Anke Spoorendonk zu TOP 27 - "Strategie 2012" der Landespolizei Schleswig-Holstein
PresseinformationKiel, den 13.12.2007 Es gilt das gesprochene WortAnke SpoorendonkTOP 27 Berichtsantrag zur „Strategie 2012 der Landespolizei Schleswig-Holstein“ Drs. 16/1764Als Ende 2004 das Polizeiorganisationsgesetz des Landes hier im Landtag beschlossen wurde,ging auch die Arbeit der von Innenminister Buß in Auftrag gegebenen Reformkommission III zuEnde. Ich möchte in Erinnerung rufen, dass diese Kommission ganz wesentlich dazu beitrug, dassdie neue Polizeiorganisation – trotz Kritik – letztlich umgesetzt wurde. Denn die Reform-vorschläge kamen aus den eigenen Reihen der Polizei. Sie waren kein Produkt der oberen Riege,sondern eine Gemeinschaftsaufgabe.Der SSW stimmte dem Polizeiorganisationsgesetz damals zu – nicht zuletzt, weil vorgesehenwar, dass es in zwei Jahren evaluiert werden sollte. Ob diese Evaluation formal stattgefundenhat, wage ich zu bezweifeln. Was öffentlich bekannt ist – zumindest konnten wir es der Presseentnehmen – ist allein die Tatsache, dass die Polizeiführung des Landes anscheinend an einer„Strategie 2012 für die Landespolizei Schleswig-Holstein“ bastelt. Dabei geht es in erster Linie umdie kleinen Polizeistationen auf dem Lande. Ihnen droht nach Presseberichten möglicherweisedas Aus, da vorgesehen ist, dass alle Dienststellen, die mit weniger als fünf Beamten besetztsind, auf den Prüfstand kommen. 2Innenminister Stegner soll dazu gesagt haben, dass er den Strategieplänen zustimme, aberwegen der anstehenden Kommunalwahlen Unruhe in den Gemeinden verhindern wolle.Polizeiintern sei das Strategiepapier jedoch bekannt, das auf höchster Ebene verfasst worden seiund sich mit den künftigen Aufgaben der Landespolizei befasse. - So war in den „LübeckerNachrichten“ nachzulesen, dass Landespolizeidirektor Burkhard Hamm über eine Definition derKernaufgaben nachdenkt und es dann gnädigerweise der Politik, also uns, überlässt, ob und inwelchem Umfang andere Aufgaben an Dritte übertragen werden können. Keiner hier im Hausverschließt die Augen vor den gesellschaftlichen Veränderungen, denen sich alle öffentlichenEinrichtungen, also eben auch die Polizei, stellen müssen. Doch eine ergebnisoffene Diskussionüber die Ausrichtung der Polizei sieht anders ausFür den Sprecher des Innenministeriums Thomas Giebeler sind diese Behauptungen – immernoch laut Pressebericht - „kalter Kaffe“, denn fest steht nur, dass in dem genannten Papier diekünftige Entwicklung der Landespolizei „abstrakt“ beschrieben worden ist. Entschieden ist nochnichts, wird von Seiten des Innenministeriums hervorgehoben. Es wird aber eingeräumt, dassman als Mindestgröße für eine effizient arbeitende Polizeistation von fünf Beamten ausgeht. –Wobei hervorgehoben wird, dass auch der Landesrechnungshof die kleinen Stationen kritisiere. -So geschehen in den Bemerkungen des Landesrechnungshofes 2007 und 2005.Die Prüfung des Landesrechnungshofes aus dem Jahre 2005 wurde von allen Fraktionen zurückgewiesen, nicht nur wegen des Zeitpunktes – kurz nach Einführung der neuenPolizeiorganisation – sondern auch aus inhaltlichen Gründen. Der Kollege Schlie sagte zumBeispiel für die CDU-Fraktion: “Die so genannten ein- und zweimännigen Polizeistationengewährleisten die Sicherheit im ländlichen Raum. Sie stehen nicht aus wirtschaftlichen Gründenzur Disposition“. Auch der Kollege Rother stellte sich hinter die kleinen Polizeistationen desländlichen Raumes: „Insbesondere im ländlichen Raum sind sie der Garant einer bürgernahenAufgabenwahrnehmung durch die Polizei. Der Bestand dieser Stationen darf aus Sicht der SPD-Landtagsfraktion nicht in Frage gestellt werden“. 3Inzwischen hat die Gewerkschaft der Polizei die Gerüchte über das neue Strategiepapier zumAnlass genommen, das Ende der kleinen Landstationen auszurufen. - Und so ganz unverständlichsind die Ängste der Polizeibeamten ja nicht. Angesichts des Zwangs, 5.000 Stellen imöffentlichen Dienst zu streichen, erscheinen Befürchtungen, die kleinen Ein- oder Zwei-Mann-Stationen zu schließen, sehr real. So kann man in diesen Wochen mit Händen greifen, wie vielVertrauen die Landesregierung mit ihrem Wortbruch in Sachen Weihnachtsgeld bei denPolizisten im Lande verspielt hat.Die Diskussion um den Bestand der kleinen Stationen wird nicht zufällig besonders heftig imNorden des Landes geführt. Schließlich liegen die meisten der 45 Ein-Mann- und 30 Zwei-Mann-Stationen nördlich des Nord-Ostsee-Kanals. Dort sind die Beamten fester Bestandteil desdörflichen Lebens und vielerorts nach Schließung von Schule und Post die einzige offizielle Stelleüberhaupt. Deren Symbolkraft ist also nicht zu unterschätzen. Wir sprechen hier über subjektivesSicherheitsempfinden und das nimmt einfach ab, wenn der Notfall nur noch einemOrtsfremdem, oder schlimmer noch, nur einem Anrufbeantworter gemeldet werden kann. Indiesem Punkt teile ich ausdrücklich nicht die Kritik des Landesrechnungshofes, der dasempfundene Sicherheitsgefühl in seiner Wirtschaftlichkeitsanalyse völlig außer Acht ließ undplädiere für den Erhalt der kleinen Stationen.Ich hoffe, dass wir die neue Strategie der Polizei vertiefend im Ausschuss diskutieren können.Fest steht aber jetzt schon: Mit dem hochtransparenten Verfahren bei der Polizeireform 2004-2005 hat dieses alles nichts - aber auch gar nichts - gemeinsam.