Anke Spoorendonk zu Top 2, 17 u. 22 - Regierungserklärung zur Finanzmarktkrise
Presseinformation Kiel, den 12.11.2008 Es gilt das gesprochene WortAnke SpoorendonkTOP 2, 17 u. 22 Regierungserklärung sowie Anträge zu den Folgen der Entwicklung auf den internationalen Finanzmärkten und den Auswirkungen des Finanzmarktstabilisierungsgesetzes des Bundes auf Schleswig-Holstein (Drs. 16/2293 & 16/2274)Dass die Aktienmärkte verrückt spielen und einige Länder – wie Island – kurz vor einemStaatsbankrott stehen, ist weder die Strafe Gottes noch ein Ausläufer des Klimawandels. Was wirmomentan erleben, ist die Folge einer politischen und gesellschaftlichen Entwicklung, diegewollt war und für diejenigen profitabel war, die es sich leisten konnten, mit zu spielen. Undmitgespielt haben weiß Gott nicht nur Investmentbanker und Großspekulanten. NeoliberaleWirtschaftswissenschaftler haben die Effizienz der Kapitalmärkte über den grünen Klee gelobt.Politiker sind vor diesen Wissenschaftlern in die Knie gegangen und haben bei jeder möglichenund unmöglichen Gelegenheit den Grundsatz ‚so wenig Staat wie möglich’ propagiert. Und vieleBürger haben sich nur zu gern einreden lassen, man könne mit einem schnellen Geschäft an denFinanzmärkten quasi ohne Risiko reich werden. 2Das aber ist nun zu Ende, und das ist gut so. Aber das Platzen dieser Blase hat nicht nur dieBanken ins taumeln gebracht. Die internationale Staatengemeinschaft hat schnell undverantwortlich gehandelt, und sie hat in einer koordinierten Aktion in großem AusmaßRettungspakete für die Not leidende Finanzwirtschaft auf den Weg gebracht. Dies ist auch einVerdienst der Europäischen Gemeinschaft, deren Mitgliedsstaaten nach anfänglichenKoordinierungsproblemen am Ende doch gemeinsam vorgegangen sind.Dass weitere Schritte zur Regulierung des internationalen Finanzmarkts notwendig sind, darandürfte kein Zweifel herrschen. Dass hierbei ganz neue Wege beschritten werden müssen ist klar.Noch nie war aber die Zuversicht so groß wie jetzt, dass dies vielleicht doch noch gelingenkönnte, denn die Verzweiflung ist groß, wenn schon ehemals neoliberal geneigte Politiker sichgenötigt sehen, zum eigentlich verpönten Instrument der Verstaatlichung zu greifen.Wir erleben gerade das Undenkbare: Noch nie haben so viele Regierungen weltweit Bankenverstaatlicht, Bankgarantien übernommen und Kredite vergeben. Es kommt daher nicht vonungefähr, dass von der Wiederkehr des Staates und der Politik gesprochen wird. Denn jetzt, woder wirtschaftliche Zusammenbruch droht, rufen sogar diejenigen Unternehmer nach demStaat, die früher nichts lieber taten, als dafür zu plädieren, den Staat über die Märkte außer Kraftzu setzen. Aus gesellschaftlicher Sicht – aus Sicht der Bürgerinnen und Bürger also - ist es aberschon äußerst bitter, dass ausgerechnet dieselben Topmanager, die jahrelang den Rückbau desStaates verlangt und die Senkung von Steuern gefordert haben , jetzt nach staatlichensteuerfinanzierten Hilfsprogrammen rufen.Für den SSW steht fest: diese Politik der Deregulierung ist fehlgeschlagen. Dabei geht es nichtdarum, jetzt das Ende des Kapitalismus zu beschwören. Was aber eingestürzt ist, ist die Illusion,dass eine Marktwirtschaft ohne Regeln funktionieren kann und über unendlicheSelbstheilungskräfte verfügt. Soll heißen: Wir brauchen in der Wirtschafts- und Finanzpolitikendlich wieder mehr Keynes und weniger Milton Friedman. Der Staat muss in einerwirtschaftlichen Krise mit eigenen Mitteln gegensteuern um angemessen in diejenigen Märkte 3eingreifen zu können, die nicht optimal funktionieren. So könnte die soziale Marktwirtschaft ausder aktuellen Krise umso chancenreicher hervorgehen.Das Finanzmarktstabilisierungspaket des Bundes mit fast 500 Milliarden Euro zur Unterstützungdes Bankensektors in Deutschland findet auch die Unterstützung des SSW. Wir hoffen, dassdieses Gesetz nicht mit zu heißer Nadel gestrickt worden ist, denn richtig ist natürlich, dass es ineinem bisher nicht gekannten Eilverfahren parlamentarisch beschlossen wurde. Unmittelbarnach der Verabschiedung im Bundestag befasste sich der Bundesrat mit diesem Rettungspaketfür die deutschen Banken, damit Bundespräsident Köhler das Gesetz am gleichen Tagausfertigen und einen Tag später, am 18.Oktober, in Kraft treten lassen konnte.Vor diesem Hintergrund möchte ich mich im Namen des SSW ausdrücklich bei FinanzministerWiegard und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dafür bedanken, dass alle finanz-politischen Sprecherinnen und Sprecher zeitnah unterrichtet und in den Entscheidungsprozessmit einbezogen wurden. Richtig und notwendig war auch, dass der Ältestenrat am 16.Oktober zueiner Sondersitzung zusammentrat.Dass die Position Schleswig-Holsteins bei den abschließenden Verhandlungen keine Mehrheitfand, sollte dennoch nicht unerwähnt bleiben. In einer Pressemitteilung vom 15.Oktober bringtFinanzminister Wiegard seine Kritik auf den Punkt: “ Die Länder haben bereits erheblicheBeiträge geleistet. Sie dürfen nicht noch einmal doppelt belastet werden. Entweder es gibt eineBeteiligung am Gesamtpaket oder eine Abschirmung der Risiken der Landesbanken – beidesgleichzeitig geht nicht“.Die Landesregierung akzeptierte letztlich das Finanzmarktstabilisierungsgesetz, weil alsKompromissformel eine Deckelung bei der Beteiligung der Länder eingearbeitet wurde. Ichmeine: die Entwicklung bei der HSH Nordbank könnte sogar dazu führen, dass wir aus schleswig-holsteinischer Sicht froh darüber sein müssen, dass wir mit unserem Vorschlag nicht weiterkamen. Grundsätzlich teilt der SSW aber die Auffassung des Finanzministers, dass es – auf dasVerhältnis von Bund und Ländern bezogen - immer noch Webfehler im Gesetz gibt. Es ist zum 4Beispiel schwer nachvollziehbar, dass Schleswig-Holstein und Hamburg als Anteilseigner derHSH Nordbank mögliche Dividenden dem Bund überlassen müssen, wenn die Bank Mittel ausdem Garantiefonds erhält. Mag sein, dass die Situation der Bank mittlerweile so ist, dass dies niezum Tragen kommt, dennoch sollten die Länder diesen Punkt in Verhandlungen mit dem Bundklären. Denn natürlich sollte es grundsätzlich so sein, dass auch die Länder an möglichenDividendeneinnahmen des Bundes beteiligt werden. Schließlich sind sie ja auch an derFinanzierung des Finanzmarktstabilisierungsgesetzes beteiligt. Unklar ist auch noch, was nach2012 geschieht, wenn der Garantiefonds ausläuft. Laut Gesetz will der Bund die Bürgschaften, dieer geleistet hat, dann wieder zurückerhalten haben.Für den SSW steht aber auch fest, dass Schleswig-Holstein vielleicht gar keinen Spielraum mehrhat, weiteren Einfluss auf die Umsetzung des Finanzmarkstabilisierungsgesetzes zu nehmen.Denn vieles deutet darauf hin, dass die HSH Nordbank den Schleswig-Holsteinischen Landtaglänger beschäftigen wird als uns lieb ist und dass wir bei allen angedachten Maßnahmen auf denBund angewiesen sind. Konkret gesprochen, ärgere ich mich darüber, dass die Aussagen zurSituation der Bank, die im Wortprotokoll der letzten Finanzausschuss vom vergangenenDonnerstag nachgelesen werden können, heute Makulatur sind - Aussagen von VorstandschefBerger also und von Finanzminister Wiegard als Aufsichtsratsmitglied. Da mittlerweile keinMensch mehr weiß, was er noch glauben soll, ist es vor diesem Hintergrund immerhin zubegrüßen, dass die Bank durch personelle Änderungen und externe Untersuchungen endlichLicht ins Dunkel bringen will. Eines ist aber jetzt schon klar: Die HSH Nordbank ist für das Landauf Jahre hinaus kein Goldesel mehr.In einer schriftlichen Erklärung legt Hans Berger dar, dass er als Vorstandsvorsitzender dieIntensität und Dauer der internationalen Finanzkrise „sowie die Risiken für die Bank in diesemAusmaß nicht vorhergesehen“ hat. Hier kann man zu Recht anmerken, dass dies weder von derPolitik noch von der Finanzwirtschaft bisher geleistet worden ist. Dennoch gibt es nichts zubeschönigen: Auf der besagten Finanzausschuss-Sitzung gab Berger zu, dass das Credit 5Investment Portfolio der Bank 24 Milliarden Euro beträgt und dass in der Bewertung dieserKreditgeschäfte ein Risiko liegt, das noch nicht einschätzbar ist. Diese reichlich abstraktformulierte Aussage lässt aus Sicht des SSW die Deutung zu, dass genau hier ein wesentlicherGrund für den Rücktritt Bergers liegt. Im übrigen habe ich mich – nebenbei bemerkt – darübergewundert, dass sich die HSH Nordbank zum Beispiel auch auf Kreditgeschäfte mit isländischenBanken eingelassen hat - von einem Volumen von 240 Mio Euro ist die Rede – obwohl es imskandinavischen Raum schön seit längerem unüberhörbare Kritik an dem Finanzgebaren derisländischen Kreditwirtschaft gegeben hat.Vor dem Hintergrund der genannten Risiken ist es hoffentlich so, dass sich die HSH Nordbank inihrem Kerngeschäft weiterhin behaupten kann. – Dass das Geschäftsmodell der Bank mit denbeiden Standbeinen Immobilienfinanzierung und Schiffsfinanzierung zukunftsfähig ist.Gleichwohl hat es in der Presse Spekulationen darüber gegeben, warum nach dem RücktrittBergers nicht sein Stellvertreter Peter Rieck, der für die Schiffsfinanzierung zuständig ist,Vorstandsvorsitzender wurde. Das spricht, so wird gemutmaßt, für wachsende Probleme indiesem Bereich – was auch von Berger in der Sitzung des Finanzausschusses angedeutet wurde.Zu diesen konkreten Problemen kommt, zu Recht aus Sicht des SSW, die Kritik derInformationspolitik der Bank hinzu. Sie wirkt wie Salamitaktik oder – wenn man es freundlichformulieren will – wie der Versuch, auf das Prinzip Hoffnung zu setzen: Informationen immer nurscheibchenweise zu servieren eben in der Hoffnung, das Negative durch positive Meldungenabzumildern. Ob der Aufsichtsrat, und damit auch Finanzminister Wiegard als Mitglied desAufsichtsrates, in diesem Zusammenhang seine Aufsichtspflicht versäumt hat, ist meinesErachtens vorerst nur eine Vermutung. Und daher sage ich für den SSW: Wer jetzt schon nachdem Schwert des parlamentarischen Untersuchungsausschusses greift, macht den zweitenSchritt vor dem ersten. Der erste Schritt heißt doch, dem Finanzminister im Finanzausschuss dieGelegenheit zu geben, Fragen zu beantworten. Hinzu kommt, dass der SSW grundsätzlich demEinsetzen von Untersuchungsausschüssen skeptisch gegenüber steht, weil sie weniger zurAufklärung als zur politischen Profilierung geeignet sind. Ein Untersuchungsausschuss kann 6daher wirklich nur das letzte Mittel sein, wenn alle anderen parlamentarischen Möglichkeitenausgeschöpft sind.Und vielleicht ist es auch angebracht ein wenig Selbstkritik ins Spiel zu bringen. Dabei denke ichnicht zuletzt an die vielen Landtagsdebatten der letzten Jahre, die das Engagement der HSHNordbank gelobt haben. Wir waren stolz auf unsere Landesbank und freuten uns immer wiederüber ausgewiesene Dividenden und das Mäzenatentum der Bank.Ebenso interessant wie die Vergangenheit ist aber die Zukunft unserer Bank. Klar ist, dass siekein Goldesel mehr ist. Unklar ist noch, ob sie in Zukunft in großem Umfang als lahme Kricke aufdas Gnadenbrot der Steuerzahler angewiesen ist. Und ungewisser denn je scheint auch die Frage,was wir nach dem Sturm mit dem Finanzinstitut machen, dass unser Stern an der Börse werdenund so zur Gesundung der Landeskasse beitragen sollte.Die aktuelle Finanzmarkkrise ist auch eine Krise des Landesbanken-Systems. Die Landesbankenwurden ursprünglich gegründet, um die Bundesländer bei ihrer Wirtschafts- und Strukturpolitikzu unterstützen. Seit 2005 stehen sie jedoch auf einer Stufe mit den privaten Banken, weil die EUstaatliche Garantien für die Landesbanken damals für unzulässig erklärte. Mit der Fusion derbeiden Landesbanken von Schleswig-Holstein und Hamburg wurde dieser EntwicklungRechnung getragen. Von Anfang an stand aber fest, dass die Bank – wie andere Landesbankenauch - Probleme mit der Eigenkapital-Ausstattung hatte. Die Landesbanken mussten also sehrviel Kraft aufwenden, um ihr Eigenkapital aufstocken zu können. Sie waren mit anderen Worten„anfällig“ für Kreditgeschäfte. Dies kann aber keine Entschuldigung dafür sein, dass sich dieLandesbanken auf Spekulationsgeschäfte eingelassen haben. Wer dabei allein auf dieRatingagenturen schimpft, vergisst, dass Banken allein entscheiden, in welche Wertpapiere sieinvestieren und inwiefern sie an Chancen und Risiken verbriefter Kredite teilhaben wollten.Der SSW ist daher auch der Meinung, dass es nach der Bankenkrise nicht mehr so sein kann wievorher. Ich glaube nicht, dass das Landesbanken-System, so wie wir es jetzt kennenzukunftsfähig sein wird. Es wird also darauf ankommen für dies Zeit „danach“ die Weichen 7richtig zu stellen. Dass die HSH-Nordbank nun ankündigt, sich auf ihre Kerngeschäftezurückziehen zu wollen, deckt sich mit den Vorstellungen des SSW, die wir schon zu den„gutenZeiten“ der Bank geäußert haben. Es ist nicht Aufgabe einer Bank, die sich überwiegend inöffentlicher Hand befindet, sich auf allen globalen Märkten zu tummeln. Vielmehr sollten durchdie Bank regional interessante Märkte bearbeitet werden, die durchaus auch hohen Gewinnabwerfen können. Tut man dies nicht, so stellt sich die Frage, warum das Land noch Anteile andiesem Unternehmen haben soll. Unsere HSH-Nordbank ist kein Global-Player, sondern eineregionale Bank, die sich auf bestimmte Segmente spezialisiert hat. Und diese Segmente habendurchaus regionalpolitische Relevanz. Dass die Bank Marktführer in Schiffsfinanzierungen ist,stärkt auch unsere regionale Wirtschaft. Und, dass die HSH-Nordbank erfolgreich im Geschäftum erneuerbare Energien tätig ist, unterstützt eine junge, aufstrebende Branche. Das ist dieAufgabe einer öffentlichen Bank und diese Aufgabe ist bis jetzt ja auch erfüllt worden. Es giltaber aus Sicht des SSW rechtzeitig zu überlegen, wie ein zukunftsfähiges Modell aussehenkönnte. Eine schlichte Fusion mit einer anderen Landesbank allein würde uns nicht weiter helfen.Dass es nicht zu den Kernaufgaben eines Bundeslandes gehört, eine Bank zu betreiben, ist auchklar. Ein Börsengang der Bank stünde also irgendwann bevor. Die Bank muss aber so aufgestelltwerden, dass ein Börsengang zum einen für das Land einen Gewinn bedeutet und dienachhaltige Weiterentwicklung der Bank zum anderen gewährleistet ist. Angesagt ist mitanderen Worten ein kontrollierter Ausstieg aus einigen Geschäftsbereichen, denn es gilt auchdarauf zu achten, dass bisherige Kunden adäquat in den bisherigen Geschäftsbereichen weiterbetreut werden. Das erwartet man von einer europäischen Bank, und das unterscheidet unsbeispielsweise von amerikanischen Banken. Entspricht man nicht dieser europäischenGeschäftspolitik und der Erwartungshaltung, die die Kunden mit der HSH-Nordbank verbinden,dann schadet man der Bank mehr als man ihr dient. Kurzfristige Gewinnmaximierung kanndaher nicht das Ziel sein. Hinzu kommt, dass es politisch betrachtet auch darum gehen muss, denBankenstandort Kiel über die Runden zu bringen. Denn mit dem Rücktritt von Hans Berger alsVorstandsvorsitzender der HSH Nordbank könnte dieses Ziel leicht hinten runter fallen. 8Zu den unmittelbaren Folgen der Finanzkrise für den Landeshaushalt gehört natürlich diefehlende Dividendenzahlung der HSH Nordbank. Das sind für 2009 und 2010 schon Summen inzweistelliger Millionenhöhe, die für den Landeshaushalt eine zusätzliche Belastung darstellen.Hinzu kommen die schlechten Aussichten für die Konjunktur im nächsten Jahr. Zum jetzigenZeitpunkt wissen wir nicht, wie schlimm die Rezession wird. Aber alle Wirtschaftsexpertenrechnen mit einem Einbruch des Wachstums und mittelfristig auch mit sinkendenSteuereinnahmen. Wie erwartet, hat die November-Steuerschätzung sowohl für das Land wieauch für die Kommunen für 2008 beachtliche Mehreinnahmen ergeben. Auf den Landeshaushaltbezogen gehen die Schätzer im Vergleich zum Vorjahr bei den Steuereinnahmen von einerSteigerung von über 4% - knapp 280 Mio Euro- aus. Für 2009 reduziert sich diese Steigerung auf2,7% . Allen ist damit klar, dass die Steuermehreinnahmen längst nicht diejenigen Risikenauffangen können, die uns eine Wirtschaftkrise bescheren könnte.Es gibt ganz sicher keine Patentrezepte, dennoch bleibt der SSW dabei, dass eine antizyklischePolitik die bessere Antwort ist. Bei einer beginnenden Rezession heißt dies: Wir dürfen nichtversuchen, die Haushaltslöcher durch weitere Sparmaßnahmen zu stopfen, sondern müssen imGegenteil mehr investieren, um den Abschwung zumindest zu verkürzen. Ob man dies nun alsKonjunkturprogramm bezeichnet oder nicht, ist egal. Auf die richtigen Maßnahmen kommt esjetzt an. Daher begrüßt der SSW, dass die Landesregierung nun beschlossen hat, gezieltInvestitionsmaßnahmen durchzuführen. Ob das Konjunkturprogramm des Bundes so greifenwird, wie von der Bundesregierung erklärt, wage ich allerdings zu bezweifeln.Für den SSW ist es von herausragender Bedeutung, dass der Staat nicht nur ein Schutzschild fürdie Banken ausbreitet, sondern auch für die Bürgerinnen und Bürger die sozialen Folgen dieserschweren Finanzkrise abfedert. Konkret bedeutet dies, dass es aus Sicht des SSW weder bei demLand noch bei den Kommunen Einsparungen als Folge der Finanzkrise geben darf. Geschiehtdies, können die Bürgerinnen und Bürger zu Recht der Politik vorwerfen, dass den Banken 9Milliarden von Euro hinterher geworfen werden, während alle anderen nur zu wissenbekommen, dass sie den Gürtel enger schnallen müssen. Und das hat nun wahrlich nichts mitsozialer Gerechtigkeit zu tun.Und eine letzte Bemerkung: Nicht alles, was in den letzten Wochen und Monaten über dieinternationale Finanzmarktkrise, öffentlich gesagt worden ist, wird als Beitrag zurWahrheitsfindung in die Geschichte eingehen. Einige Aussagen können dabei als drastischeAusdrucksweisen abgehakt werden; nicht hinnehmbar ist allerdings, wenn die heutige Situationder Manager mit der Situation der Juden im Dritten Reich verglichen wird oder wenn derniedersächsische Ministerpräsident Wulff in einer Talkshow von einer Pogromstimmung gegenManager spricht. Solche Äußerungen zeugen nicht nur von einem mangelnden historischenBewusstsein, sie sind auch Ausdruck eines unheilbar gesunden Gewissens. Und davon gab es inden letzten Jahren nun wahrlich mehr als genug. Davon zeugt nicht zuletzt die Finanzkrise.