Anke SPoorendonk zu TOP 3 - Entwurf eines Haushaltsstrukturgesetzes zum Haushaltsplan 2009/10
Presseinformation Kiel, den 10.09.2008 Es gilt das gesprochene WortAnke SpoorendonkTOP 3 Entwurf eines Haushaltsstrukturgesetzes zum Haushaltsplan 2009/10 (Drs. 16/2150)Seit 2006 haben wir in Deutschland und in Schleswig-Holstein einen wirtschaftlichenAufschwung erlebt, der nicht nur zu einem höheren Wirtschaftswachstum und bei denUnternehmen zu steigenden Umsätzen, sondern auch zu einem deutlichen Abbau derArbeitslosigkeit geführt hat. Somit beträgt die Arbeitslosenquote im August in Schleswig-Holstein nur noch 7,5%, während wir vor einigen Jahren noch bei über 10% lagen. Dies ist dasgeringste Niveau der Arbeitslosigkeit seit 1993 - auch wenn hier nicht alles Gold ist, was glänzt.Die Ursachen dieser Entwicklung sind vor allem in dem positiven Anstieg des Welthandels zusuchen, wovon Deutschland - und auch unser Bundesland - sehr profitiert haben. Unsereheimische Wirtschaft hat durch Umstrukturierungen und durch massiven Lohnverzicht derArbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ihre Wettbewerbsfähigkeit stark verbessern können, wassich letztlich im Aufschwung der deutschen Exportwirtschaft widerspiegelt. Dazu kommenregionale Besonderheiten, wie im deutsch-dänischen Grenzland, wo der Wirtschaftsboom inunserem Nachbarland den Arbeitsmarkt belebt hat. 2Soll heißen: Die Anzahl der Grenzpendler ist in den letzten Jahren stark gestiegen und dieArbeitslosenquote im nördlichen Landesteil trotz der Schließung von Motorola und anderengrößeren Unternehmen überproportional gesunken. Wobei an dieser Stelle lobend erwähntwerden sollte, dass auch die Bemühungen der Landesregierung in Zusammenarbeit mit derRegion Syddanmark diese positive Entwicklung unterstützt hat.Durch das Wirtschaftswachstum der letzten Jahre sind auch die Steuereinnahmen sowohl imBund wie auch in den Ländern und Kommunen wieder angestiegen. Laut StatistischesBundesamt hat sich dieser Trend bei den Steuereinnahmen noch im ersten Halbjahr 2008fortgesetzt. Leider müssen wir nun aber davon ausgehen, dass sich der wirtschaftlicheAufschwung langsam dem Ende nähert.So ist im 2. Quartal erstmals seit Jahren das Bruttosozialprodukt wieder zurückgegangen, und dieAuftragseingänge bei der Industrie im Juli regelrecht eingebrochen. Der hohe Ölpreis, der Anstiegder Lebensmittelpreise und die Bankenkrise in den USA wirken sich auch auf die europäischeWirtschaft - und damit auch auf Deutschland - negativ aus.Nun wissen wir aber, dass Schleswig-Holstein immer noch eine relativ mittelständischeUnternehmensstruktur hat. Wir können mit anderen Worten hoffen, dass die Folgen eineskommenden Abschwungs auf die schleswig-holsteinische Wirtschaft nicht voll durchschlagenwerden. Im Finanzplan des Landes geht die Landesregierung dann auch davon aus, dassSchleswig-Holstein in den Abschwungsphasen meistens vergleichsweise moderateWachstumsraten verzeichnen konnte. Sie rechnet daher im nächsten Jahr nur mit einer leichtenkonjunkturellen Abkühlung. Insgesamt rechnet die Landesregierung in ihrem Finanzplan bis 2012immer noch mit einem Anwachsen der Steuereinnahmen. Dennoch ist es fraglich, ob derHaushaltsentwurf den kommenden Herausforderungen gerecht wird. 3Der SSW jedenfalls ist der Auffassung, dass die Landesregierung ihre bisherige Regierungszeitnicht ausreichend dafür genutzt hat, das Land fit für die Zukunft zu machen. Zu unterschiedlichsind die Interessen in der Großen Koalition; zu oft gab es Streitereien und Machtkämpfe. DieserHaushalt der kleinen Schritte wird das letzte „große“ Projekt der Großen Koalition sein. Seitgestern ist endgültig klar, dass es in dieser Wahlperiode keine große Verwaltungsstrukturreformmehr geben wird. Das bedauern wir. Nicht weil die leidige Diskussion um eine Kreisgebiets-reform damit vom Tisch ist. Diese Diskussion war von vornherein eine Missgeburt. Aber wirbedauern, dass damit auch die Diskussion um eine tief greifende Funktionalreform tot ist. Dashat sich allerdings allein die Große Koalition zuzuschreiben, die diese Reform von vornhereinfalsch angepackt hat. Statt zu fragen, wie die öffentlichen Aufgaben in Schleswig-Holsteinvernünftig verteilt werden können und wie die Strukturen entsprechend gestaltet werdenmüssten, wurde von vornherein immer die Kreisreform propagiert. Dies war ein fataler Fehler,der uns in den letzten drei Jahren reichlich Unterhaltungsstoff geboten hat, aber die ganzeReformdiskussion auch keinen einziger Schritt weiter gebracht hat. Die Landesregierung stehtjetzt da wie der Kaiser in dem bekannten Märchen von Hans Christian Andersen: Sie hat nurLuftgewänder an. Es bleibt zu hoffen, dass eine künftige Regierung die Kraft findet, dieses Themawieder aufzugreifen und die Reform von Aufgaben und Strukturen wieder vom Kopf auf die Füßestellt.Zu den Haushaltsrisiken im weiteren Sinne gehört auch die aktuelle Situation bei der HSHNordbank. Es ist mehr als bedauerlich, dass die Ausfälle der Bank höher sind als noch vor einigenWochen erwartet - und dass dadurch eine große Anzahl von Arbeitsplätzen verloren geht. Sohatten wir uns eine langfristige Sicherung des Finanzplatzes Kiel ganz sicher nicht vorgestellt!Daher ist es für den SSW auch kein Trost, dass sich die HSH Nordbank künftig auf ihrKerngeschäft zurückziehen will – zum einen entspricht dies genau der Position, die wir hier imPlenum bei der ersten Debatte zu den Folgen der Bankenkrise für die HSH Nordbank deutlichgemacht haben; zum anderen hat die Bank von sich aus immer wieder behauptet, dass sie ebennicht zu den „global Playern“ gehören wolle – dies in ihrer Investment-Politik anscheinend dann 4doch versucht hat. Über mögliche Folgen für den Landeshaushalt wird uns der Finanzminister janoch in der Debatte zu dem vorliegenden Dringlichkeitsantrag aufklären.Dabei sehen die Eckpunkte des Haushaltes oberflächlich betrachtet gar nicht so schlecht aus. DieNeuverschuldung soll bis 2010 auf 530 Millionen Euro sinken, und erstmals seit Jahren liegt einHaushaltsentwurf vor, der die verfassungsmäßige Grenze nicht überschreitet. Die Investitionensollen in beiden Jahren über 800 Millionen Euro betragen, womit sie höher als die Kredit-aufnahme sind. Allerdings befand sich die Nettokreditaufnahme bereits 2007 beim Haushalts-abschluss innerhalb der verfassungsmäßigen Grenze. - Ob wir dies in den Haushaltsabschlüssender kommenden Jahre erreichen werden, hängt mit anderen Worten maßgeblich von derweiteren wirtschaftlichen Entwicklung und den damit verbundenen Steuereinnahmen ab.Der Ministerpräsident hat somit nicht Unrecht, wenn er in seiner Haushaltspressekonferenzdavor warnt, dass es trotz der höheren Steuereinnahmen für Schleswig-Holstein kaum mehrfinanzpolitische Spielräume gibt. So rechnet der Finanzminister zwar für 2010 mit einem Mehr anSteuereinnahmen von ca. 1,8 Mrd. Euro in Vergleich zu 2005, aber nach dem Abzug desKommunalen Finanzausgleichs, steigenden Zinszahlungen und Tarifsteigerungen bleiben davonnur rund 1 Mrd. Euro übrig.Dazu kommen - wie wir alle wissen - die Altlasten des Landes in Form von Zinsausgaben, diedazu führen, dass die Zinsausgaben-Quote bis 2010 auf 12,1% weiter ansteigt. Der Hauptgrundfür die Finanzschwäche des Landes ist aber laut Landesregierung strukturell begründet. Das siehtder SSW genau so. Denn hätte wir in Schleswig-Holstein genauso viele Finanzmittel für dieselbenAufgaben wie die anderen westdeutschen Flächenländer, dann hätten wir pro Jahr 600 Mio.Euro mehr Steuereinnahmen und müssten keine neuen Schulden aufnehmen.Leider ist der Landesregierung bei den Verhandlungen zur Föderalismusreform II bei denzukünftigen Entschuldungsregeln kein wirklicher Durchbruch gelungen. Die schleswig- 5holsteinische Forderung nach einem gemeinsamen Entschuldungsfond der Länder - finanziertdurch die Einnahmen aus der Mehrwertsteuer – wäre aus Sicht des SSW weiterhin eine guteLösung dieser strukturell bedingten Finanzprobleme gewesen. Doch in der Föderalismus-kommission konnte man sich wieder einmal nur auf eine laue Kompromissformel einigen, dieunserem Land nicht wirklich helfen wird.Dass der Rückgang der Arbeitslosigkeit nicht nur zu höheren Steuereinnahmen führt, sondernauch zu weniger Ausgaben des Landes im sozialen Bereich, ist keine neue Erkenntnis. So sind dieAusgaben für den Landesanteil an der Sozialhilfe in den letzten Jahren immer niedriger gewesenals im Haushaltsansatz erwartet. Diese Entwicklung unterstützt die Auffassung des SSW, dassdie Bekämpfung der Arbeitslosigkeit für die Haushaltskonsolidierung des Landes viel wichtigerist als harte Sparmaßnahmen. Da über 95% des Landeshaushalts in Beton gegossen ist, werdenwir allein mit einer Politik des Kürzens und Beschneidens die Zukunft des Landes nicht in denGriff bekommen. Davon zeugen auch die vielen Briefe, die uns in diesen Tagen von Polizei-beamten und anderen öffentlich Bediensteten erreichen. Soll heißen: Wenn Strukturreformendurchgeführt werden sollen, dann brauchen wir motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter imÖffentlichen Dienst. Und die bekommen wir nicht, wenn immer wieder im negativen Sinne ander Gehaltsschraube gedreht wird.Aus Sicht des SSW ist es weiterhin wichtig daran festzuhalten, dass höhere Investitionen desLandes - zum Beispiel für die Infrastruktur und die regionale Wirtschaftsentwicklung - gerade ineiner beginnenden Abschwungsphase wichtig sind, um die Binnenkonjunktur in Schleswig-Holstein positiv zu beeinflussen. In diesem Zusammenhang ist es natürlich begrüßenswert, dassdie Investitionen des Landes im Vergleich zu 2005 um 22% wachsen werden, während diePrimärausgaben im gleichen Zeitraum lediglich um 6,4 Prozent anwachsen sollen. So will dieLandesregierung die Mittel für den Küstenschutz und die ländlichen Räume erhöhen, wobei essich hierbei in Klammern bemerkt insbesondere um EU-Gelder handelt. 6Dennoch lohnt es sich, auch bei den Investitionen genauer anzuschauen. Der SSW ist zumBeispiel nicht damit einverstanden, dass die Landesregierung die Städtebauförderung für dieKommunen kürzen will. So soll die Städtebauförderung von 19,2 Millionen Euro in 2008 auf 17,6Millionen Euro in 2010 zusammengestrichen werden. Angesichts des großen Sanierungsbedarfsin vielen Städten ist dies nicht nachvollziehbar. Die kommunalen Spitzenverbände haben bereitsgegen diese Kürzungen protestiert, und wir werden uns in den Haushaltsberatungen damitbefassen müssen, ob dies wirklich der richtige Weg ist.Auch der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur bleibt für uns ein wichtiges Thema. Im Rahmen desLandeshaushaltes hat die Landesregierung allerdings nur wenige Mittel eingeplant, um denStraßen- und Schienenbau im Lande voranzubringen. Dies liegt redlicher Weise auch daran, dassvieles in der Verantwortung des Bundes liegt. Umso wichtiger ist es, dass die Landesregierungdie richtigen Prioritäten in der Verkehrspolitik setzt, und hier sieht der SSW immer nocherhebliche Defizite. Das gilt insbesondere für den Bau der Fehmarnbelt-Brücke. Nicht nur vomSSW, sondern auch nördlich der deutsch-dänischen Grenze – in Südjütland - wird diesesPrestigeprojekt mit gemischten Gefühlen wahrgenommen. Denn eine feste Verbindung über denFehmarnbelt ist keine Verkehrsader für Schleswig-Holstein, sondern ein „Bypass“, derKopenhagen/Malmö mit Hamburg verbinden soll. Die Menschen in Schleswig-Holstein wärenmit vielen kleineren Maßnahmen zum Ausbau der bestehenden Fernstraßen undEisenbahntrassen besser bedient als mit einem Megaprojekt, das nur eine gut funktionierendeFährverbindung ersetzt, die sich zudem ohne Steuergelder finanziert. Eben dies wird aber nichtder Fall sein, wie wir heute der „Flensborg Avis“ entnehmen konnten. Die Landesregierung stelltjetzt schon viele viel wichtigere regionale Verkehrsprojekte zurück, um den Fehmarnbelt-Anschluss verwirklichen zu können. Wir fordern daher, dass die Landesregierung jetzt endlichdafür kämpft, dass die bestehenden Verkehrsengpässe in der Mitte und im Norden Schleswig-Holsteins beseitigt werden. Im Haushaltsentwurf findet sich allerdings wenig – bis gar nichtsdazu, wie die Landesregierung diese Herausforderungen angehen will. 7Der vorliegende Haushaltsentwurf schweigt sich leider auch über ein Gesellschaftsproblem aus,das sich vor dem Hintergrund des wirtschaftlichen Abschwunges womöglich noch vergrößernkönnte. Nämlich, der massive Anstieg des Niedriglohnsektors. Einer Studie der Böckler-Stiftungzufolge ist das Realeinkommen des am wenigsten verdienenden Bevölkerungsviertels seit 1995um 14 % gefallen. Im gleichen Zeitraum sind die Realeinkommen des am besten verdienendenBevölkerungsviertels um 3,5% angestiegen.Eine Ursache dafür ist, dass sich in Deutschland ein Niedriglohnsektor entwickelt hat, der bereitsüber 20% aller Beschäftigten umfasst. Auch in Schleswig-Holstein ist die Arbeitslosenquote inden letzten Jahren zwar gefallen, aber gleichzeitig können viele der Beschäftigten von ihremEinkommen nicht leben. Der SSW spricht sich gegen Niedrig- und Dumpinglöhne aus undarbeitet weiterhin für eine Arbeitsmarktpolitik nach skandinavischem Vorbild.Damit die Menschen auch in Zukunft bei uns im Norden arbeiten und leben können, muss sichdie Landesregierung dafür einsetzen, dass die Rahmenbedingungen für die arbeitendeBevölkerung verbessert werden. Dazu gehören die Weiterführung des Tariftreuegesetzes, dieEinführung von Mindestlöhnen sowie eine Steuerentlastung für die unteren und mittlerenEinkommen.Da besonders viele unqualifizierte Beschäftigte im Niedriglohnsektor arbeiten, muss es in derberuflichen Bildung verstärkt für diese Gruppe maßgeschneiderte Angebote geben; denn der vielbesungene Aufschwung ist ja bei diesen Menschen gar nicht angekommen. - Und mit denverschlechterten Konjunkturaussichten wird sich nicht nur die Kluft zwischen arm und reich,sondern auch zwischen qualifizierten und nicht-qualifizierten Bevölkerungsschichten weiterausweitenIch will gerne zugestehen, dass die Landesregierung in den letzten Jahren im Weiterbildungs-bereich ihre Anstrengungen erhöht hat. Aber sieht man sich die Wirklichkeit vor Ort an, wird manfeststellen, dass arbeitslose Menschen sich immer noch mit einem Flickenteppich an 8Weiterbildungsangeboten von der Arbeitsagentur und den Optionskreisen bis hin zu vielenprivaten Weiterbildungsträgern auseinandersetzen muss.Es fehlt dabei die bessere Koordinierung der Angebote, und es fehlt die bessere Einbeziehung derWirtschaft und der Gewerkschaften bei der maßgeschneiderten Ausgestaltung derWeiterbildungsangebote. Dabei wissen wir, dass viele Unternehmen in den nächsten Jahrenhänderingend nach qualifizierten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern suchen werden.Bereits heute haben viele Firmen ein Rekrutierungsproblem. Kurz um: Wir brauchen in dennächsten Jahren eine Weiterbildungsoffensive für das ganze Land.Im Kita-Bereich will die Landesregierung das beitragsfreie 3. Kindergartenjahr einführen und denAusbau der Kinderbetreuung voran bringen. Die Finanzierung des beitragsfreien Kindergarten-jahres scheint nun aber immer noch nicht hinlänglich geklärt. Die Regierung will im Finanz-planungszeitraum bis 2012 für 17.000 neue Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahreninsgesamt gut 174 Mio. Euro einsetzen – jeweils zur Hälfte bestehend aus Bundes- und ausLandesmitteln. Diese Maßnahmen unterstützt der SSW ausdrücklich. Wobei keiner von unsdarüber hinweg sehen sollte, dass wir in Deutschland - und damit auch in Schleswig-Holstein –im europäischen Vergleich im Bereich der Kinderbetreuung immer noch weit unten stehen.Wenig Verständnis haben wir daher für die Position der Bildungsministerin, die öffentlichgefordert hat, dass die Kommunen bei der Betreuung der unter Dreijährigen endlich auch ihrenfinanziellen Beitrag leisten müssen. Zum einen tun sie dies bereits, und zum anderen ist esbekanntlich so, dass die Bundesregierung den Ausbau der Kinderbetreuung beschlossen hat. Soeine Aufforderung ist also wenig hilfreich, schließlich tritt auch die Landesregierung für dasKonnexitätsprinzip ein. Wer bestellt, muss die Zeche zahlen – auch im Bereich derKinderbetreuung, denn diese Aufgabe ist für die Kommunen eine neue Aufgabe. – Wobei es ausSicht des SSW überfällig ist, dass das Konnexitätsprinzip auch auf den Bund ausgeweitet wird. 9Der SSW begrüßt die Erhöhung des Haushaltsansatzes für die Schulen und Hochschulen desLandes. Während der Schuletat wegen des wachsenden Lehrerbedarfes von insgesamt 1.000neuen Lehrerstellen um etwa 60 Millionen Euro erhöht werden soll, will das Land in 2009 und2010 jeweils fast 16 Millionen Euro mehr für die Hochschulen ausgeben. Das Problem derUnterfinanzierung der schleswig-holsteinischen Hochschulen ist nicht neu und immer wieder inLandtagsdebatten angeprangert worden. Es scheint also fast so, als hätte der ehemaligeWissenschaftsminister Austermann den Hochschulen im Haushalt 2009-2010 ein kleinesAbschiedsgeschenk hinterlassen. Die eine Hälfte dieser Mittel wird aber ganz schnell durch dieTarifsteigerungen „aufgegessen“ werden, während der andere Teil für die Errichtung einesInnovationsfonds genutzt werden soll. Was fehlt, ist somit weiterhin eine nachhaltigeVerbesserung der Grundausstattung unserer Hochschulen.Außerdem zeigt die Situation, die sich über den Sommer an der Universität Flensburg ergebenhat, dass der SSW mit seinen Befürchtungen um die Zukunft für den HochschulstandortFlensburg leider Recht behalten hat. Im Juli traf die Universität die erste Hiobsbotschaft, als ihrdie Anerkennung eines Bachelor-Studiengangs verweigert wurde. Danach stellte derUniversitätsrat Schleswig-Holstein im August in einer Analyse fest, dass die UniversitätFlensburg “das größte Teilproblem” der drei Universitäten des Landes sei. Der Universitätsratschlug vor, dass man entweder gleich zur alten Pädagogischen Hochschule (PH) zurückkehrt oderdie Universität strategisch weiterentwickeln sollte. Für den SSW ist klar, dass eine Rückkehr zurPH den gesamten Hochschulstandort Flensburg in Frage stellt. Es ist gut, dass dieLandesregierung dies auch so sieht und mit einer Soforthilfe der Uni nun finanziell unter dieArme greifen will.Aber das reicht langfristig nicht aus. Der SSW fordert, dass die Landesregierung eineRichtungsentscheidung zur Weiterentwicklung der Universität Flensburg trifft und ein Konzepterarbeitet, worin dargelegt wird, wie die Zukunft des Universitätsstandortes Flensburg 10langfristig gesichert werden kann. Nur so werden wir die Uni Flensburg retten können - aberdazu wird es ja noch unter einem anderen Tagesordnungspunkt eine Debatte geben.Fest steht dabei auch aus Sicht des SSW, dass die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit derSyddansk Universitet ohne eine “Volluniversität“ in Flensburg nicht möglich ist. Dies hat derRektor der SDU in mehreren öffentlichen Beiträgen klar gemacht. Vor dem Hintergrund desweiteren – notwendigen - Ausbaus der deutsch-dänischen Zusammenarbeit gibt es übrigenseine interessante Anekdote, die besagt, dass man bei der Erstellung der genetischen Europakarteherausgefunden hat, dass die Dänen den Norddeutschen genetisch mehr gleichen alsbeispielsweise den Schweden. Angesichts der langen gemeinsamen Geschichte von Dänemarkund Schleswig-Holstein mag dies für den Insider nicht so überraschend sein, gleichwohl ist diesein weiteres Indiz dafür, dass es gut ist, wenn nicht nur die kulturellen Unterschiede zwischenden Bevölkerungsgruppen, sondern auch die kulturellen Gemeinsamkeiten in der deutsch-dänischen Grenzregion betont werden. - Und genau dies ist ja auch das Motto der neuengrenzüberschreitenden Zusammenarbeit.Man kann aber zu Recht sagen, dass am 1. September 2008 in Schleswig ein neues Kapitel in derlangen deutsch-dänischen Geschichte aufgeschlagen wurde. Denn an diesem Tag wurde unterBeteiligung der dänischen Königin Margrethe II, Ministerpräsident Peter Harry Carstensen unddes großzügigen Spenders Mærsk-McKinley-Møller das neue dänische A.P.Møller-Gymnasiumeingeweiht.Mit diesem Geschenk erfüllte sich ein lang gehegter Wunsch der dänischen Minderheit nacheinem zweiten Gymnasium. Das bisher einzige Gymnasium der Minderheit, die Duborg-Skolen,ist mit über 1.000 Schülerinnen und Schülern schon seit Jahren überlastet. Das neue Gymnasiumist aber letztlich ein Gewinn für die gesamte Grenzregion und kann auch - gerade für die StadtSchleswig - einen wichtigen Impulsgeber sein.Die neue Schule ist eine Gemeinschaftsschule mit gymnasialer Oberstufe. Das bedeutet, dass mit 11Beginn des neuen Schuljahres alle Schulen des Dänischen Schulvereins in Gemeinschaftsschulenumgewandelt worden sind. Diese Strukturänderung und die seit dem 1.1.2008 geltendeGleichstellung bei den Schülerkostensätzen haben zu dem erfreulichen Ergebnis geführt, dassdie Zuschüsse für die dänischen Schulen im Haushaltsentwurf 2009-2010 wesentlich erhöhtworden sind. - Allerdings ist dies kein Geschenk der Landesregierung, es ist wie gesagt dieKonsequenz ganz konkreter Beschlüsse. Und das ist gut so!Insgesamt weist der Haushaltsentwurf im Minderheitenbereich jedoch Licht und Schatten aus.So will die Landesregierung schon wieder die Zuschüsse für das Nordfriisk Instituut in Bredstedtkürzen und der Haushaltsansatz für den Dachverband der dänischen Bauernverbände soll sogarganz entfallen. Dies ist umso unverständlicher als die Landesregierung noch imMinderheitenbericht 2007 die kulturelle Arbeit des Fælleslandboforening gelobt hat. Und genaufür die kulturelle Arbeit bekommt er diese Zuschüsse. Fallen diese Zuschüsse weg, muss derVerband seine Arbeit aufgeben und dicht machen. Daher sage ich: Da weiß scheinbar die eineHand nicht, was die andere Hand macht.Auch die eher symbolische Erhöhung der Zuwendung für den dänischen KulturträgerSydslesvigsk Forening ist angesichts der jahrelangen Überrollung bei gleichzeitig ansteigendenLohnkosten nicht einmal ein Tropfen auf dem heißen Stein. In diesen Bereichen muss also ausSicht des SSW nachgebessert werden. Dies sei auch ausdrücklich angesichts der vom Schleswig-Holsteinischen Landtag angefertigten Kompetenz-Analyse „Minderheiten als Standortfaktor inder deutsch-dänischen Grenzregion“ hervor gehoben, deren Umsetzung ja noch aussteht.Ein anderer wichtiger Punkt ist für den SSW, dass mit dem Haushalt 2009-2010 endlich einerechtliche Absicherung der Schülerbeförderung zu den Schulen der dänischen Minderheitbeschlossen wird. Der dänische Schulverein braucht eine gesetzliche Regelung, um mehrPlanungssicherheit zu bekommen – nicht zuletzt, weil die bisherigen Zuschüsse der betroffenenKreise so genannte freiwillige Leistungen sind. 12Nachdem eine Arbeitsgruppe unter dem Vorsitz des damaligen Minderheitenbeauftragten KurtSchulz vor mehr als 10 Jahren eine gesetzliche Regelung für die Schulfahrten der dänischenMinderheit vorgeschlagen hat, ist es mehr als überfällig, dass das Land diese wichtigeminderheitenpolitische Forderung umsetzt. Ich rufe in Erinnerung, dass ein Gesetzentwurf desSSW vorliegt und dass die Regierungsfraktionen bei der Verabschiedung des neuenSchulgesetzes signalisiert haben, dass sie bereit sind, eine Lösung herbei zu führen. Ich hoffe, Siestehen zu ihrem Wort, liebe Kolleginnen und Kollegen von CDU und SPD! Dabei ist es aus Sichtdes SSW möglich, eine Regelung zu finden, die den Landeshaushalt nicht über Gebühr belastet.Minderheitenpolitik ist in diesem Hause auch immer Konsenspolitik gewesen. WichtigeEntscheidungen sind immer von den beiden großen Fraktionen gemeinsam mit getragenworden. Insofern hoffen wir in der dänischen Minderheit, dass es der Großen Koalition nochgelingt, in ihrem letzten gemeinsamen Haushalt diesen größten Knackpunkt in derökonomischen Minderheitenpolitik durch eine klare rechtliche Regelung aus dem Weg zuräumen.