Haushaltsanträge des SSW: Nicht am sozialen Kitt sparen
Pressemitteilung Nr. 127/2005Kiel, den 1.12.2005Pressesprecher Lars Erik Bethge, Tel. 0431-988 1383Änderungsanträge des SSW zum Haushaltsentwurf 2006:Nicht am sozialen Kitt SparenDer SSW hat heute seine Änderungsanträge zum Landeshaushalt 2006 im Finanzausschuss eingebracht. Die Verbesserungsvorschläge beziehen sich aufdie Bereiche Soziales, Regionalpolitik, Umweltpolitik und Minderheiten. DieSSW-Haushaltsanträge sind voll gegenfinanziert und ergeben insgesamt eine Einsparung von rund 45.000 Euro gegenüber dem Regierungsentwurf.„Das strukturelle Defizit Schleswig-Holsteins kann im Haushalt 2006 nicht kurzfristig gelöst werden. Obwohl wir alle für eine konsequente Haushalts-konsolidierung eintreten, muss die Politik ihre gestalterischen Spielräumenutzen. Dies gilt insbesondere für Politikbereiche, die als sozialen Kitt unsereGesellschaft zusammen halten und in denen nicht ungestraft gespart werdenkann. Deshalb haben wir unter anderem vorgeschlagen, die Weiterbildung inden Kindertagesstätten zusätzlich zu fördern, die Deutschkurse für Einwandererausreichend zu finanzieren und nicht bei Arbeitsloseninitiativen zu kürzen.Außerdem gibt es Bereiche, in denen sich unsinnige Ausgaben sparen lassen. 2Dieses gilt sowohl für den Flughafen Kiel-Holtenau als auch für einigeAktivitäten der Stiftung Naturschutz. Die umweltpolitischen Ziele lassen sichdurch andere und sogar kostengünstigere Maßnahmen wesentlich besser fördern.Und schließlich wäre der SSW nicht der SSW, wenn wir nicht Vorschläge zurGleichstellung der Minderheiten unterbreiten würden. Dabei haben wir Maßgehalten und uns auf einige wichtige Punkte beschränkt, die zentraleBedeutung für das Leben der dänischen und friesischen Bevölkerungsgruppen in Schleswig-Holstein haben,“ erläutert die Vorsitzende des SSW im Landtag,Anke Spoorendonk.Die SSW-Vorschläge im Einzelnen:Der SSW schlägt bei den Kindertagesstätten vor, dass der Zuschuss für die Aus- und Weiterbildung der Erzieherinnen und Erzieher um 500.000 Euro erhöhtwird: „ Die Landesregierung will mit dem neuen Kindertagesstättengesetz denAuftrag an die Kitas durch Bildungsziele erweitern, ohne zusätzliche Mittel in diesem Bereich zur Verfügung zu stellen. Wir unterstützen diese Ziele, aberdann müssen auch die entsprechenden Mittel zur Verfügung stehen,“ so AnkeSpoorendonk.Bei der Migrationssozialberatung will der SSW zusätzlich 400.000 Euroausgeben, weil die von der Landesregierung veranschlagten Mittel für dienotwendigen Deutsch-Sprachkurse für Einwanderer überhaupt nichtausreichen. Zudem will der SSW die Kürzungen in den sehr sensiblen Bereichender Aids-Hilfe (+35 .000 Euro), Frau und Beruf (+120.000 Euro),Familienferienerholung (+9.000 Euro), Arbeitsloseninitiativen (+153.000 Euro)und bei den freien Wohlfahrtsverbänden (+198,300 Euro) wieder rückgängigmachen. „Die Höhe der Einsparungen rechtfertigt überhaupt nicht den Schaden,den diese Kürzungsvorschlägen vor Ort bei den sozialen Verbänden undOrganisationen anrichten würde“, warnt der SSW-Abgeordnete Lars Harms.Außerdem schlägt der SSW vor, bei Privatisierungen des Landes - z. B. der 3Pförtnerdienste - den am Ort geltenden Tarif für die Beschäftigten gesetzlichabzusichern.Im Bereich der Regionalpolitik will der SSW vor allem durch die Stärkungkleinerer Hochschulstandorte Verbesserungen erreichen: „Die UniversitätFlensburg und die Fachhochschule Flensburg waren schon bisherunterfinanziert. Deshalb lehnt der SSW das von der Landesregierungvorgeschlagene Anreizbudget entschieden ab, da es die kleineren Hochschulenund Fachhochschulen finanziell nochmals benachteiligt. Mit unseren Änderungsvorschläge erreichen wir, dass die Universität Flensburg (+144.000Euro), die Fachhochschule Flensburg (+ 240.000 Euro) und die FachhochschuleWestküste in Heide (+25.000 Euro) wieder höhere Zuschüsse erhalten. Diesessind Kleinstbeträge für den Landeshaushalt, davon lassen sich aber schonmehrere Professorenstellen finanzieren“, erläutert Anke Spoorendonk.Den Ausbau des Flughafens Kiel-Holtenau lehnt der SSW weiter ab. „DiesesGeld wäre besser für andere Projekte, wie den Ausbau des Husumer Hafensoder die Erweiterung der Phänomenta in Flensburg, ausgeben. Diese Förderungmuss allerdings innerhalb des Regionalprogramms oder des Schleswig-HolsteinFonds geändert werden, deshalb sind diese Anregungen nicht ausdrücklich inunseren Änderungsvorschlägen enthalten, “ so Lars Harms, der auch denjährlichen Landeszuschuss für den Kieler Flughafen wegen verminderterAuslastung kürzen will (-200.000 Euro).Im Umweltbereich fordert der SSW eine Einstellung der Grundstücksaufkäufeund der Aufstockung des Grundkapitals der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein (-1.290.000 Euro): „Wir wollen stattdessen mehr Gelder für denVertragsnaturschutz ausgeben, weil dies eine bürgernähere Umsetzung vonNaturschutzaufgaben ist“, so Lars Harms.Außerdem lehnt der SSW die Senkung der Zweckbindung der Einnahmen derGrundwasserentnahmeabgabe (GRUWAG) von 75% auf 65% ab: „DieEinnahmen der GRUWAG sollen nicht der Haushaltskonsolidierung dienen,sondern gezielt für höhere Entschädigungen bei Nutzungsbeschränkungen im 4Rahmen des Vertragsnaturschutzes (+51.000 Euro) und des Programms Natura2000 (+308.000 Euro) sowie für forstliche Förderungen (+261.000 Euro) genutztwerden, “so Harms. Außerdem will der SSW die Kürzungen bei den Entschädigungen für dieStilllegung von Acker- und Grünlandflächen (+80.000 Euro) zurücknehmen.„Diese Entschädigungen sind für viele Landwirte überlebenswichtig,insbesondere für diejenigen, die sich auf Eiderstedt für die Grünlanderhaltungin Rahmen des Vertragsnaturschutzes entschieden haben“, mahnt Lars Harms.Im Minderheitenbereich bemängelt der SSW, dass die grundsätzlicheEntscheidung über die Gleichstellung der dänischen Schulkinder mit ihrenGleichaltrigen an öffentliche Schulen erst im Rahmen der Haushaltsberatungenfür 2007/2008 fallen wird: „Wir fordern die Gleichstellung im Guten wie imSchlechten. Das heißt, die Minderheiten sind bereit zu sparen, wenn wir dieGleichstellung erreicht haben. Davon sind wir noch weit entfernt. Da wir dieseDebatte aber noch nicht seriös führen können, geht es für den SSW im Haushalt2006 darum, bei den Zuschüssen für die Minderheiten den Status Quo zuerhalten. Wir haben eine Rücknahme der Kürzungen beim dänischenKulturverband Sydslesvigsk Forening (+5.900 Euro), beim Nordfriisk Instituut(+5.000 Euro) und bei der friesischen Kulturarbeit (+3.400 Euro) beantragt.Zudem muss der Baukostenzuschuss für den Dänischen Schulverein für denUmbau und Neubau zur Gesamtschule und Ganztagsschule in Süderbrarupwegen eines größeren Finanzierungsbedarfs in der ersten Bauphase erhöhtwerden (+48.000 Euro)“, erläutert Anke Spoorendonk.Die konkreten Änderungsanträge des SSW mit allen Zahlen finden Sie im Internet unter:http://www.ssw.de/www/de/presseservice/download/tekstservice.php