Navigation und Service des Schleswig-Holsteinischen Landtags

Springe direkt zu:

Diese Webseite verwendet ausschließlich für die Funktionen der Website zwingend erforderliche Cookies.

Datenschutzerklärung

Pressefilter

Zurücksetzen
21.11.07
15:21 Uhr
SPD

Detlef Buder zu TOP 31a: Weltnaturerbe-Titel bedeutet langfristigen Schutz des Wattenmeeres

Presseinformation der SPD-Landtagsfraktion

Kiel, 21.11.2007 Landtag Es gilt das gesprochene Wort! Sperrfrist: Redebeginn aktuell
TOP 31a: Benennung des Nationalparks Wattenmeer als UNESCO-Weltnaturerbe (Drucksache 16/1718)

Detlef Buder:

Weltnaturerbe-Titel bedeutet langfristigen Schutz des Wattenmeeres

Der Antrag, das Wattenmeer zum Weltnaturerbe zu ernennen, unterstreicht die welt- weite Besonderheit und Einmaligkeit des Gebietes, nämlich die weltweit größte zu- sammenhängende Wattfläche, führt Detlef Buder in seiner Rede aus. Die Anerken- nung wird die internationale Aufmerksamkeit auf das Gebiet lenken und weitere Tou- risten an die Nordsee locken. Es wird für das Weltnaturerbe keine zusätzlichen Ein- schränkungen für die Menschen geben. Aber das der jetzige Schutzstatus des Natio- nalparks Wattenmeer wird langfristig gesichert. Buder stellt klar, dass es mit der SPD keine Änderung des Nationalparkgesetzes geben wird.



Die Rede im Wortlaut: Vor 15 Jahren hat die SPD mit der Idee, dass Wattenmeer als Weltnaturerbe bei der UNESCO anzumelden, den Stein ins Rollen gebracht. 2005 wurde dann auf der Trila- teralen Wattenmeerkonferenz auf der Insel Schiermonnikoog vereinbart, mit der An- meldung zu beginnen. Es war ein langer und steiniger Weg bis hierher und daher freue ich mich heute umso mehr, dass wir über diesen Antrag abstimmen - einen Antrag, der von den Fraktionen SPD, CDU, Bündnis 90 / Die Grünen und SSW getragen wird. An dieser Stelle bedanke ich mich erst einmal bei all denjenigen, die diesen Antrag er-



Herausgeber: Landeshaus SPD-Landtagsfraktion Postfach 7121, 24171 Kiel Verantwortlich: Tel: 0431/ 988-1305/1307 E-Mail: pressestelle@spd.ltsh.de Petra Bräutigam Fax: 0431/ 988-1308 Internet: www.spd.ltsh.de -2-



möglicht haben. Wir schreiben mit diesem Antrag ein weiteres Stück Geschichte für unser Bundesland Schleswig-Holstein.

Um auf die Liste der Weltnaturerbe kommen zu können, müssen bestimmte Kriterien erfüllt sein, wie z.B. dass die Gebiete außergewöhnliche Beispiele der Erdgeschichte darstellen oder die Gebiete müssen außergewöhnliche Beispiele von ökologischen und biologischen Prozessen in der Evolution und Entwicklung von Küsten- Ökosystemen sein. Ein dritter Punkt ist die Erhaltung der biologischen Vielfalt und die Gebiete müssen dafür von außergewöhnlichem universellem Wert sein.

191 Weltnaturerbestätten gibt es auf der Welt (25 sind gleichzeitig Weltkulturerbe) und davon bisher nur ein einziges in Deutschland (Grube Messel). In unserer kulturge- prägten Landschaft sind große, zusammenhängende naturnahe Landschaften etwas ganz besonderes. Und mit dem Wattenmeer haben wir ein ganz besonderes Gebiet, das die eben genannten Kriterien der UNESCO erfüllt.

Das beantragte Gebiet hat eine Fläche von 9.894,5 km² und betrifft die Nationalparke von den Niederlanden und von Deutschland. Es ist die weltweit größte zusammen- hängende Wattfläche. Neben dem eigentlichen Watt gehören auch noch die Salzra- senflächen, die Strände und die Dünenlandschaften dazu.

Die Besonderheiten des Gebietes erschließen sich jedem, der den Nationalpark schon mal besucht hat. Da ist zu einem die große Dynamik. Wasser und Wind, aber auch die Tier- und Pflanzenwelt sind die prägenden Elemente der dynamischen Pro- zesse. Mit jeder Ebbe und Flut ändert das Watt sein Gesicht und mit jedem Windstoß werden Strukturen und Formen der Strände und Dünen verändert. -3-



Eine weitere Besonderheit ist im Schlick vergraben. Dort befindet sich eine riesige An- zahl von Tieren und Pflanzen. Die Biomassenproduktion pro Quadratmeter ist im Watt größer als die im tropischen Regenwald und das hat weitreichende Auswirkungen.

Wegen der hohen Primär- und Sekundärproduktion kommt auch eine Vielzahl von Vo- gel-, Fisch- und Säugetierarten vor. Die Seehundbänke sind schon seit langem ein großer Touristenmagnet und jeder, der die Seehunde und Kegelrobben selbst gese- hen hat, kann sich deren emotionaler Wirkung nicht entziehen. Auch die riesigen Zug- vogelschwärme sind weltweit ein einmaliges Schauspiel. Millionen von Zugvögeln aus ganz Nordeuropa, Sibirien oder Nordost-Amerika rasten im Wattenmeer. Und es wirkt auf jeden faszinierend, wenn man einen Schwarm von 100.000 Alpenstrandläufern beobachten kann.

Mit den eben genannten Beispielen dürfte klar sein, welche Bedeutung das Watten- meergebiet für den Artenschutz hat. Auch die Salzwiesen sind mit den vielen Rote- Liste-Arten von internationaler Bedeutung. Damit tragen wir eine große internationale Verantwortung, der wir nur mit einem entsprechenden Schutz gerecht werden. Der An- trag an die UNESCO soll uns dabei unterstützen.

Für die SPD steht auch der Mensch im Fokus. Was bedeutet dieser Antrag für die Menschen, was wird er ihnen bringen?

Zunächst einmal wird eine Anerkennung als Weltnaturerbe der Bevölkerung vor Ort unterstreichen, was sie für ein einmaliges Gebiet vor ihrer Haustüre besitzt. Für Men- schen, die dort aufgewachsen sind und dort leben, ist das Wattenmeer etwas Alltägli- ches. Die Besonderheit und die Einmaligkeit des Gebietes geraten oft erst dadurch ins Bewusstsein, dass sich Menschen aus aller Welt für das Gebiet interessieren. -4-



Die Anerkennung als Weltnaturerbe wird auch Arbeitsplätze bedeuten. Denn der Titel wird weitere Touristen an die Nordsee locken. Lassen Sie mich dazu kurz auf eine Untersuchung des Nationalparkamtes Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer einge- hen. Übernachtungsgäste wurden gefragt, welche Rolle der Titel Nationalpark bei ihrer Entscheidung, an der Nordsee zu übernachten, gespielt hat. Ganze 11 % gaben an, dass das eine entscheidende Rolle gespielt hat. Das Nationalparkamt hat dann auf dieser Grundlage berechnet, dass im Jahr 2003 6,4 Mio. € eingenommen wurden, die nur auf diesen Titel zurückzuführen sind. Es ist zu erwarten, dass der Titel Weltnatur- erbe eine vergleichbare Wirkung haben wird.

Wichtig ist auch, dass es als Weltnaturerbe keine zusätzlichen Einschränkungen für die Menschen geben wird. Das Nationalparkgesetz wird weiterhin als oberstes Gesetz bestehen bleiben. Stattdessen werden die Menschen vor Ort in Zukunft sicherer pla- nen können, denn der Status Weltnaturerbe wird eine langfristige Sicherung des jetzi- gen Schutzstatus bedeuten.

Eine solche langfristige Sicherung ist nötig, denn dem Nationalpark lauern Gefahren auf, die es abzuwenden gilt. Es sind vor allem die potentiellen Ölfelder, die sich even- tuell unter dem Nationalparkgebiet befinden. Eine Gefährdung der Umwelt hätte für das Wattenmeer und damit für die Menschen vor Ort eine verheerende Wirkung. Dazu ist es bisher aufgrund des verantwortungsvollen Verhaltens der Platebetreiber nicht gekommen und deshalb begrüße ich auch die umfänglichen Ausbau- und Sanierungs- vorhaben um und bei der Förderplattform.

Man muss aber genau abwägen, wen und was man im Wattenmeer fördern will. Und eines ist klar: Mit der SPD wird es keine Änderung des Nationalparkgesetzes ge- ben. -5-



Lassen Sie mich zum Schluss noch mal auf das Wesentliche zurückkommen. Der An- trag, das Wattenmeer zum Weltnaturerbe zu ernennen, unterstreicht die weltweite Be- sonderheit und Einmaligkeit des Gebietes. Die Anerkennung wird die internationale Aufmerksamkeit auf das Gebiet lenken. Dies wird zu vielen positiven Synergieeffekten führen.

Lassen Sie uns daher mit der Abstimmung ein Zeichen setzen, ein Zeichen für die Menschen vor Ort und für zukünftige Generationen.