Lars Harms zu TOP 25 - Nationale Biodiversitätsstrategie
PresseinformationKiel, den 09.10.2008Es gilt das gesprochene WortLars HarmsTOP 25 Umsetzung der nationalen Biodiversitätsstrategie Drs. 16/2185Der Bericht der Landesregierung macht deutlich, wie weit gefasst der Begriff Biodiversität imeigentlichen Sinne ist. Er beschränkt sich nicht nur auf Artenvielfalt, er ist weiter gefasst – dazugehören Lebensräume, Ökosysteme und die genetische Vielfalt innerhalb der Arten. Wenn wiralso über Biodiversität sprechen und über nationale Strategien und wie diese umgesetzt werdensollen, dürfen wir die Komplexität dieses Themas nicht außer Acht lassen.Eine grundsätzliche Aussage des Berichts ist: „Die biologische Vielfalt ist bedroht: weltweit,national, regional.“ Diese Aussage trifft somit auch auf Schleswig-Holstein zu.Maßgeblich beteiligt an der Gefährdung der biologischen Vielfalt ist der Mensch und seinHandeln. 2Da die Problematik hinlänglich bekannt ist, wurde bereits 1992 in der Konferenz in Rio de Janeirodas Übereinkommen über die biologische Vielfalt beschlossen und von 190 Staaten ratifiziert.Damit verpflichten sich die Unterzeichneerstaaten „nationale Strategien, Pläne oder Programmezur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt zu entwickeln.“ Damit sinddiese Staaten eine Selbstverpflichtung eingegangen, die sie auch umzusetzen haben.Im November des letzten Jahres verabschiedete das Bundeskabinett eine „Nationale Strategiezur Biologischen Vielfalt“ - also 15 Jahre nach der Rio-Verpflichtung und ein halbes Jahr vor derVertragsstaatenkonferenz in Bonn zu dem Thema. Diese nationale Strategie beinhaltet 330 Zieleund 430 Maßnahmen zu allen relevanten Themen. Damit wurde auch ein mehrjährigerdialogorientierter Prozess mit entsprechenden regionalen Workshops und Foren auf den Weggebracht, aber dieser Prozess steht noch ganz am Anfang.Angesichts der Tatsache, dass wir bereits vor 15 Jahren eine Selbstverpflichtung eingegangensind, weil man sich der Problematik schon damals bewusst war, müssen wir leider feststellen,dass die Umsetzung nur sehr schleppend in Gang gekommen ist, bis dies wieder auf diepolitische Agenda gesetzt wurde.Wie sieht es nun in Schleswig-Holstein und seiner Verpflichtung aus, etwas für den Erhalt derbiologischen Vielfalt zu tun. Der Bericht führt hier umfangreich auf, in welchen Bereichen dieLandesregierung überall tätig ist und was sie alles bisher geleistet hat und künftig noch leistenwill. Dafür gebührt der Landesregierung auch unser Dank.Im Bericht macht die Landesregierung deutlich, dass das europäische ökologische Netz„Natura 2000“ ein zentrales Element der EU ist, zur Erhaltung der biologischen Vielfalt. Aufbau,Unterhaltung und Sicherung des Netzes sind von der EU geregelt.Aber die politische Wirklichkeit in Schleswig-Holstein sieht meines Erachten leider etwas andersaus.Gerade im Zusammenhang mit der Ausweisung von Natura 2000-Gebieten hat dieseLandesregierung sich auf Eiderstedt und in der ETS-Region sich nicht gerade als Naturschützer 3hervorgetan. Dies gilt auch für eine Reihe weiterer anderer politischer Initiativen derLandesregierung, wie zum Beispiel:- die Änderung des Landesnaturschutzgesetzes, das wesentliche naturschutzfachliche Standards aufgeweicht hat,- die Abschaffung des Knickerlasses,- der geplante Komplettverkauf des Landeswaldes- die Änderung der Jagdzeitenverordnung,- oder die ruhige Hand der Landesregierung im Zusammenhang mit Ölbohrungen im Nationalpark,um nur einige Punkte zu nennen. Nach diesen naturschutzfachlichen Bankrotterklärungen derLandesregierung stellt sich nun die Frage, wie soll es weitergehen?Uns läuft die Zeit davon und der vor kurzem herausgebrachte Bericht zum Artensterben machtnoch mal deutlich, dass dringend etwas getan werden muss. Denn das Sterben der Arten ist auchim Zusammenhang mit dem verschwinden von Lebensräumen und Ökosystemen zu sehen.Ich gebe zu, dass wir in Schleswig-Holstein nicht allein die biologische Vielfalt retten können,aber wir sollten unseren Beitrag leisten. Die Landesregierung muss die Selbstverpflichtung ernstnehmen und endlich anfangen eine Natur-, Umwelt und Artenschutzpolitik zu machen, diediesen Namen wirklich verdient.