Lars Harms zu TOP 13 - Verkehrsinfrastruktur im Landesteil Schleswig verbessern!
PresseinformationKiel, den 30.5.2008 Es gilt das gesprochene WortLars HarmsTOP 13 Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur im Landesteil Schleswig Drs. 16/2044Vor einigen Wochen lautete die Überschrift in einer dänischen Tageszeitung „Danfoss lehntFehmarnbelt-Brücke“ ab. Nun lag dies gewiss nicht daran, dass der allseits bekannte Danfoss-ChefClausen ein großer Gegner von Verkehrsprojekten ist oder gar ökologische Gründe für seineGegnerschaft anführt. Nein, er fürchtete vielmehr, dass sein Unternehmen, das ja seinenHauptsitz im dänischen Nordborg nur wenige Kilometer nördlich von der Grenze hat,verkehrsmäßig abgehängt wird, wenn sich sowohl Deutschland und Dänemark zu sehr auf dieFehmarnbelt-Querung fokussieren.Denn, ob man nur für oder gegen eine Fehmarnbelt-Querung ist, muss man ganz nüchternfeststellen, dass wir gerade in Süddänemark und im Landesteil Schleswig einen großenNachholbedarf haben, wenn es um die Weiterentwicklung der Verkehrsinfrastruktur geht. Dabeigeht das dänische Institut für Transportstudien in Pattburg in einem Gutachten davon aus, dasssich alleine das Transportaufkommen Dänemarks bis 2025 auf etwa 120 Millionen Tonnen 2verdoppelt. Dies ist ein dramatischer Verkehrsanstieg, der etwas darüber aussagt, vor welchenHerausforderungen wir beim Thema Infrastruktur stehen.Denn der weitaus größte Teil dieses Anstieges wird nach Angaben des Instituts über dieJütlandroute abgewickelt werden – auch wenn die Fehmarnbelt-Querung kommen sollte. Denndiese Nord-Süd-Achse ist immer noch für dänische Unternehmen das Tor zu Europa und fürdeutsche das Tor zu Skandinavien. Da ist nur zu verständlich, dass die Wirtschaft im deutsch-dänischen Grenzgebiet – denn auf deutschen Seite denkt die IHK zu Flensburg ja ähnlich wie HerrClausen – darauf drängt, dass der Norden nicht abgehängt wird. Dies wurde ja auch auf dergemeinsamen deutsch-dänischen Verkehrskonferenz am Montag in Pattburg sehr deutlich.Auch die Region Sønderjylland- Schleswig sieht das Thema Verkehrsinfrastruktur als von enormerBedeutung für die gemeinsame deutsch-dänische Wirtschaftsregion an. Wenn unsereUnternehmen weiter wettbewerbsfähig sein sollen und wenn die Touristen den Weg in dienördliche Region finden sollen, dann muss der Norden besser an die europäischen Verkehrsnetzeangebunden werden. Dabei fühlt man sich in der Grenzregion von den Hauptstädten in Berlin undKopenhagen nicht genug beachtet, wenn es um den Ausbau unserer Verkehrsinfrastruktur geht.Das ist auch der Hintergrund, dass der SSW seinen heutigen Antrag zur Verbesserung derVerkehrsinfrastruktur im Landesteil Schleswig gestellt hat. Die Landesregierung darf vor lauterBegeisterung über das Jahrhundertprojekt Fehmarnbelt-Querung den nördlichen Landesteil nichtvergessen. Konkret darf die Finanzierung der entsprechenden Hinterlandanbindungen aufdeutscher Seite durch den Bund und das Land nicht dazu führen, dass die für den LandesteilSchleswig dringend notwendig verkehrlichen Infrastrukturmaßnahmen weiter verzögert werden.Wir haben uns in unseren Vorschlägen an entsprechende gleich lautende Anträge der StadtFlensburg und der Kreistage Flensburg-Schleswig und Nordfriesland orientiert. Die gesamteRegion spricht also hier mit einer Stimme. 3Wir werden also in naher Zukunft auf beiden Seiten der Grenze Kapazitätsprobleme sowohl aufder Straße als auch auf der Schiene bekommen. So ist zum Beispiel die E45 von Kolding bis zurGrenze nur zweispurig. Das gleiche gilt ja auch für die A7 bis zur Grenze, obwohl im RaumNeumünster jetzt bald der dreispurige Ausbau beginnt. Der SSW will, dass die gesamteAutobahnstrecke von Kolding bis Hamburg dreispurig wird. Auch beim Schienenverkehr zwischenKolding und Neumünster gibt es auf beiden Seiten der Grenze Nadelöhrsprobleme. InSønderjylland gibt es teilweise nur eine einspurige Schienentrasse und auf deutscher Seite habenwir das ewige Nadelöhrproblem bei der Rendsburger Hochbrücke, das endlich nachhaltig gelöstwerden muss. Wir meinen, man muss jetzt Nägel mit Köpfen machen und untersuchen, ob esnicht möglich ist, einen Eisenbahntunnel unter den Nord-Ostsee-Kanal zu bauen.Aber auch die A20 mit der westlichen Elbquerung muss endlich in Angriff genommen werden. Unsreicht es nicht aus, dass diese erst in 2015 fertig sein soll. Am Anfang dieser Wahlperiode sprachman noch von 2012. Wieder sind also drei Jahre verloren gegangen bei diesem für die Westküsteso wichtigen Projekt. Auch der Ausbau der B5, die Modernisierung der Bahnstrecke Hamburg-Westerland sowie der Ausbau der Bahnstrecke Niebüll-Tønder-Esbjerg mit dem Zielumsteigefreier Verbindungen sind für die Verbesserung der Infrastruktur an der Westküsteäußerst wichtig.Ich könnte noch viele andere Projekte aus unserem Antrag und darüber hinaus hier nennen. Esgibt genug sinnvolle und notwendige Verkehrsprojekte im nördlichen Landesteil, aber das führtheute doch etwas zu weit. Wichtig ist dem SSW aber das politische Signal, dass der Landtag unddie Landesregierung endlich auch die Verkehrsinfrastruktur des Grenzgebietes im Auge habenund sich dabei in Berlin und Kopenhagen für diese Anliegen einsetzen.Dabei ist es natürlich ein hoffnungsvolles Zeichen, dass die Landesregierung und die RegionSüddänemark ein gemeinsames Papier unterschrieben haben, wo sie die gemeinsam als wichtigbetrachteten Verkehrsprojekte auf beiden Seiten der Grenze erwähnen. Das ist ein erster Schritt, 4um in dieser wichtigen Frage voranzukommen und natürlich ist es auch wichtig, die Maßnahmenzu koordinieren. Wenn zum Beispiel Dänemark die E45 und die Schienenverbindung Kolding-Pattburg ausbaut, nutzt es wenig, wenn auf deutscher Seite nichts dem entsprechendes passiert.Aber machen wir uns nichts vor: Es wird nicht einfach werden, die letztlich entscheidendenVerantwortlichen in den Regierungen der beiden Hauptstädte zu überzeugen. In Dänemark gibtes zumindest eine Infrastrukturverkehrskommission, die bald mit konkreten Vorschlägenkommen soll. Auf deutscher Seite haben wir aber das Problem, dass der Bundeswegeverkehrsplanschon heute unterfinanziert ist. Wir haben daher immer noch die Befürchtung, dass Berlin unssagen wird: Wenn ihr die Hinterlandanbindung zur Fehmarnbelt-Querung finanziert bekommt,dann müsst ihr mit den anderen Projekten warten.Der SSW wird daher weiter darauf drängen die für unsere Region wichtigen Projektevoranzubringen. Der gemeinsame Antrag von CDU und SPD geht uns nicht weit genug und wirhalten deshalb an unserem Ursprungsantrag fest, zumal dieser auch konkret die notwendigengrenzüberschreitenden Projekte benennt. Wir bitten um alternative Abstimmung der beidenvorliegenden Anträge.