Detlef Matthiessen zur Fäkalienverschmutzung in der Ostsee
Fraktion im Landtag PRESSEDIENST Schleswig-Holstein Pressesprecherin Es gilt das gesprochene Wort! Claudia Jacob Landeshaus TOP 14 – Fäkalienverschmutzung in der Ostsee Düsternbrooker Weg 70 24105 KielDazu sagt der umweltpolische Sprecher Durchwahl: 0431/988-1503 Zentrale: 0431/988-1500 der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Telefax: 0431/988-1501 Mobil: 0172/541 83 53 Detlef Matthiessen: E-Mail: presse@gruene.ltsh.de Internet: www.sh.gruene-fraktion.de Nr. 427.07 / 11.10.2007Die Ostsee soll keine Jauchegrube seinDie Ostsee, von Nautikern wegen ihrer geringen Tiefe von durchschnittlich 52 Metern auch liebevoll „der Ostsee“ genannt, ist ein Binnen- und Brackwassermeer. Mit all seinen Le- bensformen zwischen Süßwasser im Osten und Meerwasser im Westen lebt die Ostsee vom Wasseraustausch mit der Nordsee. Der Austausch ist jedoch durch das enge und fla- che Übergangsgebiet zwischen beiden Meeren erheblich eingeschränkt. Das bedeutet, dass alles, was wir heute in dieses Meer einleiten, dort für viele Jahre oder Jahrzehnte ver- bleibt.Die Ostsee ist schon lange kein gesundes Ökosystem mehr. Ein gesundes Ökosystem ist artenreich aber nährstoffarm. Bei der Ostsee ist es umgekehrt. Die Überdüngung mit Nähr- stoffen wie Phosphor und Stickstoff ist das größte Umweltproblem der Ostsee. Die Folgen: Immer häufiger treten giftige Blaualgen auf, Algenteppiche ersticken die natürlichen Le- bensgemeinschaften. In den tieferen Schichten des trüben Wassers sterben Pflanzen aus Lichtmangel ab. Algen und Quallen verstopfen auch Fischernetze, die oft nur noch Schleim statt Dorsch oder Hering enthalten.Neben der Landwirtschaft, über die wir an anderer Stelle zu reden haben, sind eine weitere bedeutende Nährstoffquelle die Fäkalien, die von vielen Fahrgastschiffen noch immer un- geklärt in die Ostsee geleitet werden. Die Umweltstiftung WWF hat errechnet, dass von den Schiffen jährlich etwa 450 Tonnen Nitrate und 150 Tonnen Phosphate ins Meer fließen. Laut WWF werden jährlich 100 Millionen Klospülungen durch die Passagierschifffahrt unge- klärt ins Meer abgelassen. Das bedeutet eine erhebliche Belastung.Die unappetitliche Brühe wirkt auf die Ostsee wie ein Dünger. Die Produktion von Algen und Mikroorganismen nimmt zu und entzieht dem Wasser den Sauerstoff. Das trägt gerade bei der flachen Ostsee dazu bei, dass das Binnenmeer immer wieder von schleimiger Algen- pest heimgesucht wird.1/2 Leider lässt das „Internationale Übereinkommen zur Verhütung der Meeresverschmutzung durch Schiffe“ (MARPOL) diese Praxis zu. Außerhalb der Zwölf-Seemeilen-Zone dürfen Abwässer ungeklärt verklappt werden.Meine Damen und Herren, ich hoffe, wird sind uns in dem Punkt einig, dass dies ein Ende haben muss. Schleswig-Holstein ist ein Land, das vom Tourismus lebt. Wir wollen saubere Strände, intakte Ökosysteme und ein Badewasser, vor dem es uns nicht ekeln soll. Schles- wig-Holstein muss sich an die Spitze der Bewegung setzen und für eine Änderung der gän- gigen Praxis kämpfen!Auch ein Bundesland kann auf Bundesebene, auf europäischer Ebene oder im Rahmen der Ostseekooperation aktiv werden. Eine zentrale Kritik an dieser Landesregierung durch den IHK-Vorsitzenden Driftmann war ein Mangel an bundes- und europapolitischem Engage- ment! Hier wäre eine Möglichkeit zu zeigen, welche Bedeutung Sie dem Schutz unserer Umwelt beimessen.Eine weitere Möglichkeit wäre, in schleswig-holsteinischen Häfen die Entsorgung der Fäka- lien kostenlos anzubieten, gegenfinanziert zum Beispiel durch die Hafengebühren. Und ma- chen Sie Ihren Einfluss bei den Reedereien geltend, damit diese die Fäkalienverklappung stoppen! Für diejenigen, die da schon vorangegangen sind, bedeutet das auch eine Gleich- stellung im Wettbewerb.Die Ostsee ist keine Jauchegrube. Fäkalien müssen fachgerecht entsorgt werden. Hier gibt es die Chance mit wenig Aufwand einen großen Sprung nach vorn bei der Wasserqualität der Ostsee zu machen. Ich bitte Sie, unseren Antrag zu unterstützen und wünsche allen, die zu unserer Freude ihren Urlaub an der Ostsee verbringen, ungetrübte Badefreuden. ***