Anke Spoorendonk zu TOP 4 Haushaltsstrukturgesetz
PresseinformationKiel, den 10.12.2008 Es gilt das gesprochene WortAnke SpoorendonkTOP 4 Entwurf eines Haushaltsstrukturgesetz zum Haushaltsplan 2009/2010 Drs. 16/2323Der Offenbarungseid der amerikanischen Investmentbank Lehmann Brothers MitteSeptember und die gescheiterte Strategie der HSH Nordbank, die schleswig-holsteinische Öffentlichkeit mit nur so vielen Informationsbrocken zu füttern, wie dieaktuelle Entwicklung auf dem Finanzmarkt hergab, führte den Menschen in unseremLand erstmals so richtig vor Augen, dass wir es nicht mit einer virtuellen, sondern miteiner realen Finanzkrise zu tun haben - mit einer Krise also, die Arbeitsplätze undWirtschaftswachstum kostet.In keinem europäischen Land ist dieser Prozess der Erkenntnis so konkret zu beobachtenwie derzeit in Island. Trotz Kälte demonstrieren Tausende von Woche zu Woche vor demParlamentsgebäude und der isländischen Notenbank, und noch nie war dort der Abstandzwischen Regierenden und Regierten so groß wie in diesen Wochen. Man spricht davon,dass Island durch die Machenschaften von 16 Familien in einen finanziellen Abgrund 2gestürzt worden ist. - Und ausbaden müssen dies insbesondere Menschen, die ein ganznormales Leben geführt haben, ohne in irgendeiner Weise an dem Abzocken der Bankenbeteiligt gewesen zu sein.Die ehemalige Präsidentin Islands, Vidgis Finnbogadottir, die heute noch ein hohesAnsehen genießt und liebevoll Mutter des Volkes genannt wird, fasste in einemInterview kürzlich die Gemütslage der Menschen so zusammen: Man sei schockiert,empfinde Wut, Trauer und Scham. Denn die Isländer seien sich sehr wohl bewusst, dasses für sie als kleine Nation von besonderer Bedeutung sei, einen guten internationalenRuf zu genießen. - Und man habe ja auch viel zu bieten, sagt sie: ein hohesAusbildungsniveau, eine gelebte Wohlfahrtsgesellschaft und ein aktives Kulturleben.Dieses alles mit über die Runden zu bringen, stelle für Island eine zusätzlicheHerausforderung dar.Nun kann man zu Recht einwenden, dass Deutschland nicht mit Island vergleichbar ist,weil uns viel mehr Ressourcen zur Verfügung stehen und Deutschland - schon alleinwegen seiner Größe und geographischen Lage - mit viel komplexeren Problemen fertigwerden muss. Dennoch beinhaltet die Finanzmarktkrise in der Bundesrepublikgrundsätzlich die gleichen psychologischen Elemente wie die isländische. Und dahergeht es bei den Strategien zur Bewältigung der Krise letztlich darum, wie das Vertrauenin unsere Demokratie bei allen getroffenen und noch zu treffenden Endscheidungennicht den Bach runtergeht.Bei der Debatte im Deutschen Bundestag über das Finanzmarktstabilisierungsgesetzwurde mehrfach davon geredet, dass der Finanzmarkt ein öffentliches Gut ist, das vom 3Staat geschützt werden muss. - Weil stabile und funktionsfähige Finanzmärkte dieVoraussetzung für eine funktionierende Wirtschaft sind. Sie sind fundamentalerBestandteil unserer Wirtschaftsordnung, damit Betriebe investieren, und die öffentlicheHand die notwendige gesellschaftliche Infrastruktur - sprich: Straßen, Schienen undGebäude - vorhalten kann.Wer so argumentiert, muss sich aber darüber im Klaren sein, wie hohl sich solche Sätzeanhören, wenn sie mit der sozialen Wirklichkeit vor Ort konfrontiert werden. Dereigentliche Lakmustest bei der Sicherung unserer Wirtschaftsordnung heißt aus Sichtdes SSW daher, dass alle steuerfinanzierten Rettungs- und Strukturmaßnahmen auch inder Gesellschaft ankommen müssen - und zwar sozial gerecht. Alles andere wäre nichthinnehmbar.Die neuesten Prognosen über das Wirtschaftswachstum für 2009 fallen leider sehr vielschlechter aus als noch bei der 1. Lesung des Landeshaushaltes vermutet wurde. Esscheint festzustehen, dass wir vor einer weltweiten Rezession stehen, die auch nicht vorder Bundesrepublik Deutschland haltmachen wird. Die Wirtschaftsexperten gehendavon aus, dass das Wachstum im nächsten Jahr um mindestens 0,8% fällt und dass sichdie Wirtschaft erst ab 2010 so langsam wieder erholen wird. Und dies ist sogar diepositivste Prognose - es kann auch viel schlimmer kommen.Natürlich wird so ein wirtschaftlicher Einbruch negative Auswirkungen auf dieöffentlichen Haushalte haben und damit auch auf den schleswig-holsteinischenLandeshaushalt. Die Steuereinnahmen werden vermutlich sinken und die Ausgaben desStaates ansteigen - zum Beispiel wegen des zu erwartenden Anstieges der 4Arbeitslosenzahlen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist alles noch Kaffeesatzleserei. Wir müssenuns aber wohl oder übel darauf einstellen, dass die Novembersteuerschätzung - woraufder Landeshaushalt ja beruht - noch nicht die Folgen der künftigen Entwicklung mitabbildet.Umso wichtiger ist es, dass die Politik jetzt handelt, um diesen Abwärtstrendaufzuhalten, damit die Konjunktur in Deutschland, Europa und weltweit nicht völligeinbricht. Dabei geht es längst nicht mehr darum, über die Banken einen Schutzschirmaufzuspannen - wie es Bund und Länder gemeinsam erfolgreich gemacht haben, - jetztmüssen alle Maßnahmen der sogenannten Realwirtschaft - den Unternehmen und ihrenMitarbeitern - direkt zugute kommen. Damit die Nachfrage nicht völlig einbricht, mussman entweder die Steuern senken oder der Wirtschaft durch zusätzliche Investitionenneue Impulse geben. Diese Weichenstellung gilt übrigens ebenso - wenn auch inbegrenztem Umfang - für den heute zu beschließenden Landeshaushalt.In anderen Ländern hat man diese Botschaft viel schneller begriffen als in Deutschland.Dort hat man große Programme entweder schon beschlossen - wie in Großbritannien,wo die Mehrwertsteuer gesenkt wird, oder man hat sie angekündigt - wie in den USA,wo der neue Präsident Barack Obama unerhörte Summen in die Stabilisierung derKonjunktur investieren will. Die Große Koalition in Berlin musste leider zu ihremBeschluss getragen werde. Wobei die Kritik am viel zu geringen Volumen desKonjunkturprogramms ja nicht nur von der Opposition, sondern auch aus den Reihen derRegierungskoalition kommt. SPD-Chef Müntefering hat somit bereits angekündigt, dasses vielleicht sogar schon im Januar zu einem Konjunkturprogramm II kommen wird - undmuss. 5Fest steht erst einmal, dass die Bundesregierung ein Konjunkturpaket geschnürt hat, daslaut Bundeskanzleramt ein Volumen von 31 Milliarden Euro hat. Dabei stehe Deutschlandin Europa an zweiter Stelle, heißt es. Was aber offenbar verschwiegen wird, ist dieTatsache, dass hinter dieser riesigen Summe ein Sammelsurium aus alten und neuenMaßnahmen steht. Zudem zieht die Große Koalition Presseberichten zufolge einfach dieAusgaben für mehrere Jahre zu einer Summe zusammen. Bei genauem Hinsehenumfasst das eigentliche Konjunkturpaket der Regierung für das Jahr 2009 zum Beispielstaatliche Mehrausgaben und Mindereinnahmen von gerade einmal 4,1 Milliarden EuroOben drauf kommen dann nach Lesart der Bundesregierung weitere, schon im Oktoberbeschlossene Maßnahmen - zum Beispiel die Senkung des Beitragssatzes zurArbeitslosenversicherung.Auf das Jahr 2009 bezogen, wo nach Ansicht fast aller Ökonomen der größteHandlungsbedarf besteht, entfallen davon aber nur 6 Milliarden Euro. Inklusive deseigentlichen Konjunkturpakets ergibt sich für das nächste Jahr also ein Gesamtbetragvon gerade einmal 10 Milliarden Euro. Hinzu kommt, dass einige der genanntenBeschlüsse gar nicht wegen der schwierigen wirtschaftlichen Lage, sondern aus anderenGründen initiiert wurden. Zudem müssten in einigen Fällen eigentlich Mehrkosten fürdie Bürger an anderer Stelle gegengerechnet werden, so zum Beispiel dieMehrbelastungen durch die gleichzeitige Anhebung des Krankenkassenbeitrages.Aus Sicht des SSW ist es richtig und notwendig, dass sich die Politik der Aufgabe stellt,wie mit Blick auf die zu erwartende weltweite Rezession mit Hilfe vonKonjunkturprogrammen gegengesteuert werden kann. Dass Konjunkturprogramme 6Sinn machen, kann man mittlerweile auch in wissenschaftlichen Studien nachlesen. -Soll heißen: Wenn die Wirtschaft auf der Kippe steht, kann der Staat sie sehr wohl vordem Absturz bewahren, wenn die Eingriffe zum richtigen Zeitpunkt kommen undzielgenau und zeitlich befristet sind.Es ist aber fraglich, ob das beschlossene Konjunkturprogramm der Bundesregierung denformulierten Erwartungen gerecht werden kann. Denn vieles deutet bekanntlich daraufhin, dass wir es eher mit Flickschusterei als mit einem Konjunkturprogramm aus einemGuss zu tun haben. Auch die Tatsache, dass die Bundesländer nicht von Anfang an mitam Verhandlungstisch saßen, spricht gegen die Seriosität des Bundesprogramms. Hinzukommt die eigentliche Gretchenfrage, wie denn die Nachhaltigkeit des Programmsgesichert ist - die Fahrer großer Autos von der Kfz-Steuer zu befreien, trägt dazu nunwirklich nicht bei.Auch brauchen wir ein Konjunkturprogramm, das schon 2009 Wirkung erzielen kann.Was wir aber ganz sicher nicht brauchen, sind pauschale Steuerentlastungen. Zumal dieumfangreichen Steuersenkungen ab 2000 dazu geführt haben, dass die Staatsquote inDeutschland zwischen 1999 und 2008 von 48% auf 43,5% zurück gegangen ist. Wasdiese Steuerausfälle für Schleswig-Holstein bedeutet haben, ist in jeder Statistik über dieVerschuldung unseres Landes nachzulesen.Das Problem der „schrumpfenden Mittelschicht“ ist aber auch ein schleswig-holsteinisches Problem. Dabei geht es in erster Linie darum, dass die Gruppe derDurchschnittsverdiener schrumpft und dass die soziale Mobilität nach oben für dieunteren Einkommensschichten gesunken ist. So meldete die Regionaldirektion Nord der 7Arbeitsagentur kürzlich, dass die Zahl der sogenannten „Aufstocker“ zwischen 2007 und2008 deutlich gestiegen ist - um 18,5% , um genau zu sein. Am deutlichsten war übrigensder Zuwachs in Schleswig-Holstein, wo im April rund 48.300 „Aufstocker“ bei derArbeitsagentur geführt wurden, ein Anstieg um 20,1% gegenüber dem Vorjahr.Hinter all diesen Zahlen verbirgt sich die nackte Wahrheit, dass immer mehr Menschenauf einen Hartz IV-Zuschlag angewiesen sind, um überhaupt über die Runden zukommen. - Dass sie praktisch am Rande eines Existenzminimums leben. Dies zu ändern,verlangt handfeste arbeitsmarktpolitische Initiativen. Hier geht es also umMindestlöhne, um Tariftreue und um eine ganz andere Bildungs- undQualifizierungspolitik. Für den SSW steht fest, dass ein Konjunkturprogramm auch daranzu messen ist, ob es solche Ansätze unterstützt oder die soziale Kluft in der Gesellschafteher vertieft.Trotzdem kommen wir nicht umhin, dass die Finanzpolitik durch das Steuerrecht auchdazu beiträgt, dass unsere Gesellschaft weiter auseinander driftet. Wir können nichteinfach hinnehmen - gerade in einer Zeit, in der wir über die Ankurbelung derKonjunktur reden - dass der Bund, wie dargestellt im Bericht der Landesregierung überdie Einkommensentwicklung in Schleswig-Holstein, zwischen 2006 und 2012 durch diesogenannte kalte Progression stillschweigend die Kaufkraft der breitenBevölkerungsschichten um bis zu 63 Milliarden Euro schwächt.Wir brauchen mit anderen Worten eine Streckung der Progressionszone durch eineErhöhung des Spitzensteuersatzes und eine weniger aggressive Progression bei denunteren Einkommen. Eine solche Entlastung der unteren und mittleren Einkommenkönnte durchaus von den Topverdienern mitfinanziert werden. Aus Sicht des SSW würde 8so eine Steuerreform Sinn machen, sie wäre eine sinnvolle Ergänzung zu denbeschlossenen Konjunkturprogrammen und wäre auch eine Antwort auf die Frage, wiesich die Politik trotz Wirtschaftskrise für mehr soziale Gerechtigkeit einsetzen kann.Dies sind also die äußeren Rahmenbedingungen, die erwähnt werden müssen, wennman sich seriös mit den Landesfinanzen für die nächsten zwei Jahre beschäftigen will.Denn wir leben ja leider nicht auf einer Insel der Glückseligen. Von daher lässt sich dervorgelegte Haushaltsentwurf für den Doppelhaushalt 2009/2010 bedauerlicherweisenicht auf eine einfache Formel reduzieren. Er ist eine durchwachsene Angelegenheit,weil er trotz positiver Ansätze auf ausgesprochen wackeligen Beinen steht. Dies sage ichausdrücklich auch vor dem Hintergrund der Belastungen, die sich womöglich noch ausder Sanierung der HSH Nordbank für den Landeshaushalt ergeben könnten.Wie kein anderer hat in den vergangenen Wochen der Präsident desLandesrechnungshofes auf die bestehenden Schieflagen des Haushaltsentwurfsaufmerksam gemacht. Auch wenn der SSW nicht alle Schlussfolgerungen desLandesrechnungshofs teilt, nehmen wir seine Kritik ernst. Führt sie uns doch vor Augen,dass der Spagat zwischen Haushaltskonsolidierung und politischem Gestaltungswillennicht so groß sein darf, dass die Hosen reißen. Für den SSW heißtHaushaltskonsolidierung unter anderem, dass es transparente - und auch einzuhaltende- Kriterien dafür geben muss, wie unter der Maßgabe der Konsolidierung der Haushaltaufzustellen ist. Davon sind wir noch weit entfernt.Allerdings gibt es Situationen, die besondere Maßnahmen erfordern. Und die aktuellewirtschaftliche Krise ist so eine Situation. Soll heißen: Ohne die Aufnahme neuerSchulden wäre es nicht möglich gewesen, die notwendigen Investitionen im 9Bildungsbereich zu tätigen. Ich gehe davon aus, dass dies auch von einer Mehrheit imFinanzausschuss so gesehen wird, ansonsten habe ich die Fraktionsanträge zumHaushalt völlig falsch gelesen. Sowohl für 2009 wie auch für 2010 plant dieLandesregierung jetzt über 600 Millionen Euro neue Schulden aufzunehmen. Dies isteine gewaltige Summe; sie ist aber immer noch innerhalb der Verfassungsgrenze, da dieSumme der Kredite die Summe der Investitionen nicht übersteigt. Der SSW begrüßt, dassdie Landesregierung verstärkt auf Investitionen setzt. Nur so wird es letztlich möglichsein, die Einnahmesituation des Landes zu verbessern - und genau darauf kommt es an.Aus Erfahrung wissen wir, dass es ganz einfach nicht möglich ist, das Land gesund zusparen. Daher begrüßen wir, dass die Landesregierung beschlossen hat, eine ganze Reihevon Investitionen vorzuziehen, zum Beispiel im Bereich Straßenbau undSchulbaumodernisierung.Dennoch misst der SSW die Große Koalition an ihren selbst gesteckten Zielen derHaushaltskonsolidierung. Zumal sie 2005 großspurig mit der Behauptung antrat, dassnur eine Große Koalition imstande ist, Großes zu vollbringen. Dass dem nicht so ist,wussten wir schon damals, denn es ist Logik für Perlhühner, dass es in einer GroßenKoalition in erster Linie darum geht, einander in Schacht zu halten. Und die Kritik, dieRegierungskoalition hat es versäumt, in wirtschaftlich besseren Zeiten mehr für dieHaushaltskonsolidierung zu tun, ist aus unserer Sicht nicht von der Hand zu weisen.Die „stillen Tage in Kiel“ waren mit anderen Worten vorprogrammiert. Verfehlt hat dieLandesregierung vor allem das Ziel, mit ihrem Personaleinsparkonzept diePersonalausgaben des Landes wirkungsvoll zu reduzieren. Für den SSW ist dies keineÜberraschung, haben wir doch nie daran geglaubt, dass es möglich ist, auf der Basis rein 10rechnerischer Ziele Personalentwicklung zu betreiben. Denn auch, wer Personalreduzieren will, muss konzeptionell vorgehen, und das geschieht eben nicht, wenn dieVorgabe lautet: 7,5% Personaleinsparung auf der Ministerialebene und 15% imnachgeordneten Bereich. Dort, im nachgeordneten Bereich, ist die Personaldeckemittlerweile so dünn, dass konkrete Aufgaben nicht mehr zügig erledigt werden können.Für uns steht somit fest, dass Verwaltungsstrukturen innerhalb der Landesverwaltungreformiert und geändert werden müssen und dass die Landesregierung hier eher aufPepita-Niveau gearbeitet hat.Wir brauchen flachere Strukturen und für die einzelnen Mitarbeiterinnen undMitarbeiter größere Entscheidungsbefugnisse. Daher begrüßen wir, dass derJustizminister für sein Ressort dabei ist, eine echte Verwaltungsreform durchzuführen.Wir wünschen ihm dabei eine glückliche Hand, denn wir brauchen für die Ebene derMinisterien inhaltliche Veränderungen, die Personal frei machen für die vielen Aufgaben,die in der Verwaltung unserer komplexen Gesellschaft tagtäglich gelöst werden müssen.Hoffentlich hat Minister Döring dabei mehr Erfolg als der arme Entbürokratisierungs-Staatssekretär Schlie oder die Landesregierung insgesamt bei der zu recht kläglichgescheiterten Kreisreform.Der SSW hat nie den Standpunkt vertreten, dass das Personal der Landesverwaltung ein„Klotz am Bein des Haushalts“ ist, denn gut ausgebildete und motivierteMitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind ein echter Standortvorteil im Wettbewerb derRegionen um die Ansiedlung von Unternehmen und die Sicherung von Arbeitsplätzen.Hinzu kommt, dass überhaupt nicht erkennbar ist, wie das Land gedenkt, mit den 11anstehenden Pensionierungen nach 2012 umzugehen. Welche Personalentwicklungverfolgt man eigentlich für die verschiedenen Bereiche des Landesdienstes?Der SSW steht dazu, dass in den Kernbereichen Schule, Steuerverwaltung, Polizei undJustiz kein Personal eingespart werden darf. Richtig ist natürlich, dass dies auch diepersonalintensivsten Bereiche der Landesverwaltung sind. Dennoch wissen wir alle ausGesprächen, dass es hier über die Jahre eine Verdichtung der Arbeit gegeben hat, die nurüber eine angemessene Personalausstattung aufgefangen werden kann. Der SSW hatsich bei der Aufstellung des letzten Doppelhaushalts gegen die Streichung derSonderzahlung bei Beamtinnen und Beamten ausgesprochen. Das ist weiterhin unserePosition, wobei wir positiv zur Kenntnis nehmen, dass sich die Große Koalition bei denAnwärterinnen und Anwärtern bewegt hat.Wir begrüßen vor diesem Hintergrund auch, dass weitere Lehrkräfte eingestellt werdensollen. Das ist für uns eine echte Investition in die Zukunft und keine Ausgabe, die als„nice to have“ betrachtet werden kann. Gleichwohl gilt auch hier: Wer eine Schulreformbeschließt, kann nicht davon ausgehen, das die Umsetzung reibungslos verläuft, wenndie Hauptlast von den Schulen zu tragen ist. Wichtig für uns ist daher, dass diezusätzlichen Stellen gerecht verteilt werden. Mag sein, dass die Gymnasien momentanam meisten gefordert sind. Unser Ziel ist aber weiterhin, dass nicht zuletzt dieGemeinschaftsschulen gefördert werden, weil dort wirklich pädagogisches Neulandbetreten wird.Auch bei den Hochschulen hat sich die Regierungskoalition bemüht, mehr Gelder zurVerfügung zu stellen. Dies ist vom Ansatz her natürlich der richtige Weg. Wenn es aberum die Universität Flensburg geht, wissen wir, dass die zusätzlich bereitgestellten 12Summen immer noch nicht ausreichend sind. Leider hat die Mehrheit imFinanzausschuss einen entsprechenden Antrag des SSW abgelehnt. Mit diesemBeschluss nimmt die Große Koalition in Kauf, dass an der Universität Flensburg keineRuhe einkehrt. Denn seit ihrer Gründung ist sie die am stärksten unterfinanzierteHochschule in ganz Norddeutschland. Auch die für 2009/2010 in Aussicht gestelltenGelder reichen bei weitem nicht aus, um die großen Lücken beim Lehrpersonal, in derForschung und beim technisch-administrativen Personal auch nur annähernd zuschließen. Irgendwann geht es so nicht weiter, und dieser Punkt ist jetzt erreicht.Wie die Landesregierung so Schleswig-Holstein zum modernen Bildungs- undWissenschaftsland machen will, bleibt daher ein dunkles Geheimnis.Den Beschluss der Großen Koalition, das dritte Kindergartenjahr für Eltern beitragsfrei zugestalten, findet grundsätzlich die Unterstützung des SSW. Wir sind davon überzeugt,dass ein beitragsfreies Kita-Jahr einen positiven Effekt auf die frühkindliche Förderung inunserem Lande haben wird und dass es mit diesem Instrument auch gelingen wird,Kinder aus sozial belasteten Familien besser zu unterstützen. Zur Deckung dieserMaßnahme sind für 2009 14 Miollionen Euro und für 2010 35 Miollionen Euro in denHaushalt eingestellt worden. Die Große Koalition hat errechnet, dass dies bei einemdurchschnittlichen Elternbeitrag von 120 Euro pro Monat für 5 Kita-Stunden ausreicht.Allerdings steckt wie immer der Teufel im Detail. Daher gehen wir davon aus, dass dieLandesregierung im nächsten Jahr hier noch dringend nacharbeiten muss. Denn vielesdeutet darauf hin, dass die Umsetzung nicht so einfach ist, wie wir es uns wünschen.Wird das Geld pauschal pro Kind ausgezahlt, erhalten wir zum Beispiel folgendesSzenario: Es wird Kindergärten mit Elternbeiträgen unter 120 Euro monatlich geben, die 13mit der angedachten Regelung sozusagen einen Reibach machen, während andere - mithöheren Elternbeiträgen - rote Zahlen schreiben werden. Wer soll nun für den Verlustaufkommen: Die Kommune oder der Träger? Wir wissen es nicht; wir wissen aber schonjetzt, wie teuer dies einem Träger zu stehen kommen könnte. Daher erwarten wir, dassdie Landesregierung - gemeinsam mit den kommunalen Landesverbänden und anderenTrägern von Kindergärten - vernünftige und akzeptable Lösungen findet. Was wir nichtwollen, ist eben, dass das beitragsfreie dritte Kindergartenjahr zu Lasten Drittereingeführt wird. Das darf nicht sein.Dies gilt übergeordnet betrachtet auch für die Finanzbeziehungen zwischen Bund,Ländern und Gemeinden. Die Kommissionsarbeit an der Föderalismusreform II befindetsich zurzeit in der Endphase der Beratungen über einen Neuzuschnitt derFinanzbeziehungen aller öffentlichen Körperschaften. Nach alledem, was wir von diesenVerhandlungen hören, wird es leider nicht der große Wurf werden, wie es sich vor allenauch die Landesregierung in der Frage eines Entschuldungskonzepts gewünscht hätte.Der SSW hat die Vorschläge der Landesregierung, die darauf abzielen, alle Altschulden ineinem gemeinsamen Fonds durch einen Anteil der Mehrwertsteuer der Länder zu tilgen,stets unterstützt. Leider fand dieser kreative Vorschlag keine Mehrheit bei denfinanzstärkeren Bundesländern. Wir sind aber weiterhin der Meinung, dass dies ein Weggewesen wäre, der den hoch verschuldeten Bundesländern eine Perspektive gebotenhätte.Aus unserer Sicht ist die Neuordnung der Finanzbeziehungen nicht nur mit der hohenbundesdeutschen Staatsverschuldung zu begründen, die mit fast 1,5 Billionen Euro 14Schulden über 60% des Bruttoinlandsproduktes ausmacht, sondern es geht im hohenMaße auch darum, die vielfältigen finanziellen Verflechtungen von Bund, Ländern undGemeinden aufzulösen oder zumindest transparenter zu gestalten, damit dieBürgerinnen und Bürger genau wissen, welche staatliche Ebene wofür finanziellverantwortlich ist. Eine Entflechtung der Mischfinanzierung ist bei dieserFöderalismusreform aus Sicht des SSW daher weiterhin ein wichtiger Punkt. - Ebensowichtig, wie eine Neuregelung des Länderfinanzausgleiches, wobei wir weiterhin dieSolidarität der finanzstarken mit den finanzschwachen Bundesländern einfordern.Es bleibt also eine Gratwanderung, die notwendige Haushaltskonsolidierung aufLandesebene weiter zu führen, aber auch für 2009/2010 die Weichen so zu stellen, dassdas Land auf die wirtschaftliche Krise reagieren kann. Der SSW begrüßt, dass dieLandesregierung zumindest versucht, so viele öffentliche Investitionen - wie gerade nochfinanzpolitisch vertretbar - für die nächsten zwei Jahre in den Landeshaushalteinzustellen. Dies dient der Sicherung von Arbeitsplätzen in Schleswig-Holstein, und dasist gut so.Für die schleswig-holsteinische Wirtschaft könnte das nächste Jahr dennoch sehrschwierig werden. Umso wichtiger ist es, dass die Landesregierung wirtschaftspolitischeinen klaren Kurs verfolgt. Für den SSW ist neben der engen Zusammenarbeit mitHamburg und den anderen norddeutschen Ländern vor allem die deutsch-dänischeZusammenarbeit ein wichtiger wirtschaftspolitischer Eckpfeiler Schleswig-Holsteins.Seit 2005 ist die grenzüberschreitende Zusammenarbeit von Schleswig-Holstein undSyddanmark - sowie im grenznahen Bereich in der Region Schleswig-Sønderjylland -stark ausgebaut worden. Der große Anstieg der Pendlerzahlen verdeutlicht diese 15Entwicklung, denn mittlerweile kreuzen fast 12.000 Menschen täglich die deutsch-dänische Grenze. Hinzu kommt, dass die beiden Minderheiten nördlich und südlich derdeutsch-dänischen Grenze in dem Prozess der grenzüberschreitenden Zusammenarbeiteine wichtige Brückenfunktion wahrnehmen, weil sie nicht nur die sprachliche, sondernauch die kulturelle Kommunikation fördern und damit zum weiteren Ausbau derregionalen Zusammenarbeit beitragen.Für den SSW ist der Ausbau der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und der damitverbundene Abbau von kulturellen und bürokratischen Barrieren weiterhin ein zentralesAnliegen, um die Entwicklungschancen der Grenzregion zu sichern. Gerade für dieAngehörigen der dänischen Minderheit trägt die positive wirtschaftliche Entwicklungnördlich der Grenze dazu bei, dass sich ihre Beschäftigungsmöglichkeiten in den letztenJahren stark verbessert haben. Für die jungen Menschen aus der Minderheit heißt diesim Umkehrschluss, dass sie dadurch eher die Chance haben, in ihrer Heimat bleiben zukönnen. Da aber unsere Region insbesondere von dem starken Wirtschaftswachstum inDänemark profitiert hat, kommen wir aus Sicht des SSW nicht umhin, auch dieVerantwortung der Landes- und der Bundesebene für die wirtschaftliche Entwicklung imLandesteil Schleswig einzufordern.Konkret sind die deutsch-dänischen Beziehungen in diesem Jahr durch Verträge,Konferenzen und viele gemeinsame Initiativen weiter intensiviert worden. Ich hebe gernhervor, dass es insbesondere ein Verdienst dieser Landesregierung ist, dass wir so weitgekommen sind. Wir hatten ja gerade am Montag dieser Woche hier im Landtag diegroße Konferenz der Landesregierung zur „Zukunft der Grenzregion“. Und zu denErgebnissen der Konferenz gehört einmal mehr, dass sich die Akteure in der deutsch- 16dänischen Grenzregion weiterhin darum bemühen müssen, die Stärken der Regionherauszustellen und eigene Handlungspläne für die weitere Vertiefung dieserstrategisch wichtigen Zusammenarbeit zu formulieren.Dieser Prozess ist - nicht zuletzt auch wegen des persönlichen Einsatzes vonMinisterpräsident Peter Harry Carstensen und Carl Holst als Vorsitzender desRegionsrates - auf einem guten Weg. Wir müssen aber auch klar sagen, dass dieregionale grenzüberschreitende Zusammenarbeit ohne die Unterstützung des Bundesins Stocken gerät - zum Beispiel, wenn es um den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur imLandesteil Schleswig oder um den weiteren Abbau von bürokratischen Hemmnissen imSteuer- oder Arbeitsrecht geht. Gerade in diesen Bereichen sind wir darauf angewiesen,dass die deutsche und die dänische Regierung gemeinsam Lösungen erarbeiten. Dareicht es nicht, wenn der Staatssekretär des Bundeswirtschaftsministeriums auf dergenannten Konferenz sinngemäß sagt: Wenn wir Probleme haben, sind wir herzlicheingeladen, ihn anzurufen. Da muss die Bundesregierung schon mit größeremEngagement bei der Sache sein!Aus Sicht des SSW war es schade, dass die Landesregierung dabei die Gelegenheitverpasste, die Ergebnisse der Kompetenzanalyse „Minderheiten als Standortfaktor in derdeutsch-dänischen Grenzregion“ in die Konferenz mit einzubeziehen. Denn dieErgebnisse der Analyse sind ja: Die Minderheiten stellen einen großen Wert für dieRegion dar - einen „Mehrwert“ sozusagen, der stärker für die gesamte Region genutztwerden sollte. Die entsprechenden Empfehlungen lauten daher: Die Minderheitenmüssen verstärkt in die regionalen Wirtschaftsentwicklungsstrategien einbezogenwerden. Auch der interkulturelle Dialog in der Grenzregion muss besser gefördert 17werden, damit zum einen das Wissen rund um die Minderheiten im Bildungs- undWirtschaftsbereich stärker berücksichtigt werden kann. Zum anderen sieht der SSW aberauch die Notwendigkeit und die Chance, die Minderheitenkompetenzen in denbestehenden wirtschaftspolitischen Schwerpunktsetzungen der Landesregierung zuberücksichtigen - vor allem in den Bereichen Tourismus, Energiepolitik undBildungspolitik. Nicht ohne Grund wird die Bedeutung der Minderheiten fürwirtschaftspolitische Wachstumsstrategien, für Entwicklungsforen,Unternehmensvorhaben und Tourismusmarketing in der EURAC-Studie an erster Stellehervorgehoben. Wir erwarten daher, dass längerfristig ein Konzept entwickelt wird, wiedieser Ansatz in die Landespolitik implementiert werden kann.Vor diesem Hintergrund bedauert der SSW umso mehr, dass unser Antrag, 10.000 Eurofür die Umsetzung dieser Kompetenzanalyse einzubringen, im Finanzausschuss keineMehrheit fand. Zumal die Region Syddanmark den Minderheiten von sich aus schonsignalisiert hat, dass sie gewillt ist, genau dieses zu tun.Minderheitenpolitisch betrachtet steht der Haushalt 2009/2010 für einen wichtigenSchritt in Richtung finanzieller Gleichstellung von Mehrheit und Minderheit. Der SSWbegrüßt insbesondere den Vorschlag von CDU und SPD, der die Finanzierung derSchülerbeförderung zu den dänischen Schulen neu regelt. Künftig wird das Land denKreisen die Hälfte ihrer Zuschüsse für die Schülerbeförderung zu den dänischen Schulenerstatten, wenn diese dem Kreiszuschuss für die Schüler an öffentlichen Schulenentsprechen. Die Große Koalition hat mit ihrem Haushaltsantrag eine klareFormulierung gefunden, die den Schülerinnen und Schülern der dänischen Minderheiteine Gleichstellung mit ihren Gleichaltrigen an öffentlichen Schulen in Aussicht stellt. 18Nach jahrelangem Tauziehen um diese Gelder freut es uns, dass es gelungen ist, denKnoten durchzuschlagen und die Zuschüsse für die nächsten beiden Jahre abzusichern.Längerfristig bleibt es aber unser Ziel, eine rechtliche Absicherung dieser Zuschüsse imSchulgesetz zu erreichen, die dem Dänischen Schulverein die volle Planungssicherheitgeben würde. Der Ball liegt jetzt in der Spielfeldhälfte der Kreise, die nun ihreFinanzierung umstellen müssen. Als Vorbild sollte dabei die transparente Regelung desKreises Nordfriesland dienen, der bereits 2/3 der Durchschnittskosten pro öffentlicheSchüler an den Dänischen Schulverein auszahlt.Der Kreis Nordfriesland hat schon erklärt, dass er bereit ist, die Neuregelung ab 2009umzusetzen und auch aus dem Kreis Rendsburg-Eckernförde gibt es positive Signale. ImKreis Schleswig-Flensburg wird es jetzt darauf ankommen, eine neue Finanzierung zufinden, die ohne die indirekte Zahlung von ÖPNV-Mitteln an Busunternehmenauskommt. Eine solche „Gutschein“-Lösung ist nicht transparent und widerspricht derRegelung, die von der Großen Koalition angestrebt wird. Wir hoffen, dass es dafür imKreis eine Mehrheit geben wird - und warten mit Spannung auf dasAbstimmungsergebnis, da der Kreistag Schleswig-Flensburg zeitgleich mit dem Landtagtagt.Auch in anderen Bereichen sind CDU und SPD dem SSW entgegengekommen. So freut esuns besonders, dass eine langjährige Forderung von Sydslesvigsk Forening erfüllt wurdeund 30.000 Euro für die Unterstützung des Dannevirke Museums beschlossen wurde.Damit kann dieses wichtige Museum der dänischen Minderheit seinePersonalressourcen aufstocken und sich verstärkt für die Anerkennung des Danewerksals Weltkulturerbe engagieren. - Wobei die Zusammenarbeit mit dem Archäologischen 19Landesmuseum ein kleines aber feines Beispiel für eine gut funktionierende Kooperationist. Mein Dank gilt auch den Mehrheitsfraktionen, weil sie in letzter Minute dieStreichung der 30.000 Euro für den dänischen Fælleslandboforening rückgängiggemacht haben. Ansonsten hätte der Verband einen wichtigen Teil seiner Arbeiteinstellen müssen, denn gefördert werden nicht landwirtschaftliche Beratungen,sondern viele grenzüberschreitende Kultur- und Informationsaktivitäten.Für die friesische Volksgruppe war es von entscheidender Bedeutung, dass das NordfriiskInstituut auch die Erhöhung der Personalkosten erstattet bekommt. Insofern begrüßenwir, dass die Regierungsfraktionen dem SSW-Vorschlag gefolgt sind, und dem Instituutin den nächsten beiden Jahren insgesamt rund 25.000 Euro zur Deckung der steigendenPersonalkosten zur Verfügung zu stellen.Positive Ansätze gibt es vor diesem Hintergrund auch in anderen Bereichen, die sichallerdings auf den ersten Blick nicht im Haushalt widerspiegeln. So stellt der erste Erlasszum Friesischunterricht seit 1947 einen großen Fortschritt für die friesische Sprache imLand dar. Denn jetzt haben die Schulen endlich die Chance, Friesisch zu einemgleichwertigen Fach zu entwickeln. Mit dem neuen Erlass des Bildungsministeriums wirddie friesische Sprache erstmals an den Schulen in Nordfriesland zu einem vollgültigenUnterrichtsfach. Indem Friesisch in den höheren Klassen nun als Ersatz für eineFremdsprache anerkannt ist, wird es auch für die Schülerinnen und Schüler in derSekundarstufe II attraktiver.Mit dem Erlass wurden die Weichen dafür gestellt, dass das Fach Friesisch von einemNischenfach zu einem gleichwertigen Teil des Sprachenunterrichts an der Westküste 20werden kann. Wir hoffen, dass jetzt so viele Schulen und Schüler wie möglich dieseChance nutzen. Die neue Verpflichtung für die Schulen, die Eltern über die Möglichkeitdes Friesischunterrichts zu informieren, kann jedenfalls dazu beitragen, die Nachfragenoch einmal deutlich zu stimulieren.Für die dänische Minderheit und die friesische Volksgruppe stellt der Haushalt2009/2010 wesentlich mehr als ein halbvolles Glas dar. Dies würdigt der SSWausdrücklich. Allerdings möchte ich auch unterstreichen, dass es sich dabei nicht ummilde Gaben oder gar um Weihnachtsgeschenke für die Minderheiten des Landeshandelt. Es geht schlicht und ergreifend um die Schaffung gleichwertigerRahmenbedingungen - und dazu gehört eben auch die gerechte Verteilung derfinanziellen Ressourcen. Aus Erfahrung wissen wir, dass die Akzeptanz einer positivenMinderheitenpolitik immer wieder neu erarbeitet werden muss, sowohl von derMehrheits- als auch von der Minderheitsbevölkerung. Minderheitenpolitik ist aktuellePolitik in Europa, sie ist eben keine „Orchideenpolitik“. Daher passt es gut, dass wir dieheutige Haushaltsdebatte am Tag des 60. Geburtstags der UN-Menschenrechtskonvention führen. Die Schaffung gleichwertiger Rahmenbedingungenheißt somit konkret, dass nicht die eine nationale Minderheit in Europa mit eineranderen verglichen wird. Es musss in jedem Fall darum gehen, die Verhältnisse vonMehrheit und Minderheit vor Ort zu vergleichen. Nur so wird es eine echteGleichstellung geben. Mit dem Doppelhaushalt 2009/2010 sind wir in Schleswig-Holstein einen wesentlichen Schritt näher gekommen. Und das ist ein Grund zur Freude.Zuletzt ein paar Anmerkungen zum Abstimmungsverhalten des SSW: Wir stehen zuunserer Position, dass wir in der Schlussabstimmung dem Gesamthaushalt für 212009/2010 zustimmen werden. Aus Sicht des SSW muss die politischeAuseinandersetzung über die Einzelpläne des Haushalts geführt werden. Daher stimmenwir gegen den Einzelplan 06, den Haushalt des Wissenschaftsministeriums, und denEinzelplan 13 des Agrar- und Umweltministers - zum einen, weil wir nicht mit denZielvereinbarungen für die Universität Flensburg einverstanden sind und zum anderen,weil im Einzelplan 13 die Umweltaspekte viel zu kurz gekommen sind. Auch wird der SSWin gewohnter Weise Einzelanträgen zustimmen, mit denen wir uns vom Ansatz heridentifizieren können. Wir begrüßen daher, dass in den Fraktionsanträgen von FDP undBündnis 90/Die Grünen nicht nur die Bildungsarbeit der Volkshochschulen und dieFrauenberatungsstellen sondern auch die Arbeit für Migrantinnen und Migranten unddie frühkindliche Bildung gestärkt werden sollen, um einige wichtige Beispiele zunennen.Ausdrücklich hervor heben möchte ich, dass der SSW wie die FDP die Meinung vertritt,dass die Verabschiedung von Doppelhaushalten weiterhin die Ausnahme sein muss.Der SSW spielt also auch in diesem Jahr ganz bewusst die dänische Karte. Wie daskonkret läuft, erfuhr der Finanzausschuss ja, als er im Frühjahr im dänischen FolketingGespräche mit dänischen Kollegen führen konnte.Die Zustimmung zum Gesamthaushalt bedeutet in Kopenhagen mit anderen Worten,dass die Fraktionen des dänischen Parlaments zu ihrer Verpflichtung stehen, einenHaushalt für das Land zu verabschieden. Die Gesamtverantwortung für den Haushalttragen die regierungstragenden Fraktionen. Alle anderen würdigen durch ihrAbstimmungsverhalten, dass sie sich am Entscheidungsprozess beteiligt haben.Dennoch gibt es auch dort keinen Automatismus, so hat zum Beispiel die SozialistischeVolkspartei SF erst vor ein paar Monaten erklärt, dass sie künftig dem Haushalt 22zustimmen wird, um eben diese Verantwortung zum Ausdruck zu bringen. Soll heißen:Man steht zu seinem Wort - ob man sich nun in der Opposition oder in derRegierungsverantwortung befindet.