwächere Schüler - und siehe da: allein der Rückgang der „Risikogruppe“ extrem schwacher Leser von 19 auf unter 12 Prozent führt zu einer nachhaltigen Verbesserung des PISA-Landesdurchschnitts für Sachsen.Ähnliches Bild bei der Grundschulstudie IGLU: der Testsieger Thüringen hat an seinen Grundschulen ein so dichtes Netz von Ganztagsangeboten eingeführt, dass heute 70% der Grundschüler in Thüringen am Nachmittag in ihren Schulen eine betreute Hausaufgabenhilfe erhalten. Das wirkt.Leere Versprechungen auf eine in mehr oder weniger ferner Zukunft wirkende Schulreform bringen den Schülerinnen und Schülern dagegen überhaupt nichts.“Christian Albrecht, Pressesprecher, V.i.S.d.P., FDP Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag, 3 Landeshaus, 24171 Kiel, Postfach 7121, Telefon: 0431/9881488 Telefax: 0431/9881497, E-Mail: presse@fdp-sh.de, Internet: http://www.fdp-sh.de/