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31.01.08
16:55 Uhr
B 90/Grüne

Monika Heinold zur gesunden Ernährung in Kitas und Schulen

PRESSEDIENST Fraktion im Landtag Schleswig-Holstein Pressesprecherin Es gilt das gesprochene Wort! Claudia Jacob Landeshaus TOP 29 – Gesunde Ernährung in Kitas und Schulen Düsternbrooker Weg 70 24105 Kiel
Dazu sagt die kinder- und jugendpolitische Sprecherin Telefon: 0431 / 988-1503 Fax: 0431 / 988-1501 der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Mobil: 0172 / 541 83 53 Monika Heinold: E-Mail: presse@gruene.ltsh.de Internet: www.sh.gruene-fraktion.de


Nr. 040.08 / 31.1.2008


Ohne Essen wird das mit dem Lernen nichts!
Der vorgelegte Bericht macht die Situation in Schleswig-Holstein deutlich: Ob ein Kind in der Kindertagesstätte oder in der Schule eine gesunde warme Mahlzeit erhält, bleibt dem Zufall überlassen. Zwar bieten eine Reihe von Kindertagesstätten eine Mittagsverpfle- gung an, aber bei Weitem nicht alle, und meist wird das Essen nicht frisch vor Ort zube- reitet.
Außerdem ist es vom Geldbeutel der Eltern abhängig, ob Kinder an der dieser Verpfle- gung überhaupt teilnehmen können. Der Essensbeitrag in Kindertagesstätten fällt nicht unter die Sozialstaffel und muss daher von allen Eltern in voller Höhe bezahlt werden. Und von 2,57 Euro, die eine Harzt IV - Familie pro Tag als Verpflegungssatz für ihr Kind hat, ist es unmöglich, davon 2,50 Euro für das Essen in Kita oder Schule zu bezahlen.
Während es in vielen Kindertagesstätten inzwischen immerhin das Angebot für eine warme Mittagsmahlzeit gibt, so ist das Mittagessen an Schulen noch immer eine Aus- nahme. Selbst an offenen Ganztagsschulen sind wir von einer warmen und gesunden Mittagsverpflegung für alle Kinder weit entfernt. Gesunde Ernährung ist aber eine Grund- lage dafür, dass Kinder gut lernen können. Im Bericht der Landesregierung wird nun sorgsam zusammengetragen, welche Programme, Projekte und Einzelaktivitäten es in Schleswig-Holstein gibt.
Es ist eine stolze Bilanz, wenn wir den Maßstab so setzen, dass ohne diese Initiativen gar keine Infrastruktur vorhanden wäre. Aber es ist eine schwache Bilanz, wenn wir den Anspruch formulieren, dass es in einem reichen Land selbstverständlich sein müsste, dass alle Kinder in Kindertagesstätten und Schule gesund und lecker ernährt werden.
1/2 Und es kann keine Lösung sein, dass arme Kinder, die sich das Essen in den Einrichtun- gen nicht leisten können, nebenan zur Armenspeisung von extra eingerichteten „Tafeln“ gehen müssen.
Meine Fraktion hat eine andere Vorstellung von einer solidarischen Gesellschaft. Des- halb hatten wir im letzten Jahr zwei Landtagsanträge eingebracht, die leider beide von CDU und SPD abgelehnt wurden: Wir wollten ein Gesamtkonzept für eine gesunde Er- nährung in Kindertagesstätten und Schulen, und wir wollten einen Sozialfond, damit sich alle Kinder diese Mahlzeiten leisten können. Stattdessen liegt nur der von CDU und SPD eingeforderte Bericht vor, und es stellt sich die Frage, welche Schlussfolgerungen die Große Koalition daraus ziehen will!
Aus Sicht meiner Fraktion besteht Handlungsbedarf: Zwanzig Prozent aller Kinder sind fehlernährt und jedes sechste Kind lebt in Armut! Kinder werden von der Kita abgemel- det, so der Bericht der Sozialministerin, weil das Essensgeld nicht bezahlt werden kann. Wir begrüßen es, dass der von uns geforderte Sozialfonds nun doch zustande kommt.
Wir hoffen, dass den Wohlfahrtsverbänden bei ihrer neuen Aufgabe vor Ort regionale Kinderfonds zu organisieren, keine bürokratischen Steine in den Weg gelegt werden, und dass ich die vorgesehene Antragsstellung durch die einzelne Kita in der Praxis bewährt.
Völlig unklar bleibt aber, für welchen Zeitraum die zugesagten zwei Millionen Euro aus der „Stiftung Familie in Not“ reichen sollen und reichen können. Dennoch begrüßen wir es, dass nun ein erster Schritt gemacht wird! Und auch, wenn es eigentlich eine Aufgabe des Staates ist, in Kindertagesstätten und Schulen für eine ordentliche Grundversorgung unserer Kinder zu sorgen, so werbe ich doch dafür, dass sich auch die Wirtschaft und wohlhabende Privatleute an diesem Fonds beteiligen. Es ist eine gute Möglichkeit, vor Ort gelebte Solidarität zu praktizieren und die Schere zwischen Arm und Reich wieder ein Stückchen zu schließen.
Es sind die kleinen, praktischen Schritte, die mehr zählen als große Wahlversprechen! Wer Bildungsgerechtigkeit umsetzen will, muss Armut bekämpfen! Ohne Frühstück, ohne Mittagessen ist es fast unmöglich, sich in der Schule auf das Lernen zu konzentrieren! Der Sozialfonds ist ein guter Beginn, aber er kann und darf nicht das Ende unserer Be- mühungen sein!

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