Lars Harms zu TOP 16 - Finanzierung A20-Elbquerung vs Finanzierung feste Fehmarnbelt-Querung
PresseinformationKiel, den 15.12.2006 Es gilt das gesprochene WortLars HarmsTOP 16 A20- Finanzierung A20-Elbquerung vs Finanzierung feste Fehmarnbelt- Fehmarnbelt-Querung Drs. 16/1126Die Grünen haben den vorliegenden Berichtsantrag eingebracht, bei dem es um zweiverkehrspolitische Großprojekte für Schleswig-Holstein geht und die Fragen, die sich hierausergeben sind: wie soll’s finanziert werden, wer soll’s bezahlen und welche dieser beidenQuerungen soll gebaut werden?Wir wissen, dass die Kosten für die feste Fehmarnbeltquerung für Bau, Planung und Reservensowie Versicherung auf über 4 Mrd. € geschätzt werden. Hinzu kommt die Hinterlandanbindungin Höhe von 1,25 Mrd. €. Damit beläuft sich das Gesamtvolumen einer festen Fehmarnbelt-Querung auf rund 5,2 Mrd. €. Das ist eine Hausnummer, die es in sich hat. Der Einsatz vonBundes- und Landesmitteln würde somit über Jahre hinweg gebunden werden und alle anderenVerkehrsprojekte im Land über einen langen Zeitraum unmöglich machen.Dies wird auch vom Bundesverkehrsminister so gesehen, der im November die Landesregierungaufgefordert hat, sich zwischen den beiden Großprojekten zu entscheiden. Damit redet er auchdas Wort der Bundeskanzlerin, die eine entsprechende Aussage bereits im September gemachthat. 2Nun konnte man mittlerweile der Presse entnehmen, dass Minister Austermann sich hinsichtlichder Finanzierung der Fehmarnbelt-Querung dahin gehend geäußert hat, dass Dänemark bereitsei, die Finanzierung allein zu tragen. Auch Kollege Hay Hat sich entsprechend geäußert.Aus der Antwort der Landesregierung auf meine kleine Anfrage bezüglich einer dänischenBürgschaft für die Fehmarnbelt-Brücke, geht nun hervor, dass der Landesregierung keine Zusagevon Seiten der dänischen Regierung bekannt ist. Vielmehr hat Minister Austermann „Vor demHintergrund der zögerlichen Haltung der Bundesregierung ….. seine Sorge zum Ausdruckgebracht, dass der Bund sich aus dem Projekt einer festen Fehmarnbelt-Querung zurück ziehenkönnte. Für diesen Fall hält Minister Austermann es durchaus für denkbar, dass Dänemarkwegen der Bedeutung der Querung über den Fehmarnbelt für Nordeuropa anbieten könnte, dasBauwerk notfalls allein zu bauen.“ Fakt ist also: Die Fehmarnbelt-Querung ist immer noch eineLuftblase und die Finanzierung ist immer noch nicht gesichert.Für den SSW steht die Rangliste bei diesen beiden Großprojekten fest. Unsere Entscheidung fälltzu Gunsten der A20-Elbquerung aus. Für uns geht es vordringlich darum, dass wir endlich einevernünftige Anbindung des nördlichen Landesteils und eine Anbindung an die Westküstebekommen. Es muss endlich eine Entzerrung der Nord-Süd Verkehrsströme stattfinden. Nur sokönnen wir auch die zu erwartenden Verkehrsströme in Zukunft bewältigen. Darüber hinausmuss im Zuge der A20-Elbquerung auch ein Ausbau der A7 stattfinden.Dies wird auch von dänischen Politikern in Jylland so gesehen. Dort stellt man sich zu Recht dieFrage, wie der Verkehr künftig auf deutscher Seite bewältigt werden soll, wenn auf dänischerSeite die Autobahn in Jylland ausgebaut ist. Und hierbei handelt es sich nicht nur um dendeutsch-dänischen Transitverkehr. Stark davon betroffen davon wird auch der Verkehr von undnach Norwegen, der über Sønderjylland und Schleswig führt. Denn auch hierbei ist davonauszugehen, dass diese Verkehrsströme in Zukunft massiv steigen werden.Auch im Zusammenhang mit der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit muss man erkennen,dass diese nur dann wirklich gelingen kann, wenn eine entsprechende Infrastruktur vorgehalten 3wird. Das bedeutet, dass entsprechende Straßen- und Schienenverbindungen existieren. Undletzteres setzt voraus, dass wir den Ausbau des grenzüberschreitenden Schienenverkehrs undeine schnelle Umsetzung der Zweigleisigkeit an der Westküste hinbekommen. Wer dennördlichen Landesteil voranbringen will und eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit habenwill – wie die Landesregierung es sagt – der muss erkennen, dass die Verkehrsinfrastruktur einelementarer Teil einer solchen Zusammenarbeit ist.Wir wissen, dass die Landesregierung sich von der Fehmarnbelt-Querung eine dynamischeWirtschaftentwicklung in der Fehmarnbelt-Region verspricht und dass sie davon ausgeht, dasssich im Kreis Ostholstein dann Unternehmen ansiedeln. Wir können also davon ausgehen, dasswir mit einer vernünftigen Verkehrsverbindung Vorteile für das Land haben werden. Was für dieRegion Fehmarnbelt und Ostholstein gilt, muss dann auch seine Gültigkeit für alle Regionenentlang der A7 und der Westküste haben und hierin sehen wir die größeren Vorteile für das Land,denn hier wird nicht nur ein kleiner Teil Schleswig-Holsteins zwischen Hamburg und Fehmarnangebunden, sondern das ganze Land von Flensburg und Niebüll im Norden bis zum HamburgerRand. Damit werden die Effekte einer Elbquerung mit A20 viel größer sein, als die derFehmarnbelt-Querung.Wenn es bei der Entscheidung zwischen der Finanzierung der A20-Elbquerung oder einer festenFehmarnbelt-Querung geht, stelle ich für den SSW fest, dass diese Entscheidung für unseindeutig zu Gunsten der A20-Elbquerung ausfällt. Den Luxus einer festen Fehmarnbelt-Querung können wir uns erst dann leisten, wenn wir keine anderen verkehrspolitischen Sorgenmehr haben.