Anke Spoorendonk zu TOP 14 - Zusammenarbeit in Europa-, Ostsee- und internationalen Angelegenheiten
Presseinformation Kiel, den 9.11.2005 Es gilt das gesprochene WortAnke SpoorendonkTOP 14 Staatsvertrag über die Zusammenarbeit in Europa-, Ostsee- und internationalen Angelegenheiten Drs. 16/348Der vorliegende Gesetzentwurf zum Staatsvertrag zwischen Schleswig-Holstein und Hamburgzeigt aus Sicht des SSW wieder einmal die Problematik, die sich aus dem Prozedere für den Land-tag ergeben. Zwar ist der Landtagspräsident am 15. September über die Verhandlungen zumStaatsvertrag informiert worden, aber letztlich ist der Entwurf des Staatsvertrages erst am 17.Oktober – wenige Tage vor der öffentlichen Unterschrift der beiden Regierungschefs von Schles-wig-Holstein und Hamburg – in der Landtagsverwaltung eingegangen. Damit meine ich, dass der Schleswig-Holsteinische Landtag auch bei diesem Staatsvertrag wieder nur die Möglichkeit hat,entweder Ja oder Nein zu sagen. Änderungen sind nicht möglich. Im gesamten Prozess, der zudiesem ja nicht unwichtigen Staatsvertrag geführt hat, hat der Landtag praktisch keine Rollegespielt.Ich sage das heute so deutlich, weil der SSW auch inhaltlich einige Schwierigkeiten mit demdiesem Staatsvertrag zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein hat. Denn auch wenn es sichauf den ersten Blick nur um ein gemeinschaftliches Auftreten von Hamburg und Schleswig-Holstein in der Außenvertretung, insbesondere in Europa-, Ostsee- und internationalen Angele- 2genheiten - und um eine Präzisierung der Geschäftsgrundlagen des gemeinsamen Hanse-Officein Brüssel handelt, so sind die langfristigen Folgen für unser Land weitaus gravierender.Zum einen besteht die Gefahr, dass eines der wirklich erfolgreichen Alleinstellungsmerkmale derschleswig-holsteinischen Politik, nämlich die Ostseekooperation auf diese Weise geschwächtwird. Denn man darf nicht so naiv sein zu glauben, dass Hamburg und Schleswig-Holstein diegleichen Interessen im Bereich der Ostseepolitik verfolgen. Schleswig-Holstein hat in den letztenJahrzehnten eine sehr aktive Rolle bei der Ostseekooperation gespielt und diese Rolle war auch –aber nicht nur – aus wirtschaftlicher Sicht erfolgreich. Hinzu kommen viele kulturelle Initiativenund nicht zuletzt das Engagement unseres Landes, das in dem Begriff „Stärkung der Zivilgesell-schaft“ zusammengefasst werden kann. Dass dazu auch unsere Minderheitenpolitik gehört sei nur am Rande erwähnt.Natürlich muss die gemeinsame Kooperation mit Hamburg das bisher Erreichte nicht unbedingtgefährden. Obwohl Schleswig-Holstein an einer Vertretung Hamburgs in St. Petersburg unter dem bewährten Namen Hanse-Office teilhaben soll, muss aber die Frage erlaubt sein, wem nütztdieser Staatsvertrag mehr: Schleswig-Holstein oder Hamburg?Zum anderen bereitet uns auch die öffentliche Diskussion in Zusammenhang mit dem vorlie- genden Staatsvertrag über einen ersten Schritt hin zum Nordstaat, die zugegebener Maßeninsbesondere von Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust ausgeht, große Sorgen. Der SSW istzwar für eine enge Zusammenarbeit mit Hamburg in ausgewählten Gebieten, wir wollen aberkeinen Nordstaat. Nicht heute - und auch nicht in 10 oder 15 Jahren, wie es MinisterpräsidentCarstensen für möglich hält.Aus unserer Sicht ist es jedenfalls unverständlich, dass eine Landesregierung, die nicht in derLage ist, eine wirkliche Kommunalreform durchzusetzen, scheinbar mit einer Art Salami-Taktiklangfristig einen Nordstaat anstrebt. Also Herr Ministerpräsident: Erst sagten Sie, Schleswig-Holstein sei ihre Braut, und nun wollen sie diese Braut anscheinend doch irgendwann verkaufen?Das hängt für uns nicht zusammen. Dann sollte man klar und deutlich sagen: Diese Landesregie-rung strebt den Nordstaat ohne Wenn und Aber an. Dazu kann dann jeder klar und deutlichStellung beziehen, aber durch die Hintertür darf man ein solches Unterfangen nicht anstoßen.Darüber – und über die anderen von mir genannten Aspekte - hätten wir gern im Landtag mitIhnen diskutiert, und zwar bevor dieser Staatsvertrag unterschrieben wurde.