Anke Spoorendonk zu TOP 28 & 29 - Kampfmittelablagerungen in der Ostsee
PresseinformationKiel, den 29.02.2008 Es gilt das gesprochene WortAnke SpoorendonkTOP 28 Kampfmittelablagerungen in der Ostsee Drs. 16/1890Die Versenkung von Kampfmitteln in der Ostsee nach dem Ende des 2. Weltkrieges istein Problem, das uns Generationen später immer wieder einholt. Seinerzeit wurdeverantwortungslos und billig entschieden, das Problem einfach im Meer zu entsorgen.Nach dem Motto: aus den Augen aus dem Sinn. Leider verfügen wir nicht über genaueMengenangaben, so dass wir uns hierbei nur auf Schätzungen berufen können – diesebelaufen sich auf 300 Tsd. Tonnen chemischer Kampfstoffmunition und mehreren100.Tsd. Tonnen konventioneller Munition. Die beiden größten Versenkungsgebiete fürchemische Kampfstoffe sind das Skagerrak und das Bornholmer Becken. In dendeutschen Küstengewässern wurde größtenteils konventionelle Munition versenkt. Wirhaben es hierbei also mit einem massiven Problem zu tun, das gelöst werden muss.Seinerzeit wurde die günstigste Lösung für die Entsorgung gewählt und Auswirkungenauf die Umwelt spielten zu dem Zeitpunkt keine Rolle. Die Billiglösung von einst holt unsnun Jahrzehnte später wieder ein. Es hat immer wieder Zwischenfälle mit 2Munitionsfunden gegeben - vor allem in der Fischerei. Dies hat dazu geführt, dass es seitMitte der 80’er Jahre in Deutschland und in anderen europäischen Ländern einepolitische Diskussion über die Gefahr für Mensch und Umwelt durch Kampfmittel gibt.Untersuchungen und Bestandsaufnahmen aus den 90’er Jahren kamen zu dem Ergebnis,dass nicht auszuschließen ist, dass die Munitionsablagerungen langfristig gefährlicheEinflüsse - insbesondere auf die Meeresumwelt haben können. Wie gesagt, dieseErkenntnisse liegen uns bereits seit langem vor.Die jetzige Diskussion ist aufgekommen durch die Munitionssprengungen zurBeseitigung von Rüstungsaltlasten, die eine Gefahr für die Meeresfauna darstellen -insbesondere ist hier das Problem für Schweinswale in Nord- und Ostsee zu nennen.Schwerwiegende Verletzungen und Hörschäden bei den Meeressäugetieren resultierenaus den Sprengungen. Immer wieder wird von Umweltverbänden gefordert, diebisherige Vorgehensweise zu ändern und neue umweltschonendere Methoden bei derKampfmittelbeseitigung zu nutzen.Aber auch das Vorkommen von Kampfmittelresten in der Lübecker Bucht hat dieDiskussion aufs Neue angefacht. Umweltverbände, Tourismuswirtschaft und Fischereihaben auf die Gefahren hingewiesen, wenn eine der Flaschen am Strand Leck schlagensollte. Ein solches Szenario ist kaum vorstellbar. Die genannten Vorkommen von Giftgas,die nur wenige Kilometer vom Strand entfernt sein sollen und die in keiner Karteverzeichnet sind, stellen somit eine echte Gefahr dar. Untermauert wurde dies durcheinen Bericht des Fischereiamtes von 1970 und später durch ein Schreiben aus demBundeskanzleramt. Demnach sollen sich vor Travemünde zahlreiche Giftflaschen mit 3gefährlichen Gasen befinden. Jahre später wurden die Informationen über Giftgas in derLübecker Bucht als Falschmeldung annulliert.Mittlerweile hat eine Überprüfung des Innenministeriums ergeben, dass an dervermuteten Verklappungsstelle keine Giftflaschen gefunden wurden. Da sich dieLandesregierung anscheinend nicht sicher ist über die genaue geografische Lage, kanndies aus unserer Sicht nur bedeuten, dass die Untersuchungen weiter voran gebrachtund ausgedehnt werden müssen. Wir brauchen Klarheit, wenn es um derartiglebensgefährliche Stoffe geht.Wenn der Landesregierung Informationen über Flaschen mit Giftgas oder Chemikalienvorliegen, dann muss sie entsprechende Maßnahmen ergreifen, um mögliche Gefahrenabzuwenden. Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass Behörden hier mitInformationen hinterm Berg halten und Maßnahmen verschleppen.