Lars Harms zu TOP 37 - Grundlagen für Wachstum im Tourismus schaffen
PresseinformationKiel, den 23.03.2006 Es gilt das gesprochene WortLars HarmsTOP 37 Grundlagen für Wachstum im Tourismus schaffen Drs. 16/638Der Bericht geht sehr umfangreich auf die Fördermöglichkeiten ein, die touristische Betriebe inSchleswig-Holstein nutzen können. Schon in den vergangenen Jahren ist der Tourismus massivmit Fördermitteln unterstützt worden und die neue Landesregierung und wohl auch zukünftigeRegierungen werden diesen Weg weiter fortführen. Schaffe ich hier Investitionen und vernünfti-ge Grundlagen, dann wirkt sich das in hohem Maße auch in Arbeitsplätzen aus. Diese Arbeits-plätze können im Rahmen der Globalisierung nicht ins Ausland verlagert werden. Deshalb trägtgerade der Tourismus zur Stärkung der Binnenkonjunktur bei, die ja Deutschlands Sorgenkind ist.Somit ist jede Investition in den Tourismus eine sehr nachhaltige Investition, die die Binnenkon-junktur stärkt und in besonderer Weise Arbeitsplätze schafft und absichert. Vor diesem Hinter-grund wird die grundsätzliche Festlegung der Landesregierung, im Tourismus einen Schwer-punkt weiterhin vorzusehen, vom SSW begrüßt. 2Wir haben schon in der Vergangenheit festgestellt, dass wir in unserem Land besonderen Nach-holbedarf haben, wenn es um größere Ferienanlagen und auch Indoorangebote geht. Weiterhaben wir auch festgestellt, dass zentrale Angebote, die eine weiträumig verteilte Klientel an-spricht, sehr gut angenommen werden, weil die Menschen immer mobiler geworden sind. Dasheißt, dass größere Investitionen vonnöten sind, wenn man im Wettbewerb bestehen möchte.Hier gibt es, wie man auch im Bericht nachlesen kann, durchaus viel versprechende Ansätze.Ich möchte auf ein Beispiel eingehen, das zeigt, dass ein Ort durchaus neue Wege gehen könnte,ohne seine ursprüngliche Klientel zu verlieren. In Friedrichstadt hat man eine Infrastruktur, dievorwiegend auf Tagestourismus mit kulturhistorischem Hintergrund ausgelegt ist. Dies ist auchgut nachzuvollziehen, schließlich handelt es sich hier um eines der wenigen Stadtdenkmale inNorddeutschland.Nachdem man sich nun in den letzten Jahrzehnten vorwiegend darum bemüht hat, das Stadt-denkmal zu erhalten, werden jetzt immer mehr Ideen geschmiedet, wie man den Tourismus imOrt auf eine breitere Basis stellen kann. Das hat dazu geführt, dass ein privater Unternehmerjetzt in eine Miniatur-Modellbahnanlage investiert und man beispielsweise auch über nochbessere Angebote für Sportboottouristen in der Grachtenstadt nachdenkt. Weiter versucht man,nördlich der Altstadt am anderen Treeneufer eine Golfanlage zu etablieren. Hier bewegt sich alsoetwas und man setzt alles daran, mit Investitionen und größeren Vorhaben die vor Ort tätigenBetriebe zu unterstützen. Solche Initiativen müssen unterstützt werden, damit sich hier in einereigentlich strukturschwachen Region ein kräftiger Wirtschaftszweig entwickeln kann.Allerdings wird man diesen Schwung und die Professionalität nur aufrechterhalten können,wenn man eine voll funktionsfähige Verwaltung vor Ort mit einer hauptamtlich tätigen Leitungvorhält. Danach sieht es derzeit aufgrund der Vorgaben der Verwaltungsstrukturreform und derVerhandlungen, die vor Ort gelaufen sind, nicht aus. Dieses Beispiel soll also auch zeigen, dassfalsche Entscheidungen der Landesregierung durchaus auch mittelbare Auswirkungen auf die 3Entwicklung des Tourismus haben können. Was man auf der einen Seite aufbaut, reißt die Lan-desregierung hier wieder ein, weil gute Verwaltungsstrukturen unnötig zerstört werden.Der Tourismus lebt aber nicht nur von konkreten Investitionen in die Infrastruktur, sondern auchvon so genannten weichen Faktoren. Der Touristiker nennt diese Faktoren auch Oft Alleinstel-lungsmerkmale. Die intakte Natur mit Nationalpark, Naturschutzgebieten und auch Naturerleb-nisräumen ist ein solcher Faktor. Aber auch der kulturelle Tourismus spielt hier eine Rolle. Geradehier verfügen wir mit der sprachlichen Vielfalt über einen einmaligen Reichtum, den es nicht nuraus ideellen Gründen zu fördern gilt, sondern der auch aufgrund von touristischen Erwägungenförderungswürdig ist. In Nordfriesland gibt es die ersten Schritte in die richtige Richtung. Nach-dem schon immer Straßennamen und auch Namen von Hotels oder gastronomischen Betriebenfriesischsprachig waren und wir als Land Schleswig-Holstein ja zweisprachige Beschilderungen inNordfriesland einführen, gibt es immer mehr Institutionen, die den touristischen Wert dieseskulturellen Reichtums erkannt haben, ohne dass man dafür seine Seele verkaufen muss. DieBahnhöfe in Nordfriesland sind durch die Deutsche Bahn AG und die private NEG zweisprachigdeutsch-friesisch ausgeschildert worden und die private NOB sagt die Bahnstationen sowohl mitihrem deutschen als auch mit dem friesischen Namen an. Dies führt auch gerade zu einer touris-tischen Unverwechselbarkeit, die für die betreffende Region unheimlich wichtig ist.Daher kann die Schlussfolgerung nur sein, dass die regionalkulturellen Elemente: friesisch, dä-nisch und plattdeutsch eben auch aus touristischer Sicht förderungswürdig sind. Das machenuns Rätoromanen in der Schweiz, Waliser in Großbritannien oder auch Westfriesen in den Nie-derlanden schon vor und dies sollte auch in dem zukünftigen Konzept der Landesregierung, dasja Ende Juni vorgestellt werden soll, eine herausgehobene Stellung einnehmen.