Anke Spoorendonk zu TOP 18 - Dänisches Fernsehen gehört zu Schleswig-Holstein
PresseinformationKiel, den 14.09.2006 Es gilt das gesprochene WortAnke SpoorendonkTOP 18 Dänisches Fernsehen gehört zu Schleswig-Holstein Drs. 16/989(neu)Stellen Sie sich vor, Sie lesen morgen in der Zeitung, dass Sie in vier Wochen kein ARD, kein ZDFund kein N3 mehr empfangen können. Dann wären Sie vermutlich schwer verärgert. Eben dieswar die dänische Minderheit am 19. September. An diesem Tag gab die „Kabel DeutschlandGmbH“ bekannt, dass die dänischen Fernsehprogramme DR1 und TV2 nach dem 15. Oktober ausdem Kabelnetz in Schleswig-Holstein entfernt werden – nach Aufforderung der öffentlich-rechtlichen Veranstalter Danmarks Radio und TV2.Öffentlich-rechtliches Fernsehen gehört heute zur informationellen Grundversorgung derMenschen. Dies gilt sogar in besonderem Maße für die dänische Bevölkerungsgruppe imLandesteil Schleswig. Das dänische Fernsehen ist eine kulturelle Hauptschlagader, die uns überdie dänische Politik und die dänische Gesellschaft informiert; wir erleben aktuelle dänischeKultur und unsere Kinder sehen die dänischen Kindersendungen. Dies ermöglicht uns einendänischen Alltag in unserer deutschen Heimat. Dass dies umgekehrt auch für die deutscheMinderheit in Nordschleswig gilt, füge ich ausdrücklich hinzu. 2Die Bedeutung des dänischen Fernsehens reicht aber über die dänische Minderheit hinaus.Insgesamt können heute noch rund 300.000 Haushalte in Schleswig-Holstein die dänischenProgramme über Kabel empfangen. Viele Menschen aus der Mehrheitsbevölkerung nutzendieses Angebot, um sich über unser Nachbarland zu informieren und die dänische Sprache zuerlernen. Das dänische Fernsehen ist so zu einem wichtigen Element der grenzüberschreitendenZusammenarbeit geworden. Seine Bedeutung ist umso größer, als die Kenntnis der dänischenSprache und Kultur eine Voraussetzung für ein erfolgreiches Zusammenwachsen der regionalenArbeitsmärkte ist.Leider gibt es zum Kabelfernsehen wenig Alternativen. Durch die Umstellung auf die digitaleVerbreitungstechnik DVB-T ist das dänische Fernsehen ab 2009 nur im grenznahen Bereich perAntenne zu empfangen, und dort nicht einmal überall. – Dies ist ein zweites Problem, dem wiruns in naher Zukunft widmen müssen, wenn ein diesbezügliches Gutachten der ULR vorliegt. –Auch das Satellitenfernsehen ist keine Alternative zum Kabel, denn die dänischen Satelliten-signale sind verschlüsselt und können nur Mittels einer Codekarte zum Preis von rund 260 Europro Jahr entschlüsselt werden. Vor diesem Hintergrund kann der aktuelle Streit zwischen KabelDeutschland und den dänischen Sendern verheerende Folgen haben.Auf die komplexen Ursachen des Konflikts kann ich jetzt in der Kürze der Zeit nicht detaillierteingehen. Nur soviel: Seit 2003 hat keiner von beiden Geld vom anderen gesehen. Die KabelDeutschland fordert eine kleinere Summe für die Verbreitung der dänischen Programme. Diedänischen Sender wollen eine größere Summe. Sie sind der Ansicht, dass der deutsche Kabel-netzbetreiber sie von urheberrechtlichen Forderungen freihalten muss, die dadurch entstehen,dass eingekaufte Spielfilme, Sportveranstaltungen oder Dokumentationen auch in Deutschlandgesehen werden können. Dies wäre aber wesentlich mehr, als Kabel Deutschland für andereausländische Programme zahlt. Indem sie die Entfernung ihrer Programme aus dem deutschenNetz verlangt haben, haben die dänischen Sender jetzt die Verhandlungen abgebrochen. Damithaben Danmarks Radio und TV2 den Schwarzen Peter an sich gezogen, das ist klar.Der SSW hat sich deshalb gemeinsam mit der dänischen Kulturorganisation SSF an die dänischeRegierung und an dänische Parlamentarier gewandt. Wir haben in kurzer Zeit breite 3Unterstützung für unser Anliegen gewinnen können. Die dänische Politik hat parteiübergreifendDanmarks Radio und TV2 klar gemacht, dass sie nur eine Einigung mit Kabel Deutschlandakzeptieren wird. Der politische und öffentliche Druck hat die dänischen Sender dazu bewegt, anden Verhandlungstisch zurückzukehren. Dies ist ein erster Erfolg. Jetzt kommt es darauf an, dassbeide Seiten kompromissbreit sind und schnell eine dauerhafte Lösung vereinbaren.Damit kommt jetzt die Landesregierung ins Spiel, denn auch sie trägt in dieser Sache eineVerantwortung. In der Europäischen Charta der Regional- und Minderheitensprachen hatDeutschland sich verpflichtet, den freien, direkten Empfang von Fernsehsendungen aus demNachbarland zu gewährleisten. Die Minderheit erwartet daher, dass die Landesregierung sichaktiv für diesen freien Empfang einsetzt. Sollte dieses nicht geschehen, dann hat die Bundes-republik nebenbei bemerkt auch keine Begründung dafür, dass sie eine andere Verpflichtung derSprachencharta nicht erfüllt: nämlich jene, die Einrichtung mindestens eines Fernsehkanals inden Regional- oder Minderheitensprachen sicherzustellen.Auch in den Bonn-Kopenhagener Erklärungen von 1955 wird ausdrücklich empfohlen, „dass diedänische Minderheit im Rahmen der jeweils geltenden Regeln für die Benutzung des Rundfunksangemessen berücksichtigt wird.“ Und schließlich sieht das Landesrundfunkgesetz unteranderem vor, dass die Kabelnetzbetreiber vorrangig Programme einspeisen müssen, die„ortsüblich“ sind. Dies sind Programme, die per Antenne empfangen werden können, was –zumindest noch – für die dänischen Programme gilt.Es gibt für den Ministerpräsidenten also viele gute Gründe, sich in diese Frage zu engagieren. Ermuss sozusagen zu Lande und in der Luft seines dazu beitragen, dass das dänische Fernsehendauerhaft im deutschen Kabelnetz bleibt und auch künftig im ganzen Landesteil Schleswig perAntenne empfangbar ist.Das dänische Fernsehen ist eine kulturelle Nabelschnur für die dänische Minderheit und einMotor für die deutsch-dänische Verständigung im Grenzland. Deshalb muss die Landesregierungin diesem Konflikt ihr volles Gewicht einsetzen und deshalb freut es uns, dass der gesamteLandtag sich unsere Initiative zueigen gemacht hat.