Lars Harms zu TOP 34 - Gesundheitscheck der Gemeinsamen Agrarpolitik
PresseinformationKiel, den 18.07.2008 Es gilt das gesprochene WortLars HarmsTOP 34 Gesundheitscheck der Gemeinsamen Agrarpolitik 16/21 2137 Drs. 16/2137Um die Modernisierung der Europäischen Agrarpolitik von 2003 weiter voran zubringen und siefür den Weltmarkt weiter fit zu machen, sieht die EU-Kommission vor, eine Evaluierung derbisherigen Maßnahmen durchzuführen. Damit soll untersucht werden, ob eine Feinjustierungnotwendig ist und wie die Gestaltung und die Priorität ab 2013 aussehen soll. Unter dem Begriff„Gesundheitscheck in der Agrarpolitik“ läuft diese Evaluation.Grundsätzlich halten wir diesen Gesundheitscheck für sinnvoll, da er uns noch frühzeitig vorbösen Überraschungen warnt. Schließlich war und ist die Reform der EU-Agrarpolitik einewirkliche Reform des alten Systems. Darüber hinaus zeigt das Ergebnis des Gesundheitschecks,dass die neuen Herausforderungen wie z. B. Klimawandel, Wassermanagement und dersteigende Bedarf an Bioenergie aufgegriffen werden müssen.Das Ziel der Reform ist die Entkopplung von Direktzahlungen und Produktionsprämien hin zueiner mehr marktwirtschaftlich orientierten Landwirtschaft. Der SSW hat diese Reform immer 2konstruktiv begleitet und sich für die marktwirtschaftliche Ausrichtung ausgesprochen.Natürlich ist uns klar, dass den Landwirten dies nicht immer geschmeckt hat. Aber man kann aufder einen Seite nicht immer nur nach dem Markt rufen und auf der anderen Seite an der altenFörderpolitik festhalten. Beides geht nicht. Aber ich glaube, dass man sich von Seiten derLandwirtschaft mit dieser Entwicklung abgefunden hat.Auch wenn das Regionalmodell seinerzeit eine Kürzung für unsere Landwirte mit sich gebrachthat, macht der Bericht jetzt deutlich, dass diese Entscheidung richtig war. Denn wir können jetztnachlesen, dass die Kommission das Regionalmodell positiv bewertet und denjenigenMitgliedstaaten, die sich für das Standardmodell entschieden haben, die Möglichkeit eröffnenwill, zwischen 2009 und 2013 ihr System umzustellen. Damit haben unsere Landwirte einVorsprung im System und die rot-grüne Landesregierung hat seinerzeit die richtige Entscheidunggetroffen.Im Rahmen der Modulation werden die Direktzahlungen an die Landwirte gekürzt und fließen indie 2.Säule. Die Kommission schlägt nun, zusätzlich zur bisherigen Modulation, eine„progressive“ Modulation vor. Dies würde dazu führen, dass das Einkommen der Landwirtestärker sinkt als ursprünglich vorgesehen. Die Landesregierung lehnt diese „progressive“Modulation ab. Und sie will sich dafür einsetzen, dass im gegebenen Fall dadurch keinezusätzlichen Landesmittel für die Kofinanzierung benötigt werden oder zumindest der Anteil derKofinanzierung gesenkt wird. Angesichts der derzeitigen Haushaltslage, können wir dieLandesregierung verstehen.Jedoch sollten wir uns darauf einstellen, dass die „progressive“ Modulation kommen wird. Seitder Reform 2003 haben sich die Herausforderungen verschärft. Klimawandel,Wassermanagement, Bioenergien und die Erhaltung der biologischen Vielfalt haben seitdem anBedeutung gewonnen. Für diese Herausforderungen wird das Geld gebraucht und in die 2. Säule 3gesteckt. Und es wird unsere Aufgabe, die Politik der ländlichen Räume so zu gestalten, dass wirdiese Herausforderungen annehmen können.Der Gesundheitscheck wird eine vorzeitige und tief greifende Reform mit sich ziehen. Jedochstehen wir schon seit 2003 – wie bereits gesagt – vor neuen Herausforderungen, die wir nichteinfach bei Seite schieben können.