Heiner Garg: "Lehren aus dem Fall Motorola: Menschen helfen und Infrastruktur ausbauen!"
FDP Landtagsfraktion Schleswig-Holstein 1Presseinformation Wolfgang Kubicki, MdL Vorsitzender Nr. 265/2007 Dr. Heiner Garg, MdL Stellvertretender Vorsitzender Kiel, Donnerstag, 13. September 2007 Dr. Ekkehard Klug, MdL Parlamentarischer Geschäftsführer Sperrfrist: Redebeginn Günther Hildebrand, MdLEs gilt das gesprochene Wort!Wirtschaftspolitik/MotorolaHeiner Garg: „Lehren aus dem Fall Motorola: Menschen helfen und Infrastruktur ausbauen!“ In seinem Beitrag zu TOP 20 (Motorola in Flensburg) sagte der stellvertretende Vorsitzende der FDP-Landtagsfraktion, Dr. Heiner Garg:„Das Motorola-Werk in Flensburg war eines der strukturpolitischen Vorzeigestücke des Landes: Ein Weltunternehmen der IT-Branche siedelte sich im strukturschwachen Landesteil Schleswig an und wurde hierfür großzügig vom Land Schleswig-Holstein gefördert. Insgesamt investierte Motorola am Standort Flensburg 250 Millionen Euro und gab zu Hochzeiten 3000 Menschen Arbeit. Dann wurde die Mobilfunkproduktion abgezogen, weil sie zu teuer war. Jetzt arbeiten dort nur noch ungefähr 900 Menschen. Bald wird die verbliebene Logistiksparte abgezogen, weil sie zu teuer ist. Weitere 700 Beschäftigte werden ihre Arbeitsplätze verlieren. Es bleiben knapp 200 Beschäftigte, die das Werk abwickeln—und wahrscheinlich in zwei Jahren Arbeit suchen müssen: Dann läuft die Standortgarantie aus, die Motorola gegeben hatte.Der Markt für Mobilfunktelefone ist hart umkämpft, und Motorola hat in den letzten Jahren Marktanteile verloren, der Umsatz brach ein, und das Unternehmen musste seine Kosten senken. Deshalb hat sich die Unternehmensführung entschlossen, sich noch stärker auf den Bau und den Vertrieb von Mobilfunktelefonen zu konzentrieren und andere Aufgaben Außenstehenden zu übertragen—auch die Logistik. Sie wird von einem Logistikunternehmen in Aachen übernommen. Dies ist eine unternehmerische Entscheidung, die zu ändern uns nicht zusteht—aber die Umstände dieser Entscheidung finde ich höchst zweifelhaft: Sich mehr oder weniger klammheimlich hier vom Acker machen zu wollen, das ist kein Ausdruck vertrauensvoller Zusammenarbeit.Am härtesten getroffen von diesen Entwicklungen sind selbstverständlich die Menschen, die ihre Arbeit verloren oder verlieren werden, und deren Angehörige. Arbeitslosigkeit ist für die Menschen ein schwerer persönlicherChristian Albrecht, Pressesprecher, V.i.S.d.P., FDP Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag, Landeshaus, 24171 Kiel, Postfach 7121, Telefon: 0431/9881488 Telefax: 0431/9881497, E-Mail: presse@fdp-sh.de, Internet: http://www.fdp-sh.de/ 2 Schicksalsschlag. Deshalb sollte es unser aller Hauptsorge zu sein, beim Aufbau möglichst vieler neuer Arbeitsplätze in der Region zu helfen. Aber dabei sollten wir einige Lehren aus dem Fall Motorola ziehen: Denn es hilft niemandem, das Unternehmen zu schelten und auf die Globalisierung zu schimpfen—deshalb wird niemand irgendwo eingestellt.Ich ziehe vor allem zwei Lehren:• Erstens ist der Standort Schleswig-Holstein bei arbeitsintensiver, industrieller Massenproduktion weltweit immer weniger wettbewerbsfähig. Wir mögen diese Folge der Globalisierung bedauern, aber das ändert nichts: Der Fortschritt in der Kommunikationstechnik und die sinkenden Transportkosten ermöglichen es den Unternehmen immer stärker, ihre Produktionsabläufe zu zerlegen und die einzelnen Aufgaben am passendsten Ort auszuführen. Die Mobiltelefonproduktion ist eine solche Aufgabe, die standardisiert mit vielen angelernten Kräften fast überall auf der Welt ausgeführt werden kann—dafür ist Arbeit in Deutschland offensichtlich zu teuer. Die Vorgänge um Siemens und BenQ belegen dies ebenfalls.• Zweitens ist Schleswig-Holstein wohl immer noch nicht die Drehscheibe des Handels, die die meisten von uns sich hier wünschen. Sonst hätte Motorola seine Logistik an eine hier ansässige Firma vergeben können und wäre nicht näher ans Zentrum Europas herangerückt. Das deutet daraufhin, dass unsere Verkehrsinfrastruktur noch nicht weit genug ausgebaut ist. Es belegt erneut, dass der Standort Schleswig-Holstein vor allem in den Jahren 1996 bis 2005 zurück gefallen ist, weil besonders die Grünen den Ausbau unserer Infrastruktur immer wieder torpediert haben. Dem Land haben sie damit einen Bärendienst erwiesen. Deshalb begrüße ich es, dass die Landesregierung sich zum Ausbau unserer Verkehrsinfrastruktur bekennt—die A 20, die feste Fehmarnbelt-Querung, der Ausbau der A 7 und des Nord-Ostsee-Kanals sowie die Elbvertiefung sind hierbei die wichtigsten Stichworte.Wir werden die Landesregierung weiterhin in zwei Dingen unterstützen: Erstens in ihrem Bemühen, unsere Infrastruktur weiter auszubauen, und zweitens dabei, die Folgen des Rückzugs von Motorola für die betroffenen Menschen zu mildern.“Christian Albrecht, Pressesprecher, V.i.S.d.P., FDP Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag, Landeshaus, 24171 Kiel, Postfach 7121, Telefon: 0431/9881488 Telefax: 0431/9881497, E-Mail: presse@fdp-sh.de, Internet: http://www.fdp-sh.de/