Anke Spoorendonk zu TOP 33 - Kompensation der Kürzung des kommunalen Finanzausgleichs
Presseinformation Kiel, den 21.3.2007 Es gilt das gesprochene WortAnke SpoorendonkTOP 33 Kompensation der Kürzung des Kommunalen Finanzausgleichs 16/1286Bei dem für die Kommunen so schmerzhaften Eingriff in den kommunalen Finanzausgleich für dieJahre 2007 und 2008 versprach ihnen die Landesregierung eine finanzielle Kompensation zumAusgleich der Steuermindereinnahmen. Die CDU forderte auf ihrem Parteitag sogar eine 100%Kompensation des Eingriffs in die kommunalen Finanzen, während die Opposition diesen Eingriffnatürlich von vornherein abgelehnt hat. Diese Haltung vertritt der SSW immer noch. Denn Denn Finanzausgleichs unserer Meinung nach stellte die Kürzung des kommunalen Finanzausgleichs vor dem Vertrauensbruch dar, Hintergrund vorheriger Absprachen nicht nur einen Vertrauensbruc h dar, sondern war auchsachlich gesehen ein völlig unberechtigter Eingriff in die kommunalen Kassen.Dazu zeigt der heute vorliegende Bericht, in dem die Landesregierung eine ganze Reihe von realenoder vermeintlichen Kompensationsvorschlägen auflistet, dass die Kommunen eben nicht eine100%-ige Kompensation dieser Kürzungen erhalten werden. Das ist ein Fakt, auch wenn dieLandesregierung im Bericht darauf verweist, dass die Kommunen trotz des Eingriffs sowohl 2006 2als auch 2007 mit Steuermehreinnahmen aus dem kommunalen Finanzausgleich rechnenkönnen.Das liegt natürlich daran, dass die Konjunktur seit 2006 wieder stark angesprungen ist, was zusteigenden Steuereinnahmen führt. Dies gilt allerdings auch für die Steuereinnahmen des Landes,und deshalb kann aus Sicht des SSW der Anstieg der Steuereinnahmen für die Kommunenüberhaupt nicht als Argument für die beschlossenen Kürzungen herhalten.Wenn weiterhin im Bericht dargelegt wird, dass die strukturellen Defizite der Kommunen im Jahr2005 im Vergleich zu den Vorjahren deutlich geringer ausgefallen sind, darf man nicht vergessen,dass es seit Beginn des Konjunktureinbruchs im Jahre 2001 große Fehlbeträge in zahlreichenKommunen in Schleswig-Holstein gegeben hat. Kürzung der Theaterzuschüsse, Schließung vonBibliotheken, die Aufgabe von öffentlichen Schwimmbäder usw. Die Liste der kommunalenGrausamkeiten bedingt durch die schlechte Finanzlage der letzten Jahre ist lang.Das Argument, dem Land gehe es finanziell noch schlechter, ist angesichts der kommunalenProbleme einfach nicht akzeptabel. Im Bericht wird dann ja auch darauf hingewiesen, dass einGroßteil der kommunalen Schulden in ausgegliederte Gesellschaften und Unternehmen verlagertwurde und dass die Kommunen daher in ihren Anstrengungen zur Haushaltskonsolidierung nichtnachlassen dürfen. Aber gerade diese Anstrengungen werden durch die Maßnahmen derLandesregierung erschwert. Sieht man sich die Liste der Entlastungen undAbfederungsmaßnahmen an, so kann es nicht verwundern, dass die Kritik der kommunalenLandesverbände an den fehlenden Kompensationen nicht nachlässt.Zum einen schmückt sich die Landesregierung mit fremden Federn, wenn sie in ihrerMaßnahmenliste zum Beispiel die Entlastung der Kommunen durch die Senkung der Beiträge zurArbeitslosenversicherung, das SGB II Fortentwicklungsgesetz oder die Beibehaltung derBundesbeteiligung an den kommunalen Kosten der Unterkunft für SGB II-Leistungsempfängermit aufführt. Diese Entlastung von jährlich insgesamt 30 Millionen • für die Kommunen wäreauch ohne den Eingriff in die kommunalen Finanzen seitens des Landes gekommen. Das gleiche 3gilt übrigens auch für die Tatsache, dass man aus dem Schleswig-Holstein-Fonds jährlich 20Millionen • für den kommunalen Schul- sowie Wege- und Straßenbau reserviert. Ich kann mirnicht vorstellen, dass die Kommunen nicht ohnehin einen angemessenen Anteil der Investitionenüber den Schleswig-Holstein-Fonds bekommen hätten.Zum anderen führt die Landesregierung in ihrer Liste viele Maßnahmen an, die nur als ungedeckteSchecks zu werten sind. Das gilt zum Beispiel für die angeblichen Einsparungen beimBürokratieabbau, die jährlich 5 Mio. • einbringen sollten. Seit Staatssekretär Schlie vor übereinem Jahr der Öffentlichkeit sein schon fast legendäres Telefonbuch vorgestellt hat, sind davonnur minimale Vorschläge durch das Erste Verwaltungsmodernisierungsgesetz umgesetzt worden.Im Zuge der Aufgabenkritik und der Diskussion über eine künftige Kreisreform will dieLandesregierung Ende dieses Monates weitere Vorschläge zum Aufgabenabbau oder zurAufgabenverlagerung auf die Kreise oder Kommunen präsentieren.Bisher liegt aber noch nichts Konkretes vor, und wenn im Bericht davon gesprochen wird, dass dieBildung Kommunaler Verwaltungsregionen bis zu 10 Mio . • Einsparung bringen soll oder der Mio.Innenminister der Presse Zahlen vorlegt, wonach man sogar 80 • Mio . • durch eine Kreisreform Mieinsparen kann, dann ist das ohne detaillierte Angaben dazu, wie dies erreicht werden soll,schlicht unseriös. Der Landtag und die Öffentlichkeit warten also weiterhin auf unabhängige undverifizierbare Zahlen zum Thema Funktional- und Kreisgebietsreform.Dazu fehlt dem SSW immer noch eine realistische Diskussion darüber, welche Verwaltungsebenewelche Aufgaben leisten kann und leisten soll. Die Formulierung im Bericht der Landesregierung,dass die öffentliche Hand sich auf ihre Kernaufgaben beschränken muss, bringt uns nicht weiter,wenn wir nicht endlich definieren, was denn die Kernaufgaben sind.Auch für die Behauptung, dass man durch die Änderung der Schulstrukturen jährlich 5 Mio. • Mio.einsparen kann, fehlt jede Erklärung. Der Schleswig-Holsteinische Gemeindetag befürchtet dementgegen, dass die Schulreform kurzfristig erst einmal mehr Geld kosten wird - zum Beispiel durch 4den Bau neuer Schulgebäude oder auch, weil man die Lehrerfortbildung erst einmal ausbauenmuss. Insgesamt sind also auch diese 20 Mio. • der Kompensationsmaßnahmen für dieKommunen keine reale finanzielle Entlastung.Übrig bleiben eigentlich nur noch Vorschläge, die aus Sicht des SSW politisch überhaupt nichtakzeptabel sind. Das gilt zum Beispiel für die Einsparung der Kommunen bei derSchülerbeförderung. Hier werden die Kommunen entlastet durch die Abwälzung der Kosten aufdie Bürgerinnen und Bürger. Dadurch werden aber die Eltern im ländlichen Raum benachteiligt,und die negativen Wirkungen dieser Maßnahmen stehen in keinem Verhältnis zur jährlichenEinsparung von 9 Mio. • . Langfristig besteht doch sogar die Gefahr einer Landflucht durch dieVerschlechterung der Infrastruktur und der Rahmenbedingungen für die ländliche Bevölkerung.Auch die Aufhebung des Mittelstandsförderungsgesetzes, die Einschränkungen im Bereich desBildungsurlaubs oder die Rückführung der Archivierungsaufgabe in die Freiwilligkeit fürKommunen unter 20.000 Einwohnern kann der SSW politisch überhaupt nicht mittragen. Ausunserer Sicht darf der Eingriff in die kommunalen Finanzen nicht dazu führen, dass die Standardsder Kommunen in wichtigen Kernbereichen wie Kultur, Weiterbildung oder Kinderbetreuunggesenkt werden.Allenfalls die Einsparungen bei den Agrarstatistiken, die Vereinfachung beim Denkmalschutz oderdie Ausweitung der Möglichkeit, eine Fremdenverkehrsabgabe zu erheben, findet dieUnterstützung des SSW. Nur bringen diese Vorschläge den kommunalen Finanzen nur knapp über1 Mio. • an finanzieller Entlastung und können wohl kaum als wirkliche Kompensation angesehenwerden.Deshalb bleibt der SSW dabei: Die Liste mit den Kompensationsmaßnahmen für dieKommunen ist und bleibt eine Mogelpackung, die davon ablenken soll, dass dieLandesregierung in dieser Frage völlig versagt hat.