Anke Spoorendonk zu TOP 17 - Kompetenzanalyse "Minderheiten als Standortfaktor"
PresseinformationKiel, den 9.10.2008 Es gilt das gesprochene WortAnke SpoorendonkTOP 17 Umsetzung der Kompetenzanalyse „Minderheiten als Standortfaktor“ (Drs. 16/2258)Die im Herbst 2006 bei der Europäischen Akademie Bozen (kurz: EURAC) in Auftrag gegebeneKompetenzanalyse „Minderheiten als Standortfaktor in der deutsch-dänischen Grenzregion“hatte das Ziel, einmal zu beleuchten, welche Vorteile für die Regionalentwicklung sich aus derkulturellen Vielfalt des deutsch-dänischen Grenzlandes ergeben.Die Ergebnisse sind klar: Die Minderheiten stellen einen großen Wert für die Region dar –einen„Mehrwert“ sozusagen, der stärker für die gesamte Region genutzt werden sollte. Dieentsprechenden Empfehlungen lauten daher: Die Minderheiten müssen verstärkt in dieregionalen Wirtschaftsentwicklungsstrategien einbezogen werden - zum Beispiel, wenn es umINTERREG-Zusammenarbeit geht. Auch der interkulturelle Dialog in der Grenzregion mussbesser gefördert werden, damit zum einen das Wissen rund um die Minderheiten im Bildungs-und Wirtschaftsbereich stärker berücksichtigt werden kann. Zum anderen gilt es, dieses Wisseninnerhalb und außerhalb der Region besser zu transportieren und in der Außendarstellung derGrenzregion stärker zu berücksichtigten. – Um nur einige zentrale Punkte zu nennen. Insgesamtunterbreitet die Studie 40 einzelne Empfehlungen. 2Nachdem die Analyse vorgelegt wurde, sind Anstrengungen unternommen worden, dieseErkenntnisse einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Am 5. März 2008 stellteLandtagspräsident Kayenburg die Expertise in einer Pressekonferenz der schleswig-holsteinischen Öffentlichkeit vor. Am 16. Juni 2008 wurde die Kompetenzanalyse am in einergroßen Veranstaltung im Deutschen Bundestag debattiert, an der unter anderemBundestagspräsident Lammert teilnahm. Auf dänischer Seite wird sie entsprechend am 17.November im dänischen Folketing einer breiteren dänischen Öffentlichkeit präsentiert. Undauch eine Vorstellung bei der EU in Brüssel ist geplant.Nachdem die Erkenntnisse und Empfehlungen nunmehr publik gemacht wurden, ist es an derZeit, die politischen Konsequenzen daraus zu ziehen. Der Europaausschuss des Schleswig-Holsteinischen Landtages hat sich bereits am 4. April damit befasst und das „DialogForumNorden“ gebeten, Vorschläge zur Umsetzung der genannten Empfehlungen zu erarbeiten. Indiesem Forum haben sich die nationalen Minderheiten und Volksgruppen in Schleswig-Holsteinund Dänemark sowie Institutionen, Organisationen und Politiker zusammengeschlossen, umsich gegenseitig zu informieren und bei Bedarf gemeinsam Position zu beziehen. Am24.September hat die Minderheitenbeauftragte Caroline Schwarz als Vorsitzende desDialogForums dem Europa-Ausschuss einen schriftlichen Entwurf zur weiteren Arbeit mit derEURAC-Studie zugeleitet.Da die Kompetenzanalyse vom Landtagspräsidenten in Auftrag gegeben wurde, ist sie einGutachten des Schleswig-Holsteinischen Landtages. Letztlich ist für die Umsetzung aber einaktives Handeln der Exekutive erforderlich. Deshalb haben wir mit diesem Antrag auch dieLandesregierung gebeten, dem Landtag darzulegen, welche Konsequenzen sie aus der Expertisezieht. Nur durch eine aktive Mitarbeit der Regierung an diesem Projekt erreichen wir, dass dasPotential der nationalen Minderheiten im deutsch-dänischen Grenzland ein echter regionalerStandortfaktor wird. 3Die aus der Kompetenzanalyse abgeleiteten Vorschläge des DialogForum Nordens sehen vor,dass die Einrichtung eines „Minderheitenclusters“ im nördlichen Schleswig-Holstein geprüftwerden soll, der sich besonders auf die Vermittlung von Erfahrungen an Konfliktparteien ausKrisengebieten, auf die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Universitäten Flensburg, Kielund Sønderborg sowie auf die Erstellung eines grenzüberschreitenden Regionsprofils bezieht.Darüber hinaus sieht der SSW aber auch die Notwendigkeit und die Chance, die Minderheiten-kompetenzen in den bestehenden wirtschaftspolitischen Schwerpunktsetzungen derLandesregierung zu berücksichtigen – vor allem in den Bereichen Tourismus, Energiepolitik undBildungspolitik. Nicht ohne Grund wird die Bedeutung der Minderheiten für wirtschafts-politische Wachstumsstrategien, Entwicklungsforen, Unternehmensvorhaben und dasTourismusmarketing in der EURAC-Studie an erster Stelle hervorgehoben. Wir erwarten daher,dass die Landesregierung längerfristig ein Konzept entwickelt, wie dieser Ansatz in die gesamteLandespolitik implementiert werden kann. Hier und heute erwarten wir, dass die Landes-regierung die Chance nutzt, die ihr mit dieser Kompetenzanalyse in den Schoß gefallen ist.