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16.06.04
15:42 Uhr
CDU

Jürgen Feddersen: Zusatzqualifikation für Nebenerwerbs-Landwirte im Interesse der Zukunft jüngerer Menschen

Nr. 315/04 16. Juni 2004


IM SCHLESWIG-HOLSTEINISCHEN LANDTAG
PRESSEMITTEILUNG PRESSESPRECHER Torsten Haase Landeshaus, 24105 Kiel Telefon 0431-988-1440 Telefax 0431-988-1444 E-mail: info@cdu.ltsh.de Internet: http://www.cdu.ltsh.de

Agrarpolitik TOP 17 Jürgen Feddersen: Zusatzqualifikation für Nebenerwerbs-Landwirte im Interesse der Zukunft jüngerer Menschen
Der Agrarreport der Landesregierung zeigt auf, dass von den rund 17.500 landwirtschaftlichen Betrieben bereits heute rund 7.600 im Nebenerwerb bewirtschaftet werden. Viele dieser Betriebe gehen in die Hände der nächstfolgenden Generation, die oftmals keine landwirtschaftliche Ausbildung absolviert hat.
Fachleute befürchten, dass im Zuge der Agrarreform von den rund 14.600 prämienberechtigten Betrieben in den nächsten 10 bis 15 Jahren die Hälfte ausscheiden wird. Dies wird zu einem weiteren Anstieg der Nebenerwerbsbetriebe führen.
Für viele Hofnachfolger ist die Landwirtschaft als Erwerbsmöglichkeit allein nicht mehr ausreichend. Hinzu kommt, dass bereits seit Jahren viele Hofnachfolger außerlandwirtschaftliche Berufe ergriffen und Landwirtschaft nicht erlernt haben. Diese Entwicklung hält weiterhin an.
Wir werden künftig verstärkt Betriebsleiter haben, die nicht über das notwendige Wissen und die Kenntnisse verfügen, um einen Betrieb erfolgreich zu führen.
Wir können es uns jedoch nicht leisten, den Ausbildungsstand der Betriebsleiter zu vernachlässigen. Die Anforderungen werden nicht geringer, sondern im Gegenteil, weiter ansteigen. Die Einhaltung der Vorschriften, verstärkter landwirtschaftlicher Umweltschutz oder der ökologische Landbau verlangen umfassende Kenntnisse. Diese sind ohne eine gründliche Ausbildung nicht zu vermitteln.
Wir wollen mit unserem Antrag anregen, hier tätig zu werden. Selbstverständlich ist das Engagement der Landwirtschaftskammer bekannt, die seit vielen Jahren Zertifikatskurse anbietet und damit besondere Ausbildungsangebote geschaffen hat. Uns ist selbstverständlich auch bekannt, dass Quereinsteiger die Möglichkeit haben, eine landwirtschaftliche Ausbildung zu durchlaufen. Was diese Sachverhalte betrifft, haben wir alle sicherlich keinen Informations-Nachholbedarf. Wir meinen jedoch, es ist an der Zeit, den nächsten Schritt zu gehen und nicht darauf zu warten, bis die
Entwicklung, insbesondere die Agrarreform, uns überrollt hat. Die bestehenden Angebote der Weiterbildung sind hilfreich, aber sie treffen nicht ganz die Entwicklung in der Landwirtschaft. Deshalb schlagen wir vor, den Nebenerwerbs-Landwirten eine spezielle Ausbildung anzubieten, die auf ihre besonderen Bedürfnisse zugeschnitten ist.
Vorbild für eine umfassendere Zusatzqualifikation der Nebenerwerbslandwirte sind die süddeutschen Bundesländer – aber auch das Ausland, beispielsweise Österreich. Ich möchte darauf aufmerksam machen, dass die Sozialdemokraten im Bayerischen Landtag ebenfalls einen Antrag eingebracht haben, der diese Thematik aufgreift und in dieselbe Richtung geht. Schon deshalb, sehr geehrte Damen und Herren der SPD, können wir mit unserem Antrag nicht so falsch liegen. Zweifellos bestehen dort andere landwirtschaftliche Strukturen als bei uns. Aber die weitere Entwicklung ist bei uns sehr ähnlich und immer weniger Menschen können vom landwirtschaftlichen Betrieb allein leben.
Die Politik hat bisher als Alternative in der Landwirtschaft ein Zusatzeinkommen auf den Höfen, z. B. Gästebetten oder Direktvermarktung, gesehen. Hier ist gewiss noch Potential vorhanden, aber es wird nicht für alle ausreichen.
Wir schlagen deshalb vor, insbesondere den jüngeren Menschen, die einen außerlandwirtschaftlichen Beruf erlernt haben oder erlernen wollen, eine Zusatzqualifikation anzubieten, die mehr ist als ein Schnupperkurs. Sie sollen die Chance haben, sich außerhalb der Landwirtschaft umzusehen, ohne den Beruf Landwirt von vornherein aufgeben zu müssen.
Wie ich bereits erwähnt habe, funktioniert dies in den süddeutschen Bundesländern in unterschiedlichen Formen. Die Umsetzung in Schleswig-Holstein wird aus Kostengründen nicht ohne weiteres möglich sein. Daher wird die Zusatzqualifikation nicht zum Null-Tarif zu haben sein, sondern von den Teilnehmern Zeit und auch Geld abverlangen.
Wir hoffen, dass jüngere Menschen in einem neuen Qualifikationsangebot eine Chance sehen und sich für den elterlichen Betrieb entscheiden, aber zugleich eine Einkommensalternative haben und auch schwierige Agrarreformen überstehen. Doppelgleisig fahren sichert die Zukunft. Die Zusatzqualifikation muss daher so beschaffen sein, dass sie möglichst nahe an eine landwirtschaftliche Ausbildung heranreicht, ohne jedoch die Menschen zu überfordern.
Neben den Bemühungen, auf den Höfen Einkommensalternativen zu schaffen ist die Zusatzqualifikation „Landwirtschaft im Nebenerwerb“ ein zusätzlicher Baustein im Interesse einer leistungsfähigen Landwirtschaft und im Interesse der Zukunft jüngerer Menschen.
Wir diskutieren gerne über dieses Anliegen im Agrarausschuss und hoffen, dort einen Schritt weiterzukommen. Wir beantragen daher die Überweisung in den Agrarausschuss.