Lars Harms zu TOP 21 - Erhalt des Landeswaldes
PresseinformationKiel, den 23.03.2006 Es gilt das gesprochene WortLars HarmsTOP 21 Erhalt des Landeswaldes Drs. 16/649Mit einem Waldanteil von knapp 10% ist Schleswig-Holstein das waldärmste Flächenland inDeutschland und daher haben wir auch eine besondere Verantwortung für den Wald. Ausdiesem Grund hat der Schleswig-Holsteinische Landtag 1995 einstimmig die so genannteWaldresolution beschlossen. Damit wurde unter anderem das Ziel verfolgt, den Waldanteilauf rund 12% der Landesfläche zu erhöhen. Mit dieser interfraktionellen Resolution hat derSchleswig-Holsteinische Landtag deutlich gemacht, dass die Verantwortung für unserenWald und seine Weiterentwicklung eine Gemeinschaftsaufgabe ist, zu der sich alle Fraktio-nen bekannt haben. Und soweit mir bekannt ist, hat diese Resolution immer noch ihre Gül-tigkeit.Mit dem Vorschlag des Schlie-Berichts die rund 50.000 ha. Landeswald zu verkaufen, wirddas Ziel verfolgt, lästige Aufgaben abzustoßen und den Haushalt zu sanieren. Ob dieses Zielüberhaupt umsetzbar ist, darauf geht der Bericht nicht weiter ein. 2Wir wissen, dass der Landesforst jährlich einen Unterschuss von rund 9 Mio. • produziert,dass sind rund 0,1% des Landeshaushaltes. Da man irgendwo einmal anfangen muss zusparen, ist es einfach zu sagen, wir stoßen diesen Klotz ab und privatisieren den Landeswald,ohne aber über die Konsequenzen nachgedacht zu haben.Was soll konkret mit den 280 Mitarbeitern aus der Forstverwaltung passieren? Hier trifft dieLandesregierung keine Aussagen. Dass man von Seiten der Angestellten gerne wüsste, wo-hin die Reise geht und wie sie ihre zukünftige Lebensplanung ausrichten können, ist ver-ständlich. Hier hat die Landesregierung eine Verantwortung als Arbeitgeber und da kann siees sich nicht erlauben sich zu diesem Punkt nicht zu äußern. Dies gilt im Übrigen auch, wennder Landeswald nicht privatisiert, sondern „nur“ in einen eigenen Betrieb überführt wird.Darüber hinaus frage ich mich, wer will sich freiwillig dieses Minus-Geschäft - Landeswald -ans Bein binden. Denn nach Aussage der Landesregierung, wird der Wald auch künftig durchdas Landeswaldgesetz geschützt. Das heißt, der Wald in Schleswig-Holstein soll weiterhinseinen öffentlichen Auftrag für Erholung, Naturschutz, Waldpädagogik und Bildungsarbeitleisten. Für einen privaten Investor sind diese Aufgaben aber zusätzlich Kosten, die entwederdie Gewinne mindern oder zu Verlusten führen. Wenn der Wald also nicht zu einem reinenHolzlieferanten degradiert werden soll und er sich auch nicht aus Eintrittsgeldern finanzie-ren soll, wie soll dann der Unterschuss gedeckt werden. Da bleibt für mich nur noch dielogische Konsequenz, dass das Land dem Käufer für die Vorhaltung seiner Leistungen undFunktionen vom Land entsprechend entlohnt wird. Und dann frage ich mich, was das Landdurch den Verkauf gewonnen hat. Ich bezweifle, dass die Schlie-Kommission diesen Aspektin ihren Überlegungen überhaupt berücksichtigt hat. Es macht vielmehr den Eindruck, dassman vor lauter Euro-Zeichen in den Augen den Überblick verloren hat. 3Es ist doch naiv zu glauben, dass das Landeswaldgesetz mit seinen Zielen für den Landes-wald weiter bestehen bleibt, wenn der Staatsforst erst einmal privatisiert wurde. Vielmehrbesteht doch die Gefahr, dass dann nur noch die betriebswirtschaftlichen Aspekte in denVordergrund gerückt werden. Und damit geht die Gefahr einher, dass der Wald nur nocheintönige Monokulturen aufweist und somit auch seine Schutz- und Erholungsfunktionenverliert. Damit würde der Landeswald seine Vorbildfunktion für Naturschutz- und Erho-lungsbelange verlieren. Und auch hier gilt: Auch eine Überführung in einen eigenen Betriebhätte ähnliche Auswirkungen zur Folge.Ein Aspekt der bei dem Privatisierungsgedanken meines Erachtens völlig außer Acht gelas-sen wurde, ist der Punkt, dass übersehen wird, dass der Wald durch seine Schutz und Erho-lungsfunktionen eine Leistung erbringt, die aber nicht im Haushalt betitelt ist. Die Fragemuss also gestellt werden; was ist uns die Regulierung des Wasserhaushaltes wert?, was istdie Reinigung von Luft wert?, oder welcher Wert wird für einen Spaziergang im Wald ange-rechnet? Dies sind öffentliche Aufgaben, die der Wald leistet, ohne dass sie in Rechnunggestellt werden. Wenn die Landesregierung einen Verkauf des Staatsforstes in Erwägungzieht, ist die Frage, ob sich die genannten Leistungen des Waldes in der Verkaufssummewiderspiegeln? Dies ist zu bezweifeln.Daher unterstützt der SSW den Antrag der FDP und fordert die Landesregierung auf diePläne den Staatsforst zu verhökern ad acta zu legen. Denn eines müssen wir wissen: derLandeswald ist die größte Naturschutzmaßnahme des Landes Schleswig-Holstein. Und dassoll er auch bleiben!