Anke Spoorendonk zu TOP 32 - Verwaltungsmodernisierung und Entbürokratisierung (Gender Mainstreaming)
PresseinformationKiel, den 03.05.2006 Es gilt das gesprochene WortAnke SpoorendonkTOP 32 Verwaltungsmodernisierung und Entbürokratisierung Drs. 16/720Es ist müßig, sich mit der Frage zu befassen, was gewesen wäre, wenn der vorliegende Berichtgründlicher, tief greifender oder konkreter gewesen wäre. Wenn er ganz einfach mehrPerspektiven hinsichtlich der Umsetzung von Gender-Grundsätzen aufgezeigt hätte. So sieht diepolitische Wirklichkeit nicht aus, und daher werde ich mich über das freuen, was aus Sicht desSSW auch Anlass zur Freude ist. Zum einen bekräftigt die Landesregierung, dass sie dieUmsetzung von Gender Mainstreaming fortführen wird; zum anderen wird ausdrücklich gesagt,dass dies auch für die beschlossene Aufgabenanalyse und Aufgabenkritik gelten soll. – So weit,so gut, könnte man meinen.Dass sich die Landesregierung dabei auf einen Bericht zur Umsetzung des Gender MainsteamingProzesses beruft, der im Januar 2004 im Landtag debattiert wurde, zeigt anders herum, wieoberflächlich die Zusage der Landesregierung letztlich ist, denn der genannte Gender-Berichtstellt überzeugend dar, dass es noch viele offene „Baustellen“ in diesem Bereich gibt. - Undgenau darauf geht das federführende Finanzministerium leider überhaupt nicht ein. Dass die 2öffentliche Verwaltung dabei mit gutem Beispiel voran gehen müsste, füge ich nur am Randehinzu. Denn es gab und gibt immer noch eine ganze Menge zu tun. Es geht um Ziele, die sichleider nur langfristig erreichen lassen.Für eine Außenstehende mag dies überraschend sein, denn die Landesverwaltung unterstehtdem direkten Einfluss der Landesregierung. Wenn also z.B. die Anzahl der Frauen inFührungspositionen angehoben werden soll, dann müsste es doch ein leichtes sein, diesumzusetzen, könnte man behaupten. Aus dem damaligen Bericht ging aber hervor, dass dasöffentliche Dienstrecht viel zu oft die gewachsenen Personalstrukturen in Beton gießt. Es wäresomit ein Fehlschluss zu glauben, dass die Frauen selbst kein Interesse an der Ausübungbestimmter Positionen hätten. Weiter geht hervor, dass viele Frauen aufgrund dergesellschaftlichen Rahmenbedingungen erst keine Chance haben, die Qualifikation zu erwerben,die notwendig ist, um eine Führungsposition zu erhalten. Im Bereich der Justiz sind Frauenbeispielsweise bei der Abordnung an andere Dienststellen wie Obergerichteunterdurchschnittlich beteiligt. Dadurch haben sie bei Bewerbungen einen Nachteil gegenüberihren männlichen Kollegen. Hier zielt also das Argument, dass im öffentlichen Dienstausschließlich nach Qualifikation die Stellen besetzt werden, ins Leere.Vor diesem Hintergrund wäre es schon interessant im Einzelnen zu erfahren, wieso dervorliegende Bericht zur „Verwaltungsmodernisierung und Entbürokratisierung“ zu dem Schlusskommt: „In der ersten Gesamtschau der Vorschläge haben sich dabei keine besonderen odergrundsätzlichen Auswirkungen bzw. Probleme im Hinblick auf die Verwirklichung derGeschlechtergerechtigkeit ergeben“. Ich sage der Landesregierung jetzt schon zu, dass wir aufdiese Aussage zurückkommen werden – dann nämlich, wenn das „Telefonbuch“ desStaatssekretärs Schlie konkret in politische Entscheidungen einfließt. – Soll heißen: eine ganzeReihe von europäischen Nachbarländern sind in Sachen Unsetzung des Gender-Prozesses vielweiter als wir in Deutschland. Dies gilt in erster Linie für die skandinavischen Länder, aber auchLänder wie Großbritannien oder Frankreich scheinen weiter zu sein. Denn in diesen Ländern gibt 3es ganz oder teilweise „Gender Budgets“, die das Ziel haben, transparent zu machen, in welchemAusmaß Haushalts- oder Strukturentscheidungen Frauen oder Männer begünstigen.Ich fasse zusammen – und will es wiederum positiv formulieren: Die von der Landesregierungangekündigte Reform zur Modernisierung der Verwaltung wird nur eine wirkliche Reform sein,wenn sie sich löst von der Vorstellung, dass alles, was Arbeit macht, Bürokratie ist. Und sie wirdnur „modern“ sein können, wenn sie Männern und Frauen gleichermaßen berücksichtigt undeinbindet.