Lars Harms zu TOP 30 - Kindertagesstätten zu Familienzentren weiter entwickeln
Presseinformation Kiel, den 11.10.2007 Es gilt das gesprochene WortLars HarmsTOP 30 Kindertagesstätten zu Familienzentren weiterentwickeln Drs. 16/1640Die Anhörung der Träger im Sozialausschuss zu Familienzentren hat gezeigt, wie vielfältig undbunt die Trägerlandschaft in Schleswig-Holstein tatsächlich ist. Der SSW unterstützt ausdrücklichdiese bestehende Trägervielfalt, die in den größeren Städten gleichbedeutend mit einer realenWahlfreiheit für die Eltern ist. Sie können sich aussuchen, nach welchem pädagogischen Konzeptihre Kinder betreut werden sollen. Teilweise sind von Stadtteil zu Stadtteil erheblicheUnterschiede in Zielsetzung und Arbeit der Kitas zu beobachten. Die Träger zeigen also einausgesprochenes Gespür für die soziale Umgebung, in der sie beheimatet sind. Es gibt in denKindertageseinrichtungen des Landes eben keine Nullachtfuffzig-Lösungen, die einemKindergarten einfach übergestülpt werden.Ich finde, dass wir es dabei belassen sollten. Die Landespolitik sollte nicht über die Hintertür„Familienzentrum“ eine lebendige und bunte Landschaft gleichmachen. Diese Gefahr bestehtdurchaus, würden von oben herab Familienzentren verordnet werden. 2Das bedeutet keineswegs, dass alles in Butter ist – so wie es jetzt ist. Immer noch werden Kindermit erheblichen Defiziten eingeschult, die sie und ihre Familien aus eigenem Antrieb kaumkompensieren können. Immer noch ist die Akademisierung der Kleinkinderpädagogik nichtbesonders fortgeschritten und eine Vernetzung unterschiedlicher Träger oftmals abhängig vomnichtbezahlter Extraarbeit der Erzieherinnen. Das ist der Ist-Stand, ohne dass wir über zusätzlicheAngebote sprechen.Aber genau das wollte der vorliegende Antrag: zusätzliche Angebote für Eltern und Kinder in denKitas. Dem im Wege steht, die völlig ungeklärte Finanzierung. Die Frage nach der Finanzierung derKosten für zusätzliche familienorientierte Angebote ist noch völlig offen.Das ist übrigens die einzige Gemeinsamkeit der beiden Anträge, die wir hier vorliegen haben. Ichwill es einmal klipp und klar formulieren: Familienzentren kosten Geld!Prüfstein für jede Finanzierung ist dabei die nachgewiesene Nachhaltigkeit. Eine zeitlichbegrenzte Projektfinanzierung mit immer wieder kehrenden Antragsritualen halte ich nicht fürangebracht. Wenn wir es ernst meinen mit einer Familienförderung, die über punktuelle Hilfehinausgeht, dann müssen wir stabile Strukturen finanzieren. Das bedeutet für den Kindergarten:ausreichende Räume und ausreichendes, fachlich geschultes Personal. Das DeutscheJugendinstitut hat ausdrücklich die unsichere Finanzsituation der Mütterzentren des ADS-Grenzfriedensbund dokumentiert, um auf ein Defizit aufmerksam zu machen.Für ein Familienzentrum mit familienfreundlichen Öffnungszeiten und einem mehrsprachigemAngebot braucht es allerdings mehr. Nur sollte man das wie den Kindergärten und deren Trägernselber überlassen. Das hat die Anhörung von Trägern ja deutlich gezeigt. Sie wollen unterstütztwerden, aber sie wollen auch verschiedene Wege gehen können. Je nachdem, was vor Ortbenötigt wird. Und das sollten wir auch so belassen. 3Der SSW lehnt den Aufbau von Parallelstrukturen deshalb kategorisch ab. Zugegeben, ist derKindergarten für viele Eltern die einzige öffentliche Institution, in die sie gerne und ohneVorbehalte gehen, und damit der ideale Ort für niedrigschwellige Familienangebote. Dennochdarf die leichte Erreichbarkeit der Kitas nicht dazu verführen, bestehende andere Strukturen zuvernachlässigen. Wir haben beispielsweise ein funktionierendes Netz von Familienbildungsstellenim Land, wie nicht zuletzt der jüngste Bericht der Sozialministerin gezeigt hat. Diese sind,zugegebenermaßen, nicht allzu üppig ausgestattet, aber dennoch sind sie als Anlaufstellen fürFamilien eingerichtet und diese sind auch bei den Familien anerkannt. Gleiches gilt auch regionalfür die bestehenden Gesundheitsämter.Die erfolgreiche Arbeit des im Antrag der Großen Koalition ausdrücklich genannten Trägers,nämlich des ADS-Grenzfriedensbund, besteht ja in Flensburg zum großen Teil aus dererfolgreichen Vernetzung von Kindergarten und dem Haus der Familie in Flensburg, also einerklassischen Drehscheibe für familienbezogenen Angebote aller Art von der Selbsthilfegruppe biszum Säuglingsschwimmen. Hier werden also die Angebote vernetzt und etwas bekannt gemacht,was einige Eltern nicht kennen. Letztlich kann auch das beste Elterncafé nur dazu dienen,Informationen zu erschließen und auf funktionierende Institutionen zu verweisen; deren fachlicheArbeit kann die Kita nicht ersetzen.Es ist darum nicht einzusehen, dass Familienbildungsstätten im Ernstfall schließen müssen,während der Kindergarten die notwendigen Strukturen erst aufbauen muss. Das Gleiche gilt wiegesagt auch für unser öffentliches Gesundheitswesen, dessen Angebote bereits jetzt alsTeilangebot eines Familienzentrums zu verstehen sind.