Lars Harms zu TOP 14 - Ermöglichung von kommunalen Shared-Space-Konzeptionen
PresseinformationKiel, den 11.09.2008Es gilt das gesprochene WortLars HarmsTOP 14 Shared-Space- Ermöglichung von kommunalen Shared-Space- 16/2 Konzeptionen Drs. 16/2213Wenn wir heute über gemeinsam genutzte Verkehrsräume sprechen, so müssen wir erst einmalfesthalten, dass es nicht Ziel solcher Initiativen ist, ganze Städte als gemeinsamen Verkehrsraumumzugestalten. Vielmehr geht es darum, dass kleine Teile eines Verkehrsraumes entsprechendausgewiesen werden und nur dort alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt sind. Wir reden alsoheute über Straßenzüge oder auch über abgegrenzte Innenstadtbereiche. Wir können das Ganzevergleichen mit verkehrsberuhigten Zonen oder Spielstraßen, die man seit den 70er Jahrenausgewiesen hat.Ziel ist es, ein verträgliches und ruhiges Miteinander aller Verkehrsteilnehmer zu erreichen unddadurch beispielsweise die Unfallzahl zu senken. 2Für ein solches Projekt sind nicht nur ein paar Schilder notwendig, die man irgendwo aufhängt,sondern es müssen umfangreiche Umbaumaßnahmen erfolgen. Ampeln, Verkehrsinseln undvieles andere müssen abgebaut werden und die Straßen- und Gehweggestaltung hin zu einemgemeinsamen Verkehrsraum muss geändert werden. Das kostet sehr viel Geld und daher ist esnatürlich berechtigt zu fragen, wo eventuelle Fördermittel zur Verfügung stehen. Die EU stellthierfür im Rahmen des „Interreg III B – Nordsee“-Programms Fördermittel zur Verfügung. Wirkönnen also festhalten, dass dies wieder einmal ein Baustein einer intensivierten Nordsee-Zusammenarbeit sein könnte, wie sie der SSW schon immer gefordert hat.Rund um die Nordsee nehmen mehrere Orte und auch große Städte an diesem Projekt teil undman tauscht sich international über gemeinsame Verkehrsräume aus. Sogar eine ganze Regionist Teil dieser Zusammenarbeit: Die niederländische Provinz Friesland ist als Provinz diesemProjekt beigetreten und fördert nun die Entwicklung von gemeinsamen Verkehrsräumen in dergesamten Provinz. Das wäre vergleichbar mit einem Beitritt des ganzen Landes Schleswig-Holstein zu dieser Interreg-Zusammenarbeit. Dies hätte sogar meines Erachtens einen nichtgeringen Charme, wenn man bedenkt, dass man so auch eine sehr gute Zusammenarbeit mit derProvinz Friesland in den Niederlanden etablieren könnte.Aber so weit gehen die Grünen noch nicht. Uns liegt heute ein Antrag vor, der erst einmal davonausgeht, dass die Umsetzung solcher Projekte in Schleswig-Holstein an der Genehmigungspraxisvon Landesbehörden scheitert. Ich kann derzeit nicht beurteilen, ob dies so ist. Aber ich glaubeeher, dass im Einzelfall unterschiedlich bewertet werden könnte, ob eine Maßnahmeverkehrsberuhigend oder die Verkehrssicherheit erhöhend ist oder nicht. Aufgrund dieserunterschiedlichen Sichtweisen mag es dann auch zu Auseinandersetzungen kommen. DiesemProblem kann man eigentlich nur dann beikommen, wenn sich die Landesregierung und auch diekommunalen Träger der Interreg-Zusammenarbeit einig sind, dass solche Projekte sinnvoll undförderungswürdig sind. Ob das im Einzelfall so ist, wage ich zu bezweifeln. 3Deshalb ist der zweite Schritt, den die Grünen im Antrag anführen, ein wichtiger Schritt. DieKommunen müssen über solche Konzeptionen informiert werden und die entsprechendenPlanungsmöglichkeiten müssen aufgezeigt werden. Ich gehe sogar einen Schritt weiter.Gemeinsam mit den regionalen Interreg-Begleitausschüssen muss die Landesregierung über dievorhandenen Fördermöglichkeiten informieren und aktiv für ein Pilotprojekt werben. Ich könntemir zum Beispiel vorstellen, dass wir nicht nur einzelne Kommunen in diesen Vorhabenunterstützen, sondern dass sich auch ein Landkreis als Region mit gemeinsamenVerkehrsräumen profilieren könnte. Hier könnten kreisangehörige Gemeinden mitentsprechenden Ideen gemeinsam unter dem Dach des Kreises ihre Projekte vorantreiben. Diesist insbesondere vor dem Hintergrund notwendig, dass bei uns die Gemeindestrukturen immernoch so klein sind, dass die Gemeinden alleine hier Schwierigkeiten bekommen könnten, einegute Planung auf die Beine gestellt zu bekommen. Folgt man dem Beispiel der Provinz Frieslandin den Niederlanden, die zugegebenermaßen schon jetzt größere Gemeinden hat, so könnten wirhier Modelle umsetzen, die möglicherweise auch den Tourismus fördern könnten. Die Botschaft,dass ein Landkreis sich übergemeindlich für verkehrsberuhigende Maßnahmen einsetzt, wäresicherlich eine Botschaft, die bei potentiellen Gästen ankommen würde.Deshalb ist es richtig, dass das Land hier eine koordinierende Funktion einnimmt und zumindestmit den Landkreisen sowie den Städten und Gemeinden spricht, um auch die für solcheMaßnahmen zur Verfügung stehenden Interreg-Mittel in unser Land zu holen.