Lars Harms zu TOP 11 & 13 - Angebote für Kinder unter drei Jahren in Kindertagesstätten / Kita-Verordnung
PresseinformationKiel, den 6.6.2007 Es gilt das gesprochene WortLars HarmsTOP 11 u. 13 Angebote für Kinder unter drei Jahren in Kindertagesstätten Drs. 16/1413 u. 16/1415Egal wie man es dreht und wendet, so muss man Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyendazu gratulieren, dass sie das wichtige Thema Kinderkrippen auf die öffentliche Agenda inDeutschland gebracht hat. Wir wissen alle, dass dies aber auch höchste Zeit war, denn imeuropäischen Vergleich steht die Bundesrepublik mit gerade mal 14% Betreuungsangeboten fürKinder unter drei Jahren weit hinten. Dies gilt ja bekannter weise insbesondere für die altenBundesländer und hier in Schleswig-Holstein ist das Angebot mit gerade mal 8% Betreuungs-angeboten besonders schlecht.Dabei geht es bei der aktuellen Diskussion um mehr Angebote für Kinder unter drei Jahren nichtdarum, den Familien vorzuschreiben, wie sie ihr Leben gestalten oder wie sie ihre Kinder erziehensollen. Sondern es geht unter anderem darum, dass die Eltern in Zukunft die Möglichkeit habensollen, wenn sich Nachwuchs einstellt, ihrer Arbeit weiter nachgehen zu können. Dies ist heuteoffensichtlich nicht der Fall und meistens leiden die Frauen unter dieser Tatsache. Weiter muss 2man aber auch an die Entwicklung der Kinder denken und hier können gerade Krippenplätze einwichtigen positiven Beitrag zur Entwicklung der Kinder leisten. Für eine moderne Gesellschaft istder derzeitige Zustand bei uns ein Armutszeugnis und hier muss etwas geändert werden.Deshalb hat die Bundesregierung dieses Thema aufgegriffen und sich dazu entschlossen bis 2013die Anzahl der Kinderkrippen auf das europäische Durchschnittsniveau von 35% auszubauen.Dieses Ziel ist keine familienpolitische Revolution, sondern eine längst überfälligeEntwicklungshilfe. Denn nur so finden wir den Anschluss an den Standard, der heute schon inanderen westeuropäischen Ländern und in Ostdeutschland gilt. Dies ist das absolute Minimum,wenn man sich die Zahlen unserer skandinavischen Nachbarn ansieht, wo praktisch alle Kinder inKinderkrippen unterkommen können, wenn die Eltern es dann wollen.Die Ergebnisse der Großen Koalition in Berlin zu Finanzierung dieses Krippenausbaus sindallerdings wieder einmal sehr bescheiden. Der Rechtsanspruch soll erst ab 2013 gelten und dieBundeszuschüsse sowohl für die Investitionen als auch für den Betrieb sind nach Angaben desDeutschen Städteverbandes viel zu niedrig und würden dazu führen, dass das Ziel die Zahl derKinderbetreuungsplätze bis 2013 auf 750.000 zu verdreifachen, nicht erreicht wird.Deshalb besteht die Gefahr, dass man sich zwischen Bund, Ländern und Kommunen über dieKostenverteilung des Krippenausbaus streiten wird. Auch das Thema der heutigen Debatte zeigt,dass wir auch in Schleswig-Holstein aufpassen müssen, damit Worte und Taten beim ThemaKinderbetreuung übereinstimmen. Denn obwohl wir natürlich alle wollen, dass der Ausbau vonKrippenplätzen vorangebracht werden soll, so darf dies auf keinen Fall auf Kosten der Qualitätvon Bildung und Betreuung in den Kindertagesstätten geschehen. Denn dann hätten wirüberhaupt nichts gewonnen.Von daher war auch der SSW etwas überrascht über den Entwurf für eine neue KiTa-Verordnung,den die Landesregierung Ende März in die Anhörung gegeben hat. Denn man kann es drehen und 3wenden wie man will: in der ursprünglichen Form führte die Verordnung dazu, dass derPersonalstandard in bestimmten Konstellationen gesenkt werden sollte. Man muss wederPädagogik noch Jura studiert haben, um zu kapieren, dass es nicht das Kindeswohl fördert, wenndie Kleinsten von noch weniger Fachpersonal als bisher begleitet werden.Der SSW war sehr erfreut darüber, dass die FDP dies auch so sah und eine Standardsenkung indiesem wichtigen kommunalen Bereich genau wie die Grünen ablehnt. Auch die GEW und dieWohlfahrtsverbände sowie die Elternvertretungen haben die Verordnung massiv kritisiert undsind zum Beispiel der Auffassung, dass sich die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten durch dieneue Verordnung noch weiter verschlechtert, was natürlich auch negative Folgen für diebetreuten Kinder haben wird.Denn wir wissen ja alle, dass schon jetzt die finanziellen Ressourcen im KiTa-Bereich nichtausreichend sind. Nur dieses darf man auf keinen Fall lösen, indem man die Standards senkt.Natürlich waren im Entwurf zur KiTa-Verordnung auch vernünftige Vorschläge zur Flexibilisierungund auch über die Änderungen im Bereich der Mitbestimmung von Eltern kann man sicherlichdiskutieren. Aber wenn es darum geht, die Qualitätsstandards in den Kindertagesstätten zuerhalten, gibt es keinen Kompromiss.Von daher begrüßt der SSW, dass die Bildungsministerin dies auch so sieht und nun doch denPersonalschlüssel für die Unter-3Jährigen nicht verändert. Dies ist vor allem ein Erfolg derElternvertreter und Wohlfahrtsverbände, die zu Recht gegen die vom Bildungsministeriumgeplante Verschlechterung Sturm gelaufen sind. Sie ist aber auch ein Zeichen dafür, dass dieOpposition im Landtag funktioniert, denn die Ausschussinitiative des SSW und die nachfolgendenAnträge der FDP und der Grünen, haben dafür gesorgt, dass die Große Koalition Farbe bekennenmusste. Dadurch konnte in letzter Minute verhindert werden, dass es eine schlechtere Betreuunggibt und die Verordnung zu Rückschritten im Bildungsanspruch in den Kindertagesstätten führt.