Anke Spoorendonk zu TOP 32 - Bericht über die Ostseeaktivitäten der Landesregierung 2007/2008
Presseinformation Kiel, den 16.7.2008 Es gilt das gesprochene WortAnke SpoorendonkTOP 32 Bericht über die Ostseeaktivitäten der Landesregierung 2007/2008 Drs. 16/2132Seit der EU-Osterweiterung ist die Ostseezusammenarbeit kontinuierlich und stetig vertieftworden. Dass jetzt acht Ostseeanrainerstaaten zur Europäischen Union gehören, hat auf der einenSeite diese regionale Zusammenarbeit erleichtert. Denn nicht zuletzt auf Druck Schleswig-Holsteins sind jetzt auch in Brüssel wichtige Akzente für die Entwicklung einer EU-Ostseestrategiegesetzt worden.So hat der Europäische Rat im Dezember letzten Jahres die Kommission aufgefordert, spätestensim Juni 2009 eine EU-Strategie für den Ostseeraum vorzulegen. Diese Ostseestrategie soll imRahmen der bereits jetzt beschlossenen Nördlichen Dimension der EU-Zusammenarbeitentwickelt werden.Und dabei stoßen wir auf der anderen Seite auf die Herausforderung, die sich daraus ergibt, dassRussland außerhalb der EU-Zusammenarbeit steht. Norwegen und Island sind zwar auch keine 2EU-Mitglieder, sie haben aber sehr enge Beziehungen zur EU und haben vieleKooperationsverträge mit Brüssel abgeschlossen.Die Zusammenarbeit mit Russland bleibt eine andere Baustelle und ist gleichzeitig vonentscheidender Bedeutung für die Zukunft der Ostseezusammenarbeit, wie es ja auchrichtigerweise im Bericht der Landesregierung heißt. In den letzten Jahren ist zu beobachtengewesen, wie sich Russland verstärkt darum bemüht, an die alte Rolle als Weltmachtanzuknüpfen und in vielerlei Hinsicht nicht immer gewillt gewesen ist, konstruktiv mit der EUzusammenzuarbeiten. Vor dem Hintergrund der enormen Öl- und Gasreserven des Landes beigleichzeitig stark ansteigenden Preisen befindet sich Russland ja auch in einer Position, die es demLand zum Teil schon erlaubt, der EU seinen Willen aufzuzwingen.Wir brauchen aber einen konstruktiven russischen Partner, wenn wir die Ostseekooperationerfolgreich weiterführen wollen. Das heißt, alle anderen Ostseeanrainerstaaten müssen sichgemeinsam darum bemühen, Russland noch besser in diese Zusammenarbeit zu integrieren. Dasist ein langer Prozess. Wie schwierig sich dieser Prozess gestaltet, zeigt u.a. die aktuelle Diskussionum die Ostseepipeline; auch die angespannten Beziehungen der baltischen Staaten zu Russlandstellen immer wieder eine Hürde dar. . Wir brauchen aber eine differenzierteNachbarschaftspolitik - eine vertiefte Zusammenarbeit mit Russland, ohne dass wir in derOstseekooperation von unseren Prinzipien in entscheidenden Fragen zurückweichen.Denn gerade auch im Bereich der Maritimen Wirtschaft und in der Meerespolitik müssen alleOstseeanrainerstaaten ein einem Strang ziehen, um der besonderen Empfindlichkeit desÖkosystems Ostsee Rechnung zu tragen. Die Prognosen für die Zunahme des Schiffverkehrs, diesich nach Schätzungen bis 2015 sogar verdoppeln soll, zeigen vor welchen Herausforderungen wirin diesem Bereich stehen. Insgesamt sollten aber alle Ostseeanrainer ein gemeinsames Interessedaran haben, dass die Vision der 16. Ostseeparlamentarierkonferenz 2007 in Berlin, den 3Ostseeraum zu einer Modellregion vor allem in Bezug auf die Bereiche Energie, integrierteMeerespolitik, Arbeitsmarkt und soziale Wohlfahrt zu machen, umgesetzt wird.Letztendlich bleibt es für den SSW wichtig, dass wir die Ostseezusammenarbeit nicht nur unterden Aspekt eines gemeinsamen Marktes betrachten, viel mehr muss die VölkerverständigendeKomponente im Mare Balticum weiter ausgebaut werden. Dazu gehören insbesondere der Kultur-und Jugendaustausch, denn nichts vertieft die Beziehungen zwischen Nachbarländern so sehr wieder Ausbau der kulturellen Begegnung.