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27.05.04
15:14 Uhr
CDU

Sylvia Eisenberg: FDP schießt mit de luxe-Ausbildung bei ErzieherInnen über das Ziel hinaus

Nr. 282/04 27. Mai 2004


IM SCHLESWIG-HOLSTEINISCHEN LANDTAG
PRESSEMITTEILUNG PRESSESPRECHER Torsten Haase Landeshaus, 24105 Kiel Telefon 0431-988-1440 Telefax 0431-988-1444 E-mail: info@cdu.ltsh.de Internet: http://www.cdu.ltsh.de

Bildungspolitik TOP 21 Sylvia Eisenberg: FDP schießt mit „de luxe“-Ausbildung bei ErzieherInnen über das Ziel hinaus Der FDP-Antrag bezweckt neben der bisherigen Ausbildung der ErzieherInnen in einer Fachschule die Einführung einer Hochschulausbildung für Elementarpädagogik, um nach Auffassung der FDP „die Ausbildung der ErzieherInnen stärker auf den auch von ihnen wahrzunehmenden Bildungsauftrag auszurichten und eine Angleichung an die europäische Entwicklung vorzunehmen“. Damit zäumt die FDP das Pferd von hinten auf. Die jetzige Ausbildungsordnung der staatlichen anerkannten ErzieherInnen in der Fachschule entspricht dem in dem KITA-Gesetz von Schleswig-Holstein formulierten so genannten Bildungsauftrag der Kindertagesstätten, der in der Praxis allerdings auf einen Betreuungsauftrag hinausläuft. Die CDU ist der Auffassung, dass deshalb der Bildungsauftrag der Kindertagesstätten neu formuliert und mit anderen Schwerpunkten versehen werden muss, besonders hinsichtlich der Erlangung von Fähigkeiten und Fertigkeiten der Kinder, die heute in vielen Fällen nicht mehr von den Eltern den Kindern mitgegeben werden. Ich denke an die Entwicklung und Ausbildung von Grob- und Feinmotorik, an sprachliche und kommunikative sowie soziale Fähigkeiten, aber auch an eine bessere Vorbereitung der Kinder auf die Grundschule im letzten Jahr. Ein Teil dessen ist bereits in der Ausbildungsordnung für ErzieherInnen enthalten, allerdings sind die Schwerpunkte nach unserer Auffassung auch hinsichtlich eines neu zu formulierenden Bildungsauftrages zu verändern. Ein vermehrter Anteil zur Erlangung diagnostischer Fähigkeiten zur Erkennung von Entwicklungsstörungen und Verhaltensstörungen ist in die Ausbildungsordnung der Fachschulen auch einzufügen.
Ob ein Hochschulstudium der Elementarpädagogik, also eine Vertheoretisierung und Akademisierung der ErziehrInnenausbildung mit der Eingangsvoraussetzung Abitur, wie von der FDP gefordert, zur Qualitätsverbesserung der vorschulischen Erziehung in der Praxis beiträgt, wird zumindest von einem Teil der Beteiligten und Betroffenen bezweifelt.
Die FDP begründet ihren Antrag auch mit einer Angleichung der ErzieherInnenausbildung an den europäischen Standard, und hat sicher die skandinavischen Länder vor Augen. Aber der Vergleich hinkt. Die Fachschulen in Deutschland, die die Ausbildung für ErzieherInnen durchführen, sind Teil der beruflichen Schulen, die es in Skandinavien leider so nicht gibt. Sie eröffnen in Deutschland gleichzeitig die Möglichkeit zu weiterführenden Abschlüssen, was es in anderen Ländern ebenfalls nicht gibt. Auch das sollte man nicht vergessen, wenn man immer nach Skandinavien schaut.
Die Voraussetuzung zum Besuch der Fachschule ist der mittlere Bildungsabschluss. Damit wird auch den nicht theoretisch Begabten, die gern mit Kindern arbeiten, eine Berufsausbildung eröffnet. Stellt man diesen eine Erzieherin oder einen Erzieher de luxe gegenüber, findet nach aller Erfahrung ein Verdrängungswettbewerb statt – zu Lasten der ErzieherInnen mit einer guten Fachschulausbildung. Ich kann nicht glauben, dass die FDP das will. Die Folge wäre der close-shop für diejenigen, die nicht die theoretischen Voraussetzungen für ein Abitur erfüllen, aber dennoch gerne mit Kindern arbeiten wollen.
Dass sich neue finanzielle Ansprüche aus einer Akademisierung der ErzieherInnenausbildung ergeben, hat die GEW bereits richtig erkannt. Diese Personalkosten werden die Träger der KITas belasten, es sei denn, das Land Schleswig-Holstein übernehme im Wege der Konnexitätsprinzipes die erhöhten Kosten für den Einsatz der Hochschulabsolventen. Das erscheint zurzeit nicht sehr wahrscheinlich, ist doch gerade die Kostenübernahme von der Landesregierung gedeckelt worden.
Der FDP-Antrag lässt – bei allem Wohlwollen in der allgemeinen Zielsetzung – noch einige wichtige Fragen unbeantwortet. Im Ausschuss müssen wir auch darüber reden.