Lars Harms zu TOP 20 - Das Grünland muss gestärkt werden
Presseinformation Kiel, den 02.09.2005 Es gilt das gesprochene Wort Lars HarmsTOP 20 Das Grünland muss gestärkt werden (Drs. 16/196)Mit der Grünlandverordnung hat das Land Schleswig-Holstein seinerzeit ein Weg eingeschla-gen, um die jahrelange Ungleichbehandlung bei den Direktzahlungen abzufedern und um dieGrünlandstandorte in Schleswig-Holstein zu stärken. Mit der Verordnung wurde die Acker-prämie von 320 Euro auf 300 Euro pro Hektar gekürzt und auf der anderen Seite wurde dieGrünlandprämie von 80 Euro auf 120 Euro pro Hektar angehoben. Mit der Erhöhung derDirektzahlungen für Grünlandbetriebe wurde das Ziel verfolgt, den Wettbewerbsnachteilauszugleichen. Die eben genannten Zahlen sprechen für sich und machen deutlich, dass eshierbei nicht um eine Besserstellung der Grünlandbetriebe gegenüber der Ackerbaubetriebengeht.Mit der Verordnung wurde das Ziel verfolgt, Anreize zu schaffen, um gewachsene Grünland-standorte und Kulturlandschaften zu erhalten. Dies wurde notwendig, da immer mehr Grün-landflächen zu Ackerflächen umgebrochen wurden und der Anteil an Grünland über Jahrzehn- 2te hinweg abgenommen hat. So liegt der Anteil von Grünland- und Grasflächen mit rund400.000 Hektar derzeit bei ca. 40 % der landwirtschaftlich genutzten Flächen. Tendenzfallend.Es geht hierbei aber nicht nur um den Erhalt wertvoller Kulturlandschaften, es geht auch umden Erhalt naturschutzfachlich wertvoller Flächen. Denn Grünlandflächen haben eine höhereökologische Wertigkeit. Wenn wir dies also weiterhin erhalten wollen, dann müssen wirentsprechend steuern. Und das beste Steuerungselement das wir haben, ist nun einmal denfinanziellen Anreiz zu schaffen.Brüssel hat mit der Agrarreform die Weichen für eine neue europäische Landwirtschaftgestellt. Die europäische Landwirtschaft wird langfristig bis 2013 dahingehend reformiert, dassdie Förderkulisse umgestaltet wird - das heißt weg von den reinen Produktionssubventionenhin zu einer marktorientierten Förderung und hin zu einer größeren Gewichtung der FaktorenTier-, Umwelt-, und Naturschutz. Diesen Schritt hat der SSW immer befürwortet.Und wir haben uns immer dafür ausgesprochen, dass es bei der Umgestaltung der Agrarre-form sanfte Übergänge geben muss. Diese Möglichkeit hat Deutschland genutzt und ermög-licht, dass die Prämien schrittweise umgesetzt werden können. Schleswig-Holstein hat dieseChance genutzt und setzte mit der Grünlandverordnung die europäische Intention um.Nun hat die Landesregierung wie wir wissen, die Grünlandverordnung aufgehoben und eineneue Verordnung auf den Weg gebracht. Wie wir bereits im Ausschuss erfahren konnten, hältdie neue Landesregierung die Grünlandoption für eine Fehlbeurteilung der alten Landesregie-rung und wird daher die Grünlandprämie wieder auf rund 80 Euro je Hektar abschmelzen. Diesist aus Sicht des SSW mehr als bedauerlich. 3Um jedoch den Grünlandanteil im Land zu erhalten, beabsichtigt die Landesregierung mitihrem neuen „Kulturlandschaftsprogramm“ - das ab 2007 in Kraft treten soll - den Grünland-anteil gezielt zu fördern. Diese Aussage des Landwirtschaftsministers macht gleichzeitigdeutlich, dass es bis dahin zu weiteren Verlusten von Grünlandflächen in Schleswig-Holsteinkommen wird.Ob das Programm überhaupt zum tragen kommt, ist jedoch fraglich, da die Grundsätze derzeiterarbeitet werden und schließlich noch mit der EU abgestimmt werden müssen. Zumindest solange bis das neue Programm inhaltlich steht, hätte man warten können, um so das Grünlandzu stärken, das gerade bei uns im Norden und an der Westküste ein prägendes Landschafts-element ist. Diese Chance wurde nun vertan und die Landesregierung gibt einer Bauernver-bandslobby nach, die Krampfhaft an alten Strukturen festhalten will. Wenn das die Politik derLandesregierung ist, dann wiederholt sie die Fehler, die schon CDU-geführte Landesregierun-gen in den 70’er Jahren gemacht haben.Wir hätten uns von der Landesregierung gewünscht, dass sie die Belange der Grünlandbetrie-be stärker berücksichtigt hätte. Schließlich handelt es sich hierbei um 60% aller Arbeitskräftein der schleswig-holsteinischen Landwirtschaft. Dies wird leider von der Landesregierungvöllig außer Acht gelassen.Mit dem Entschluss die Grünlandverordnung aufzuheben macht die Landesregierung deutlich,welche Klientel innerhalb der Landwirtschaft bedient wird.