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15.09.06
15:53 Uhr
FDP

Ekkehard Klug: "Verdoppelung der Hochschul¬zugangsberechtigungen binnen zehn Jahren - eine enorme Herausforderung an die Hochschulen und die Politik"

FDP Landtagsfraktion Schleswig-Holstein



Presseinformation Wolfgang Kubicki, MdL Nr. 265/2006 Vorsitzender Dr. Heiner Garg, MdL Stellvertretender Vorsitzender Kiel, Freitag, 15. September 2006 Dr. Ekkehard Klug, MdL Parlamentarischer Geschäftsführer Sperrfrist: Redebeginn Günther Hildebrand, MdL
Es gilt das gesprochene Wort!
Bildungspolitik / Angebot an Studienplätzen
Ekkehard Klug: „Verdoppelung der Hochschul- zugangsberechtigungen binnen zehn Jahren - eine enorme Herausforderung an die Hochschulen und die Politik“ In der Landtagsdebatte zu TOP 45 (Angebot an Studienplätzen (Bericht der Landesregierung) - erklärte der bildungspolitische Sprecher der FDP- Fraktion, Dr. Ekkehard Klug:
„Im vergangenen Jahr haben rund 9.200 Schul-Absolventen in Schleswig- Holstein eine Hochschulzugangsberechtigung erhalten. In diesem Jahr werden es voraussichtlich 9.700 sein - und die Zahl wird nach den Berechnungen des Bildungsministerium Jahr für Jahr weiter steigen: 2010 auf 11.800. Auf diesem Niveau wird sie voraussichtlich fünf Jahre lang bleiben, und dann kommt 2016 durch die Verkürzung der gymnasialen Schulzeit ein Anstieg auf 17.600 Schulabgänger mit Abitur oder Fachhochschulreife. Das wäre ungefähr eine Verdoppelung der gegenwärtigen Zahl.
Man kann sich leicht vorstellen, dass diese Entwicklung die Hochschulen vor enorme Probleme stellt. Ohne eine zumindest zeitweilige Steigerung der Studienplatzkapazität lässt sich der vor uns liegende „Studentenberg“ nicht bewältigen. Bereits heute arbeiten die deutschen Hochschulen bei einer durchschnittlichen Betreuungsrelation von 1:60 - eine Professorenstelle auf sechzig Studierende .- im akademischen Großküchenbetrieb. Gute amerikanische Staatsuniversitäten wie die University of California erreichen Werte von 1:22, und die nichtstaatlichen Spitzenuniversitäten der USA liegen im Bereich von 1: 10.
Antworten auf die bevorstehenden Belastungen des deutschen Hochschulsystems werden insbesondere von dem „Hochschulpakt“ erwartet, über den Bund und Länder beraten werden. Der vorliegende Bericht der Landesregierung referiert den Maßnahmenkatalog, der dabei diskutiert werden soll. Sicher kann das Probleme nicht durch einen einzelne Maßnahme gelöst werden, sondern nur durch ein Bündel gleichzeitig wirksam werdender Maßnahmen. Ergänzend zu den im Bericht genannten Punkten möchte ich noch einen weiteren Ansatz nennen, der dort nicht Christian Albrecht, Pressesprecher, V.i.S.d.P., FDP Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag, 1 Landeshaus, 24171 Kiel, Postfach 7121, Telefon: 0431/9881488 Telefax: 0431/9881497, E-Mail: presse@fdp-sh.de, Internet: http://www.fdp-sh.de/ genannt wird, aber ebenfalls zur Entlastung beitragen könnte: Eine deutliche Verbesserung der Förderung von Studiensemestern im Ausland durch entsprechende Stipendien für den Lebensunterhalt, für eventuelle Studiengebühren an ausländischen Hochschulen, für Sprachkurse und Reisekostenzuschüsse. Solche verstärkten Anreize für Auslandssemester oder Studienjahre an ausländischen Hochschulen könnten nicht nur zur Entlastung der deutschen Universitäten und Fachhochschulen beitragen, sondern sie würden auch die Berufsaussichten der Nachwuchsakademiker verbessern und zu einer breiteren Internationalisierung des Hochschulstudiums führen. Mit anderen Worten: Auf diese Weise schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe.
In Zusammenhang mit dem Thema „steigende Studienplatznachfrage“ muss unbedingt auch noch ein anderer Aspekt angesprochen werden, weil sich daraus eine Verschärfung der Situation ergibt.
Der Leiter der Abteilung Hochschulen, Forschung und Kunst der Kultusministerkonferenz, Roland Thierfelder, hat diesen Punkt in einem Aufsatz über die Kapazitätsprobleme verdeutlicht, die sich aus der Einführung der Bachelor/Master- Studienstruktur ergeben. Ich zitierte:
„Zu berücksichtigen ist … auch, dass das Bachelorstudium in kürzerer Zeit zu einem vollwertigen berufsqualifizierenden - oder wie es etwas moderner heißt: „employability“ gewährleistenden – Abschluss führt. Dies erfordert gesteigerte Anleitung und Betreuung und damit erheblichen Personalaufwand“. (Forschung & Lehre 12/2005, S. 661)
Ich will einmal dahingestellt lassen, ob das Ziel eines „berufsqualifizierenden Abschlusses“ tatsächlich in allen Fächern im Rahmen eines Bachelor- Studiengangs erreicht werden kann. Da habe ich erhebliche Zweifel. Richtig ist allerdings die Feststellung, dass dieses Ziel ohne die erwähnte gesteigerte Anleitung und Betreuung so gut wie gar nicht in 6 Semestern erreichbar sein wird. Vor diesem Hintergrund stehen die Universitäten vor dem Problem, dass sie beim Wechsel von Diplomstudiengängen zum Bachelor-/Master-Modell durchweg zu geringe Lehrkapazitäten haben, um in den Bachelorstudiengängen vernünftige Studienbedingungen zu gewährleisten.
Die Kieler Lehrstuhlinhaberin für Betriebswirtschaftslehre, Frau Professor Friedl, hat dieses Problem in der vergangenen Woche während eines Symposiums an der Christian-Albrechts-Universität beispielhaft an Hand ihrer Erfahrungen aus diversen Akkreditierungskommissionen illustriert. Mehrere deutsche Universitäten haben in ihren neuen Bachelor-Studiengängen im Fach BWL Seminarveranstaltungen, d.h. Lehrveranstaltungen mit maximal 30 Teilnehmern, mangels entsprechender Lehrkapazität völlig gestrichen. An der Uni Kiel sind von vier Pflicht-Seminaren im Diplomstudiengang im neuen Bachelor-Studiengang BWL immerhin noch zwei Seminare übrig geblieben – und dabei gelangt das Fach an die Grenzen der vorhandenen Lehrkapazität. Fakt ist: An den Universitäten verstärkt sich im Zuge des Bologna-Prozesses der Trend zum akademischen Großküchenbetrieb; Quantität geht zunehmend auf Kosten der Qualität. Der einzige Ausweg wäre bei gleich bleibender Ausstattung eine Senkung der Studienplatzzahlen. Damit aber käme es angesichts steigender Nachfrage nach Studienplätzen zu einem scharfen Zielkonflikt.
Es ist zu befürchten, dass die flächendeckende Einführung des Bachelor-/Master- Modells unter diesen Voraussetzungen zu einem Billig-Studium geringerer Qualität führen wird - und das wäre für die deutschen Hochschulen und den akademischen Arbeitsmarkt künftig ein erhebliches zusätzliches Problem.“


Christian Albrecht, Pressesprecher, V.i.S.d.P., FDP Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag, 2 Landeshaus, 24171 Kiel, Postfach 7121, Telefon: 0431/9881488 Telefax: 0431/9881497, E-Mail: presse@fdp-sh.de, Internet: http://www.fdp-sh.de/