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30.11.06
16:15 Uhr
SSW

Lars Harms zu TOP 31-Landanschluss für Schiffe - externe Stromversorgung in Häfen

Presseinformation

Kiel, den 30.11.2006 Es gilt das gesprochene Wort



Lars Harms


TOP 31 Landanschluss für Schiffe – externe Stromversorgung in Häfen Drs. 16/1086

Aus der Begründung des Antrages geht hervor, dass das ursprüngliche Problem die
schadstoffhaltigen und billigen Schweröle sind, die bevorzugt in der Schifffahrt genutzt werden
und die dazu führen, dass insbesondere der Ausstoß von Schwefeldioxid, Ruß oder
Feinstaubpartikel eine erhebliche Belastung für die Umwelt bedeuten.
Als Vergleich: Ein mittelgroßes Schiff stößt mehr Schadstoffe aus, als eine Flotte von rund 1.000
LKW. Dies ist darin begründet, dass Schiffe mit schwefelhaltigem Schweröl fahren, weil diese am
billigsten sind.
An Land ist es uns gelungen, den Einsatz von schwefelhaltigem Benzin, Diesel oder Heizöl
erheblich zu reduzieren. Und dass ist auch gut so. Generell sollte daher gelten: Was an Land gilt,
sollte auch auf unseren Meeren gelten. Hiervon sind wir aber noch weit entfernt. Die geltenden
Bestimmungen der Internationalen-Schifffahrts-Organisation IMO schreiben zwar Grenzwerte
für den Anteil Schwefel im Schweröl vor, aber unter dieser Latte können alle Schiffe bequem 2
drunter her fahren. Und natürlich führen auch hier die wirtschaftlichen Interessen dazu, dass
dies möglichst lange so bleibt.


Aber auf der anderen Seite, gibt es natürlich entsprechende Umweltschäden - Stichwort saurer
Regen – die die Politik zu einem Umlenken zwingen. An Land hat dies ja bereits vor Jahren
stattgefunden.
Gleiches versucht man nun mit ersten Schritten auch in der Ostsee, indem das Gewässer seit Mai
diesen Jahres von der EU als sogenanntes Schwefelsondergebiet (Seca) ausgewiesen wurde. Hier
dürfen die Schiffe nur noch mit einen Schwefelanteil von 1,5% fahren. Vom Mai 2007 unterliegen
Nordsee und Ärmelkanal auch den Seca-Bestimmungen.
Darüber hinaus wurde von der EU festgelegt, dass der Anteil an Schwefel im Schweröl ab dem
Jahr 2010 für Brennstoffe, die während der Liegezeit genutzt werden, nur noch einen Anteil von
0,1% haben dürfen. Im Vergleich zum derzeitigen Mittelwert von rund 2,7% Schwefelanteil beim
Schweröl, ist dies bereits ein politischer Erfolg.


Parallel zu den genannten Bestimmungen, wurden nun Empfehlungen der EU-Kommission
herausgegeben, die sich im Antrag der Grünen widerspiegeln. Hierbei geht es im Kern darum,
dass die Mitgliedstaaten den Aufbau von Landstromanlagen an Schiffsliegeplätzen in Häfen
prüfen soll, insbesondere dort, wo die Grenzwerte der Luftqualität überschritten und wo es zu
hohen Lärmbelästigungen durch die laufenden Schiffsmotoren kommt. Diesen Ansatz begrüßen
wir. Denn auch wir sehen hierin die Möglichkeit, die entsprechenden Umweltbelastungen in
Hafengebieten erheblich zu minimieren. Man verspricht sich von solchen Maßnahmen eine
Reduktion der Schiffsemissionen von 40-60% in den Häfen.


Dass es sich hierbei nicht nur um Problem der osteuropäischen Küstenländer handelt,
verdeutlicht das Beispiel Travemünde. Hier hat es bereits Probleme hinsichtlich der Luftqualität
aufgrund der Verunreinigung gegeben. Nun wurde von den Stadtwerken Lübeck das
internationale Projekt „New Hansa“ angeschoben, das zum Ziel hat, die Schiffe in den Häfen mit 3
Landstrom zu versorgen. Neben einer Reihe von Städten und Häfen in Deutschland, Dänemark,
Polen, Schweden und Finnland ist auch eine große Reederei Projektpartner. Gemeinsam will man
nun internationale Standards entwickeln, die künftig die Stromversorgung von Schiffen von Land
aus ermöglichen. Diese Initiative begrüßen wir, denn sie macht deutlich, dass man vor Ort das
Problem erkannt hat und bereit ist, es zu lösen.


Eine Frage, die dabei aber aus unserer Sicht noch ungeklärt ist, ist die zweigleisige Haltung der
EU in dieser Frage. Auf der einen Seite haben wir eine EU-Bestimmung, die ab 2010 darauf
abzielt, dass Schiffe während der Liegezeit nur noch Schweröl mit einem Schwefelgehalt von
0,1% verbrennen dürfen. Dies führt natürlich zu erheblichen Umrüstungen hinsichtlich
Extratanks. Auf der anderen Seite haben wir die Empfehlungen zu den Landanschlüssen.
Die Frage ist also, wofür werden sich die Reeder und Hafenbetreiber entscheiden?
Da mir derzeit nur Informationen in Bezug auf den Lübecker Hafen und einem Reeder vorliegen,
kann ich mir noch kein Bild davon machen, ob man dies auch an anderer Stelle so sieht. Daher
schlage ich vor, dass wir uns im Ausschuss näher mit diesem Thema befassen, um mehr über
Umsetzungsmöglichkeiten, Kosten und eventuell andere Probleme zu erfahren und wie die
Betroffenen vor Ort sich in dieser Angelegenheit verhalten. Daher sollten wir auch die
Hafenbetreiber und Reeder einbinden.