Lars Harms zu TOP 22 - Finanzierung der A 20
PresseinformationKiel, den 24.01.2007 Es gilt das gesprochene WortLars HarmsTOP 22 Finanzierung A20 Drs. 16/1189Der Fünfjahresplan des Bundes für den Ausbau der Bundesfernstrassen, der so genannteInvestitionsrahmenplan 2006-2010, hat noch mal deutlich gemacht, dass die Umsetzung undRealisierung der großen schleswig-holsteinischen Verkehrsprojekte von der großen Koalition inBerlin deutlich anders bewertet und favorisiert werden, als von der großen Koalition in Kiel. Diesmag bedauerlich sein, aber es hat sich bereits im Zusammenhang mit der Fehmarnbeltquerungmehrfach im letzten Jahr angedeutet.Wir konnten die deutlichen Aussagen der Bundeskanzlerin sowie des Bundesverkehrsministerszu den Kieler Plänen hören. Hierbei wurde uns deutlich gemacht, dass Schleswig-Holstein sichgenau überlegen müsse, für welches Verkehrsprojekt man sich entscheiden wolle. Bei der ganzenDiskussion um den Bau der A20 mit der westlichen Elbquerung sowie um den Bau der festenFehmarnbeltquerung ist das Hauptproblem nicht der politische Wille bei den zuständigenMinistern in Berlin, sondern das fehlende Geld in der Bundeskasse. Hier muss dieLandesregierung endlich erkennen, dass die Fördertöpfe des Bundes für beide Großprojekte nichtausreichen. Zumal es anscheinend nicht einmal für ein Projekt in Gänze reicht. 2Nun haben wir uns ja bereits in der Dezembersitzung des Landtages ausführlich mit dem Themadieser beiden Großprojekte befasst und sowohl die regierungstragenden Fraktionen als auchsowie die FDP haben sich hierbei für beide Projekte ausgesprochen – trotz der damiteinhergehenden Finanzierungsprobleme.Gerade im Zusammenhang mit der festen Beltquerung haben wir vom SSW immer angemahnt,dass das 5,2 Milliarden • teure Projekt den Einsatz von Bundes- und Landesmitteln über Jahrehinweg binden würde und somit alle anderen Verkehrsprojekte im Land über einen langenZeitraum unmöglich machen würde. Dies kann nicht gewollt sein, denn es gibt in Schleswig-Holstein weitaus wichtigere Verkehrsprojekte, die endlich angepackt werden müssen.Mit dem Investitionsrahmenplan des Bundes wurde nun deutlich, welche Pläne aus demBundesverkehrswegeplan 2003 – 2015 in den nächsten fünf Jahren gefördert werden sollen. Undwir wissen mittlerweile, dass der Bau der A20 mit der Elbquerung hier nur eine untergeordneteRolle spielt. Dies ist nicht neu, denn der Investitionsrahmenplan lag bereits Ende Oktober letztenJahres vor und sollte noch mit den Bundesländern abgestimmt werden. Leider hat es nun denAnschein, dass Schleswig-Holstein sich nicht genug Gehör in Berlin und bei den anderenBundesländern verschaffen konnte. Demnach sieht es jetzt so aus, dass die Finanzierung durchden Bund bis 2010 nur vorsieht eine Teilstrecke der A20 bis Wahlstedt zu finanzieren. Allesdarüber hinaus – so hat es derzeit den Anschein – würde frühestens ab 2011 in einem neuenInvestitionsrahmenplan realisiert werden können. Wenn das so kommt, hat die Landesregierungauf ganzer Linie versagt!Hier muss sich die Landesregierung sich die Frage und die Kritik gefallen lassen, warum man sichin der Anhörungsphase für den Investitionsrahmenplan nicht stärker für die A20 eingesetzt hat.Anstatt die Kräfte für eine feste Fehmarnbeltquerung zu vergeuden, hätte die Landesregierungbesser daran getan, sich auf das Projekt A20 mit der Elbquerung zu konzentrieren und dafür zukämpfen. Im Nachhinein zu hoffen, dass mit Berlin doch noch nachverhandelt werden kann, oder 3dass andere Bundesländer ihre Projekte doch nicht umsetzen und wir somit in den Genuss vonderen Geldern kommen können, scheint meines Erachtens wenig aussichtsreich. Und wenn,dann kann es sich dabei nur um einen Tropfen auf dem heißen Stein handeln. Wie MinisterAustermann die Fehlsumme von 144 Mio. • für das fehlende Teilstück zusammenkriegen will, istmir noch rätselhaft, wenn jetzt nicht endlich Druck durch die Landesregierung gemacht wird undvernünftige Prioritäten gesetzt werden.In einem aber gebe ich Minister Austermann ausdrücklich recht, die Elbquerung der A20 darfnicht zu einem privatfinanzierten Mautobjekt werden. Hier muss der Bund für dasVerkehrsprojekt aufkommen. Wenn der Bundesverkehrsminister hier ein Spiel auf Zeit betreibensollte, dann geschieht dies auf Kosten des Wirtschaftsstandortes Norddeutschland und aufKosten derer, die ihre Zeit im Stau vor dem Elbtunnel vergeuden.Der Bau der A20 mit der westlichen Elbquerung ist nicht nur das wichtigste verkehrspolitischeProjekt der norddeutschen Länder, die A20 ist auch ein Kind aus dem Straßenbauprojekt„Deutsche Einheit“. Dies muss dem Bund noch mal deutlich gemacht werden. Schließlich sindbereits Milliarden in Mecklenburg-Vorpommern für die A20 verbaut worden. Und es kann dannnicht sein, dass die Küstenautobahn - die von Stettin bis Niedersachsen führen soll – vorläufig beiWahlstedt im Sande verläuft. Hier darf die Schleswig-Holstein den Bund nicht aus derVerantwortung lassen.Neben der infrastrukturellen Bedeutung hat die A20 eben auch die Aufgabe, entsprechendeVerkehrsknotenpunkte und überlastete Strecken zu entlasten. Wir wissen bereits heute, dassHamburg mit dem Elbtunnel ein Nadelöhr für den Nord-Südverkehr darstellt. Mit einerwestlichen Elbquerung würde dieser Druck aus der Stadt genommen werden.Wir müssen dafür sorgen, dass wir dem immer stärkeren Verkehrsaufkommen gerecht werden.Gerade auch das zu erwartende Verkehrswachstum im Zuge der EU-Osterweiterung mussbewältigt werden. Und in diesem Zusammenhang werden umso mehr auch vernünftige 4Anbindungen an See- und Flughäfen eine wichtige Rolle spielen - als Drehscheiben für den Im-und Export. Gerade hierbei haben die norddeutschen Küstenländer eine zentrale Rolle.Wenn wir das zu erwartende enorme Verkehrsaufkommen bewältigen wollen, dann benötigenwir neben der Verkehrsinfrastruktur auch entsprechende Transport- und Logistikbedingungen.Daher ist die Verärgerung der Spediteure und Logistikfirmen über die Bauverzögerung durch denBund durchaus nachvollziehbar. Hier braucht die Wirtschaft Planungssicherheit, ansonsten drohtsie abzuwandern. Denn ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass dieseUnternehmen noch das Risiko eingehen werden, den nächsten Investitionsrahmenplan desBundes abzuwarten, in der Hoffnung, dass der Bund für die Fertigstellung der A20 dannmöglicherweise Fördermittel zur Verfügung stellt.Die Landesregierung muss auf den Bund einwirken und klare Signale aus Berlin fordern, dass dasProjekt A20 auch dort als wichtige Verkehrsinfrastrukturmaßnahme angesehen wird und dieDringlichkeit der Fortführung erkannt wird. Hier hat die Landesregierung die volle Unterstützungdes SSW. Denn neben der norddeutschen Dimension sehen wir in einer schnellen Verwirklichungder A20 und der westlichen Elbquerung insbesondere die Vorteile, die sich daraus für dennördlichen Landesteil ergeben. Und wer wie die Landesregierung wirtschaftliches Wachstum undgrenzüberschreitende Zusammenarbeit fördern will, muss eben auch dafür sorgen, dass eineentsprechende Verkehrsinfrastruktur vorgehalten wird. Und hier müssen wir klar eine Prioritätenfür die A20 setzen.