Navigation und Service des Schleswig-Holsteinischen Landtags

Springe direkt zu:

Diese Webseite verwendet ausschließlich für die Funktionen der Website zwingend erforderliche Cookies.

Datenschutzerklärung

Pressefilter

Zurücksetzen
27.10.06
13:07 Uhr
B 90/Grüne

Karl-Martin Hentschel zur Verwaltungsreform und Bildung von Regionen

PRESSEDIENST Fraktion im Landtag Schleswig-Holstein Pressesprecherin Claudia Jacob Landeshaus Düsternbrooker Weg 70 24105 Kiel
Durchwahl: 0431/988-1503 Zentrale: 0431/988-1500 Telefax: 0431/988-1501 Mobil: 0172/541 83 53 E-Mail: presse@gruene.ltsh.de Internet: www.sh.gruene-fraktion.de

Nr. 444.06 / 27.10.06

Finanzielle Auswirkungen der Verwaltungsreform und Bildung von Regionen in Schleswig-Holstein
Eine Arbeitsgruppe von Bündnis 90/Die Grünen hat im März 2004 einen Vorschlag für eine Verwaltungsstrukturreform in Schleswig-Holstein unterbreitet, der eine Gliederung in vier Regionen und zirka 70 Städte, Gemeinden bzw. Amtsgemeinden vorsah und Grund- lage für die Koalitionsverhandlungen mit der SPD war (1).
Im Dezember 2005 haben die Grünen ein Konzept für eine neue Aufgabenverteilung zwischen Land, Regionen und Kommunen veröffentlicht (2). Bis heute ist es das einzig vorliegende Konzept.
Nun hat die Landtagsfraktion die finanziellen Auswirkungen der Grünen Vorschläge in ei- ner Expertise berechnen und die Ideen für eine Aufteilung Schleswig-Holsteins in vier Regionen bewerten lassen.

Andreas Tietze, Sozialökonom, Vorsitzender der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Kreis Nordfriesland und Autor der Expertise, stellt die Ergebnisse vor:
Untersucht wurden:
-> die finanziellen Auswirkungen einer Verwaltungs- bzw. Gebietsreform der Ämter und Kommunen: Das Ergebnis ist eine mögliche Einsparung von 39,7 Mio. Euro nach dem Grünen Reformmodell (Untergrenze einer Verwaltung in der Regel 20.000 EinwohnerIn- nen (EW)). Bleibt es bei den Vorgaben der Landesregierung (Untergrenze 8.000 EW), so sind allerdings nur Einsparungen von 16,9 Mio. Euro zu erwarten, und auch das nur, weil in einigen Kreisen (z. B. Nordfriesland und Dithmarschen) bereits viel weiter gegangen wird, als es von der Landesregierung gefordert wird.
1/3 -> einer Zusammenfassung der Kreise zu vier Regionen unter Einbeziehung der regiona- len Landesbehörden: Ergebnis ist eine mögliche Einsparung von 77,1 Mio. Euro.
-> einer Einbeziehung der kreisfreien Städte in die Regionen: Ergebnis ist eine zusätzli- che mögliche Einsparung von 25,4 Mio. Euro.
Insgesamt würde also die Umsetzung des Grünen Modells eine Einsparung von 142,2 Mio. Euro ermöglichen.
Außerdem wurden nach der gleichen Methode die Auswirkungen der Bildung eines „klei- nen Nordstaates“ (Schleswig-Holstein zusammen mit Hamburg) gerechnet. Ergebnis ist eine mögliche Einsparung von 68,1 Mio. Euro – das ist weniger, als in anderen ver- gleichbaren Untersuchungen ermittelt wurde.
Die Einsparungen werden nicht sofort wirksam, wenn wie bisher üblich eine Beschäfti- gungsgarantie ausgesprochen wird. Je nach Struktur der Behörden dauert die Umset- zung zwischen zwei und 14 Jahren.
Weiterhin werden in der Expertise die bekannten Vorschläge für eine neue Gliederung Schleswig-Holsteins in vier Regionen dargestellt. Fazit: Ein starres Festhalten an den bisherigen Kreisgrenzen bei der Regionenbildung ist nicht sinnvoll.
Es werden zwei neue Varianten entwickelt. So wird eine Aufteilung des Kreises Sege- berg vorgeschlagen, ebenso wie den alten Kreis Eckernförde überwiegend wieder dem Landesteil Schleswig (Nord-Ostsee-Region) zuzuordnen. Damit würde auch das Über- gewicht der KERN-Region vermieden.

Karl-Martin Hentschel, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen Schleswig- Holstein, bewertet die Ergebnisse:
„Die Möglichkeiten der Reform auf Amts- und Gemeindeebene werden von der Regie- rung nicht ausgenutzt.
Interessant ist aber, dass einige Kreise trotz anfänglicher Widerstände sehr viel weiter gehen, als die Landesregierung dies vorschreibt. Insbesondere im Kreis Nordfriesland, aber auch in Dithmarschen wird weitgehend das umgesetzt, was von einer Arbeitsgruppe meiner Fraktion vorgeschlagen wurde. Dagegen beschränken sich andere Kreise auf das Minimum – die Zusammenlegung einiger Ämter, ohne die Zentralorte mit einzubeziehen. Landesweit werden so nicht mal die Hälfte der möglichen Einsparungen realisiert wer- den.
Die größten Einsparungen werden aber durch eine Zusammenführung der Kreisverwal- tungen und der regionalen Landesbehörden zu Regionenverwaltungen möglich. Auch die Einbeziehung der kreisfreien Städte erweist sich dabei aus finanziellen Gründen als sinn- voll.
Bei der Bildung eines „kleinen Nordstaates“ kommt die Expertise zu dem Ergebnis, dass die Einsparungen erheblich geringer sind, als häufig erhofft wurde. Wir halten dennoch an der Bildung eines Nordstaates aus strukturpolitischen Gründen fest, um die enge Ver- flechtung der beiden Länder in ein produktives Miteinander aufzulösen. Aber aus finan- ziellen Gründen allein kann dies nicht begründet werden. Im Ergebnis stelle ich fest, dass die Reform der kommunalen und der Landesverwaltungen einen bedeutenden Beitrag zur Konsolidierung der Kommunal- und Landesfinanzen leisten kann. Wenn eine große Koalition überhaupt eine Berechtigung hat, dann die, dass solche Vorhaben wie die Kommunalreform entschlossen angepackt werden. Gerade eine große Koalition kann die Widerstände in den Regionen überwinden. Wenn eine solche Koalition aber hinter das zurückfällt, was Rot-Grün bereits vereinbart hatte, dann ist das ein Armutszeugnis. Ich fordere deshalb die Landesregierung auf, endlich ein schlüssiges Gesamtkon- zept für eine Verwaltungsreform vorzulegen. Ein solches Konzept muss beinhal- ten, welche Aufgaben auf welcher Ebene erledigt werden sollen und welche finan- ziellen Auswirkungen damit zu erzielen sind.


1.) Verwaltungsstrukturreform in Schleswig-Holstein (1. Bericht der AG Verwaltungsstrukturreform Bündnis 90/Die Grünen), März 2004
2.) Verwaltungsstrukturreform in Schleswig-Holstein - Eine neue Aufgabenverteilung zwischen Land, Regi- onen und Gemeinden (2. Bericht), Dezember 2005


***