Landtagspräsident Martin Kayenburg: Vor 60 Jahren Politische Geburtstunde des Landtags
30/2006 Kiel, 22. Februar 2006Landtagspräsident Martin Kayenburg: „Vor 60 Jahren – Politische Geburtstunde des Landtags“Kiel (SHL) – Akute Finanzsorgen, radikale Sparmaßnahmen, schwerfällige Verwaltungsstrukturen – all das gab es bereits einmal: Die derzeitigen Pro- bleme der Landespolitik waren in Schleswig-Holstein schon beim Zusam- mentritt des ersten Landtages nach dem Kriege aktuell. Darauf hat Land- tagspräsident Martin Kayenburg heute anlässlich des 60-jährigen Jubiläums des Landtages zu Beginn der Plenartagung verwiesen. Am 26. Februar 1946 trat der „Erste Ernannte Landtag Schleswig-Holsteins“ im Kieler Stadttheater erstmals zusammen.Diese Auftaktsitzung der 61 Mitglieder des von der britischen Kontrollmacht per- sonell zusammengestellten Landtages „war nach dem Zusammenbruch des NS- Regimes die politische Geburtsstunde des Schleswig-Holsteinischen Landtages und der Beginn einer allmählich immer eigenständiger handelnden Landespoli- tik“, erklärte der Landtagspräsident. Die damaligen Landespolitiker hätten vor Aufgaben gestanden, die heute schier unvorstellbar seien: Flüchtlingsströme und zerbombte Städte prägten das Land. Die Menschen hungerten und es fehlte am Nötigsten.Angesichts der großen Probleme hätten schon 1946/47 zahlreiche Landes- Parlamentarier für die Zusammenlegung von Schleswig-Holstein und Hamburg zu einem starken Nordstaat plädiert – wenn auch vergeblich, so Kayenburg.Kayenburg würdigte die Aufbauleistung der damals politisch Verantwortlichen wie Theodor Steltzer, Friedrich-Wilhelm Lübke (beide CDU), Hermann Lüdemann und Andreas Gayk (beide SPD). Sie seien große Persönlichkeiten gewesen, die in der 2schweren unmittelbaren Nachkriegszeit den Wiederaufbau Schleswig-Holsteins maßgeblich begleitet hätten.Es sei ein wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Wiederaufbau gewesen, der unter anfänglich britischer Aufsicht – und trotz manch späterer Krisen – „zu einem gut funktionierenden Landesparlament, zu zuverlässig arbeitenden Landesregierungen und zu einer stabilen Demokratie führte“, betonte der Landtagspräsident. „Daran sollten wir uns gerade in diesen Tagen gelegentlich mit etwas Demut erinnern, wenn uns die heute gestellten Aufgaben manchmal so ungeheuer groß und die gesteck- ten politischen Ziele manchmal so fern und mühsam erreichbar erscheinen.“Kayenburg erinnerte in seiner Rede an die Worte des ersten Ministerpräsidenten Theodor Steltzer, wonach nicht allein die neue politische Form entscheidend sei, sondern vielmehr, dass ein neuer Geist die Formen belebe. „Diesen notwendigen neuen Geist müssen wir uns – ungeachtet aller parteipolitischen Unterschiede – für unser lebendiges, demokratisches Gemeinwesen immer erhalten,“ mahnte der Landtagspräsident.