Ekkehard Klug: "Bilinguale Bildungsangebote sind dem herkömmlichen Fremdsprachenunterricht so überlegen wie der ICE der guten alten Bummelbahn"
FDP Landtagsfraktion Schleswig-HolsteinPresseinformation Wolfgang Kubicki, MdL Nr. 076/2006 Vorsitzender Dr. Heiner Garg, MdL Stellvertretender Vorsitzender Kiel, Freitag, 24. Februar 2006 Dr. Ekkehard Klug, MdL Parlamentarischer Geschäftsführer Sperrfrist: Redebeginn Günther Hildebrand, MdLEs gilt das gesprochene Wort!Bildungspolitik/bilinguale BildungsangeboteEkkehard Klug: „Bilinguale Bildungsangebote sind dem herkömmlichen Fremdsprachenunterricht so überlegen wie der ICE der guten alten Bummelbahn“ In der Landtagsdebatte zum FDP-Antrag „Bilinguale Bildungsangebote in Kindergärten und Schulen“ (TOP 9) erklärte der FDP-Abgeordnete, Dr. Ekkehard Klug:„Bilinguale Bildungsangebote vermitteln Fremdsprachenkenntnisse ‚mit Turboeffekt’. Kinder und Jugendliche erlangen dadurch Fähigkeiten, sich in fremden Sprachen ausdrücken zu können, die weit über die Ergebnisse des herkömmlichen Unterrichts hinausgehen. Und wenn man damit früh beginnt - am besten bereits im Kindergarten - eignen sich die Kinder fremde Sprachen mit beeindruckender Leichtigkeit an.Bemerkenswert ist auch, dass dieser Erfolg nicht auf Kosten der Deutschkenntnisse zustande kommt. Eine wissenschaftliche Begleituntersuchung des Englischen Seminars der Uni Kiel zeigt: Obwohl die Schüler der Claus-Rixen-Schule in Altenholz nur 30% ihres Unterrichts in deutscher Sprache erhalten - nämlich im Fach Deutsch – sind ihre Lesefähigkeiten im Deutschen mindestens ebenso gut wie in anderen Klassen, die herkömmlichen Unterricht erhalten. Die Autoren der Studie, Henning Wode und Jessica Bachem, verweisen in diesem Zusammenhang auf die in der Fachliteratur allgemein zugrunde gelegte Einschätzung, dass frühe Mehrsprachigkeit einen positiven Effekt auf die kognitive Entwicklung der Kinder hat.Sehr gute Erfahrungen mit bilingualen Konzepten sind im Ausland z.B. in zweisprachigen Staaten wie Kanada gesammelt worden, aber auch im Inland an den Bildungseinrichtungen der dänischen Minderheit.Vor diesem Hintergrund spricht wirklich alles dafür, stärker auf solche bilingualen Bildungsangebote zu setzen, wo immer man die dafür benötigten Lehrkräfte findet.Christian Albrecht, Pressesprecher, V.i.S.d.P., FDP Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag, 1 Landeshaus, 24171 Kiel, Postfach 7121, Telefon: 0431/9881488 Telefax: 0431/9881497, E-Mail: presse@fdp-sh.de, Internet: http://www.fdp-sh.de/ An weiterführenden Schulen gibt es solche Angebote bereits seit geraumer Zeit auch in Schleswig-Holstein: 19 Gymnasien und 7 Realschulen haben bilinguale Zweige entwickelt. Außerdem engagieren sich auch immer mehr Kindergärten in diesem Bereich. Ein dutzend Kitas nennt die Liste, die der Verein für frühe Mehrsprachigkeit auf seinen Internetseiten veröffentlicht hat, für unser Land.Somit erweisen sich zunehmend die Grundschulen als das ‚Nadelöhr’: hier gibt es nämlich bilinguale Grundschulzweige bislang nur in Altenholz und in Heide.Eine Vernetzung der vor Ort bestehenden Angebote vom Kindergarten über die Grundschule bis zur weiterführenden Schule zu erreichen, darauf zielt der vorliegende Antrag der FDP-Fraktion.Eine solche Vernetzung ist nötig, damit die gerade in jüngster Zeit im Kindergartenbereich an vielen Standorten in Angriff genommene Arbeit nicht ins Leere läuft, wenn aus Kita-Kindern Grundschulkinder werden. Kindergärten, die bilinguale Zweige aufgebaut haben bzw. aufbauen, gibt es mittlerweile auch in Lübeck, Bargteheide, Schenefeld, Pinneberg, Meldorf, an zwei Kieler Kitas, in Kronshagen und in Melsdorf. Es ist richtig, dass aktuell vor allem die Situation in Pinneberg dringenden Handlungsbedarf aufwirft, aber ähnlich wie für die Kinder des Pinneberger AWO-Kindergartens Dolli-Einstein-Haus wird sich bald auch an vielen anderen Standorten im Lande die Frage stellen, wie es weitergehen soll, wenn die Kinder in die Grundschule kommen.Für diese Kinder bietet das Vorhaben der Landesregierung, künftig von der 3. Klasse an zwei zusätzliche Stunden Englischunterricht einzuführen, keine auch nur annähernd befriedigende Lösung!Abgesehen davon, dass sich herkömmlicher Fremdsprachenunterricht zum bilingualen Konzept etwa so verhält wie die gute alte Bummelbahn zum modernen Hochgeschwindigkeitszug, bliebe bei dem Angebot der Landesregierung eine große „Bildungslücke“ in den ersten beiden Schuljahren.Deshalb ist es unbedingt erförderlich, dort, wo immer es möglich ist, auch bilinguale Grundschulzweige einzuführen und damit die „Bildungslücke“ zwischen dem Elementarbereich - im Kindergarten – und den weiterführenden Schulen zu schließen.Im Pinneberger Fall hat das Bildungsministerium dies bislang jedoch abgelehnt - und zwar mit wechselnden Argumenten, die sich nacheinander als fadenscheinig erwiesen haben.Erst hieß es, man wolle keinen weiteren Schulversuch neben Altenholz, und es gebe für einen solchen bilingualen Zweig auch überhaupt keine rechtliche Grundlage und keinen politischen Willen.Dann wurde bekannt, dass in Heide an der Grund- und Hauptschule Loher Weg bereits ein zweiter bilingualer Grundschulzweig neben der Altenholzer Claus-Rixen-Schule existiert - und zwar ohne dass die vorgenannten Hürden dies verhindert hätten.Als dann auch ein Schreiben von Ministerin Erdsiek-Rave an den Verein für frühe Mehrsprachigkeit vom November 2003 auftauchte, in dem die Christian Albrecht, Pressesprecher, V.i.S.d.P., FDP Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag, 2 Landeshaus, 24171 Kiel, Postfach 7121, Telefon: 0431/9881488 Telefax: 0431/9881497, E-Mail: presse@fdp-sh.de, Internet: http://www.fdp-sh.de/ Ministerin ihre wohlwollende Bereitschaft zur Förderung weiterer Angebote nach dem Altenholzer Modell bekundet hat, verstieg sich eine Ministeriumsvertreterin auf einer Pinneberger Eltenversammlung Anfang Januar zu der bemerkenswerten Aussage, man dürfe einen Minister immer nur an seinen Äußerungen in einer Legislaturperiode messen.Schließlich tauchte aus dem Ministerium das Argument auf, in Pinneberg gebe es an der Carl-Eitz-Schule nicht in gleicher Weise für den bilingualen Unterricht qualifizierte Lehrkräfte. Tatsache ist aber, dass dort durchaus eine vergleichbare Situation besteht: zwei Lehrer verfügen über eine Englisch-Fakultus, eine dritte Lehrkraft soll im nächsten Schuljahr hinzukommen, und zwei weitere Lehrkräfte erteilen seit Jahren Englisch-Unterricht, obgleich sie das Fach nicht studiert haben. Eine Lehrkraft ist im Übrigen sogar selbst bilingual aufgewachsen.Dann wurde auf den Kostenaspekt verwiesen - allerdings unter souveräner Missachtung der Tatsache, dass die Altenholzer Schule in ihrer Schulversuchsphase zusätzliche Stunden vor allem für die Entwicklung geeigneter Unterrichtsmaterialen benötigt hat, die nunmehr fertiggestellt sind, und auf die andere Schulen zurückgreifen können.Schließlich wurde die Notwendigkeit ins Feld geführt, für ein bilinguales Modell unbedingt auch einen ‚native speaker’ in Gestalt eines englischsprachigen Teaching Assistant zu benötigen. Solche Unterstützung wäre zwar sicher hilfreich, war aber selbst in Altenholz in den letzten Jahren nicht durchgehend vorhanden.Wenn man die sich über Wochen hinziehende Entwicklung betrachtet und feststellt, dass seitens des Ministeriums immer neue Argumente aufgetischt worden sind, die sich jedoch stets als fadenscheinig erwiesen haben, dann kann man sich des Eindrucks nicht erwehren: Da passt jemandem die ganze Richtung nicht, und es werden immer wieder neue Hinderungsgründe gesucht.Der Änderungsantrag von CDU und SPD zu unserem FDP-Antrag ist zwar jetzt ein kleiner Schritt in die richtige Richtung, aber bei den Koalitionsfraktionen ist wiederholt nur von der ‚Begegnung mit Fremdsprachen’ die Rede - ein total überholtes Konzept, anderswo längst ad acta gelegt und überhaupt nicht zu vereinbar mit einem guten bilingualen Bildungskonzept. Damit wäre Tür und Tor geöffnet für eine Minimalvariante, bei der Englisch nur im Heimat- und Sachkundeunterricht eingesetzt wird: viel zu wenig für die Fremdsprache, und mit negativen Folgen auch für einen lehrplangerechten Fachunterricht.Zuletzt ein Hinweis auf den Beschluss des Lübecker SPD- Landesparteitages vom 23./24. 10. 2004, der auf Antrag der Pinneberger SPD gefasst wurde: „Die Landesregierung wird aufgefordert, die Einführung der Zweisprachigkeit in den Kindertagesstätten mit nahtloser Weiterführung in den Grundschulen herbeizuführen“:Christian Albrecht, Pressesprecher, V.i.S.d.P., FDP Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag, 3 Landeshaus, 24171 Kiel, Postfach 7121, Telefon: 0431/9881488 Telefax: 0431/9881497, E-Mail: presse@fdp-sh.de, Internet: http://www.fdp-sh.de/