Anke Spoorendonk zu TOP 37 - Bleiberechtsregelung für langjährig Geduldete
PresseinformationKiel, den 26.01.2006 Es gilt das gesprochene WortAnke SpoorendonkTOP 37 Bleiberechtsregelung für langjährig Geduldete Drs. 16/440Der SSW will die Zahl der Menschen mit ungeklärtem Aufenthaltsstatus so gering wie möglichhalten. Dem vorliegenden Bericht des Innenministers können wir entnehmen, dass weder dasZuwanderungsgesetz noch das Aufenthaltsgesetz die erhoffte Wirkung gezeigt haben;zumindest bezüglich langjährig geduldeter Ausländer. Laut Bundesinnenministerium ist dieGesamtzahl der Personen, die Asyl beantragen, 2005 um 18,8 % zurückgegangen. Die Zahl derPersonen, die geduldet werden, erweist sich aber als recht konstant. Allein in Schleswig-Holsteinliegt die Zahl der geduldeten Ausländer seit fünf Jahren bei ca. 3.000 Personen. Auch wenn sicheine leicht sinkende Tendenz abzeichnet, ist die Zahl viel zu hoch.Der SSW begrüßt daher, dass die Ausländerbehörden im Land ihre Möglichkeiten und Spielräumenutzen. Trotzdem führt kein Weg daran vorbei, dass für die Lösung des so genanntenKettenduldungs-Problems eine Bleiberechtsregelung im Gesetz fehlt. Abseits der bürokratischenFormulierungen bedeutet das für tausende Menschen eine ungewisse Zukunft, die einerIntegration natürlich im Wege steht. 2Leider hat sich auch die Innenministerkonferenz nicht auf eine Bleiberechtsregelung für diesenPersonenkreis einigen können. Innenminister Stegner hat es bedauert, dass derKompromissvorschlag Hessens auf der Innenministerkonferenz im Dezember letztlich keineeinmütige Zustimmung fand. Der SSW stimmt dem zu.Der Schwebezustand für den Personenkreis, der die lange Aufenthaltszeit nicht selbst zuverantworten hat, und die integriert sind bzw. wären, wenn behördliche Integrationshemmnissewegfallen würden, muss beendet werden.Im Bericht geht es unter anderem um die Gruppe der Minderheitenangehörigen aus dem Kosovo.Ihre sichere Rückkehr ist auf absehbare Zeit nicht zu erwarten, weil sie im Kosovo nicht sicherleben können. In ihrer Heimat müssen sie um Leib und Leben fürchten. Sie müssen also inDeutschland bleiben. Der SSW unterstützt nachdrücklich die von Innenminister Bußangestoßene und von seinem Nachfolger fortgesetzte Initiative, für diese Personengruppe eindauerhaftes Bleiberecht zu erwirken.Ich möchte in diesem Rahmen auf die Tatsache hinweisen, dass der Anteil von Asylanträgen vonMinderheitenangehörigen nicht unbeachtlich ist. Aus Serbien und Montenegro kamen 2005bundesweit mit 5.522 die meisten Asylanträge. 37,5 % der Anträge stammten von Angehörigender dortigen albanischen Minderheit und 39,5 % von Angehörigen der Roma. Nach Serbien undMontenegro kommen die meisten Asylanträge aus der Türkei. Hier liegt der Anteil der Kurden anallen türkischen Erstantragstellern seit Jahren bei 80 %.Die Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Minderheitenpolitik steht damit zu Recht aufder Tagesordnung des Europarates und der Europäischen Union.Weder diese Menschen noch die Politik in Schleswig-Holstein können etwas an der Situation inden Herkunftsland direkt verbessern. Sie und wir können jedoch die Integration verbessern. 3Es geht um menschliche Schicksale und um Perspektiven nicht zuletzt für die hieraufwachsenden Kinder und Jugendliche. Ohne eine Perspektive kann eine Integration nichtgelingen – und die hängt wiederum von einem gesicherten Status ab. Es geht aber auch umKinder und Jugendliche, die hier in Deutschland geboren sind. Daher muss die Integration mitLeben gefüllt werden, das heißt, wir müssen dafür sorgen, dass Menschen die Sprache lernenund Jugendlichen eine Ausbildung angeboten wird.Und wir unterstützen die Forderungen der Flüchtlingsräte,- Familien, deren Kinder bei der Ausreise minderjährig waren oder in Deutschland geboren wurden nach drei Jahren ein Bleiberecht bekommen und- unbegleiteten Kindern ein bleiberecht zu gewähren, wenn sie sich seit zwei Jahren in Deutschland aufhalten.Weiter unterstützen wir die Forderungen, dass Geduldete und Asylbewerber, die sich seitmindestes fünf Jahren in Deutschland aufhalten, ein Bleiberecht bekommen. Gleiches gilt fürtraumatisierte Menschen und Opfer rassistischer Angriffe.Der SSW will keineswegs dem Missbrauch Tür und Tor öffnen oder falsche Anreize schaffen.Trotzdem fordern wir auf der Grundlage der im Bericht genannten Kriterien eine vernünftige undhumanitäre Lösung. Und zwar bald! Der SSW hofft, dass sie, Herr Innenminister, in diesem Sinneihre Kollegen in der Arbeitsgruppe zur Evaluierung des Zuwanderungsgesetzes überzeugenkönnen.