Navigation und Service des Schleswig-Holsteinischen Landtags

Springe direkt zu:

Diese Webseite verwendet ausschließlich für die Funktionen der Website zwingend erforderliche Cookies.

Datenschutzerklärung

Pressefilter

Zurücksetzen
15.09.06
16:40 Uhr
B 90/Grüne

Detlef Matthiessen zur Kohlekraft

PRESSEDIENST Fraktion im Landtag Schleswig-Holstein Pressesprecherin Es gilt das gesprochene Wort! Claudia Jacob Landeshaus TOP 43 – Zukunft der Kohle/Energiegewinnung aus Düsternbrooker Weg 70 24105 Kiel Kohle Durchwahl: 0431/988-1503 Zentrale: 0431/988-1500 Dazu erklärt der energiepolitische Sprecher Telefax: 0431/988-1501 der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen: Mobil: 0172/541 83 53 E-Mail: presse@gruene.ltsh.de Detlef Matthiessen: Internet: www.sh.gruene-fraktion.de

Nr. 390.06 / 15.09.06

Keinen Cent für Übergangstechnologien! Kohle gehört neben geringen Mengen Öl und zirka 15 Prozent Erdgas aus inländischer Produktion zu den überwiegend heimischen Energiequellen. Wir decken unseren Primär- energiebedarf zu 11 Prozent aus Braunkohle und zu 14 Prozent aus Steinkohle. 23,62 Mil- liarden sind in den letzten acht Jahren in den Bereich Kohle geflossen.
Aus Grüner Sicht ist schon der Titel des Berichtes falsch. Die Energiegewinnung aus Koh- le darf keine Zukunft haben. Wir müssen aus der Verbrennung von fossilen Energieträgern mittelfristig aussteigen. Der Klimawandel der Erde ist dramatisch, und er verläuft schneller als erwartet. Es gibt zu diesem Thema keinerlei beruhigende Nachrichten, sondern immer nur Verschärfungen der Auswirkungen.
Der Nordpol wird im Sommer eisfrei, der Eispanzer auf Grönland schmilzt immer schneller, die Bauern dort freuen sich über neue Ackerflächen und früher unbekannte Ernten. Das wichtigste klimaschädliche Gas ist das CO2, das aus den Verbrennungsprozessen kommt, hauptsächlich aus der Verbrennung fossiler Energieträger. Braun- und Steinkohleverbren- nung zur Stromerzeugung ist und bleibt die klimaschädlichste Energieerzeugung. Davon müssen wir weg, darüber kann es eigentlich keine ernsthafte Diskussion geben.
Schleswig-Holstein wird vom Klimawandel besonders betroffen sein, denn wir sind das Land zwischen den Meeren, und der Meerespiegel steigt und steigt. Ein Komplettab- schmelzen des Grönlandeises wird den Meeresspiegel um sieben Meter erhöhen, dann ist die westliche Hälfte von Schleswig-Holstein vom Meer zurückgeholt und unbewohnbar. Im Übrigen wird dann auch dieses hohe Haus nicht mehr stehen, die gesamte Kieler Innen- stadt würde ebenfalls überflutet. Das alles sind keine Horrorvisionen, sondern Entwicklun- gen, die unaufhaltsam auf uns zu kommen, wenn wir nicht konsequent umsteuern.


1/2 Das alles ist nachzulesen im Sondergutachten des Wissenschaftlichen Beirates „Globale Umweltveränderungen“ der Bundesregierung mit dem Titel „Die Zukunft der Meere – zu warm, zu hoch, zu sauer.“

Es ist unbestreitbar, dass die Technologien der Kohlekraftwerke mit einer deutlichen Er- höhung der Wirkungsgrade verbessert wurden. Kondensationskraftwerke erreichen heute einen Wirkungsgrad von 43 Prozent, in zehn Jahren will E.on mit der "700°- Technologie" auf ca. 50 Prozent kommen. Das wird dann als Klimaprojekt verkauft, wenn solche Kraft- werke in China 35 Prozent- oder 33 Prozent-Kraftwerke ersetzen.
Was heißt das? - Das heißt, ein Kraftwerk, das bisher eine Riesenmenge CO2 innerhalb von vier Tagen emittiert hat, durch ein Kraftwerk ersetzt wird, das dieselbe Menge in fünf Tagen in den Himmel schickt.
Es gibt konkrete Pläne in Schleswig-Holstein und Hamburg zum Neubau von Kohlekraft- werken. Es geht um ein 800-Megawatt-Kraftwerk in Brunsbüttel, ein 1.200 Megawatt- Kraftwerk auf dem Kieler Ostufer und ein Kraftwerk in Hamburg-Moorburg. Wir lehnen jede Unterstützung solcher Projekte ab. Kohle muss weg – die macht nur Dreck.
In der Diskussion um die zukünftige Kohlenutzung hat die Strom-Industrie und ihre Lobby- isten, ich nenne ganz vorne den Ex-SPD-Wirtschaftsminister Clement, eine vermeintliche Trumpfkarte gezogen, das CO2-freie Kohlekraftwerk. Die clean-coal-Technologie soll durch eine CO2-Abtrennung ermöglicht werden. Vattenvall investiert in der Lausitz in eine 30 Megawatt-Pilotanlage, die 2008 in Betrieb gehen soll. Alle Kalkulationen gehen von ge- ringer werdenden Wirkungsgraden und von hohen Kosten für die Sequestrierung aus. Das abgeschiedene CO2 soll in ehemalige Kohlegruben injiziert werden oder sogar in saline Aquiferen unter dem Meer. Der wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung fordert in diesem Zusammenhang, dass so etwas nur akzeptiert werden könnte, wenn das CO2 ü- ber mindestens 10.000 Jahre in seinem Lager verbleibt.
Eins ist klar: Die CCS-Technik steht konkret nicht zur Verfügung, ob sie jemals zur Verfü- gung stehen wird, steht in den Sternen.
Unsere Forderung lautet daher: Keinen Cent für sogenannte Übergangstechnologien! Kei- ne Garantien für harte Energietechnik!
Wir haben Energie ohne Ende, nämlich Erneuerbare. Die Kohle bleibt am besten im Bo- den, brechen wir auf in das solare Zeitalter.

***



2