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11.03.04
11:33 Uhr
SPD

Peter Eichstädt zu TOP 15: Akteure in der Region sollten Chance nutzen

Sozialdemokratischer Informationsbrief

Kiel, 11.03.2004 Landtag Es gilt das gesprochene Wort! Sperrfrist: Redebeginn aktuell TOP 15 – Gestaltung des „Deutsch-Deutschen Grenzweges“


Peter Eichstädt:

Akteure in der Region sollten Chance nutzen

Der Bericht über die Möglichkeiten zur Gestaltung eines Deutsch-Deutschen Grenz- weges gehört vielleicht nicht zu den vorrangigen politischen Fragen, die unser Land bewegen. Gerade deshalb bin ich dankbar dafür, dass das Ministerium sich der Frage nach den Chancen eines solchen Weges so ernsthaft gewidmet hat.

Die innerdeutsche Grenze ist nach der Deutschen Wiedervereinigung in weiten Teilen beseitigt worden, und sowohl in Berlin als auch quer durch das Land wurden ihre Spu- ren schnell und gründlich entfernt. Der Wunsch, Normalität schnell wieder herzustel- len, war stärker als der Gedanke an den angemessenen Erhalt von Kulturdenkmälern. Ob das so gut war, könnte die Geschichte anders beantworten, als wir dies offensicht- lich in der Vergangenheit getan haben.

Trotzdem oder gerade deshalb behält diese deutsch-deutsche Grenze ihre zeit- und landesgeschichtliche Bedeutung. Welche Chancen sich aus ihr möglicherweise unter verschiedenen Gesichtspunkten für die Region vor Ort ergeben könnten, dokumentiert der vorliegende Bericht.

Die Bitte um den Bericht, der heute vorliegt, stellte deshalb auf drei Bereiche ab:


Schleswig- Holstein
Herausgeber: Landeshaus SPD-Landtagsfraktion und SPD-Landesvorstand Verantwortlich: Petra BräutigamManfred SchröderSven-Hauke Kaerkes Postfach 7121, 24171 Kiel Tel: 0431/ 988-1305/13079 Fax: 0431/ 988-1308 E-Mail: Internet: pressestelle@spd.ltsh.de www.spd.ltsh.de SPD -2-



1. Wie kann ein Deutsch-Deutscher Grenzweg in Schleswig-Holstein und anderen Bundesländern vernetzt gestaltet werden, und wie können dabei Hinweise und Dokumente auf den Grenzverlauf auch für nachfolgende Generationen doku- mentiert und erhalten bleiben. 2. Wie kann ein solcher Weg touristisch so vermarktet werden, dass er sein Wis- sen und seine Geschichte an interessierte Menschen weitergibt und damit auch zu einem Tourismus-Standortfaktor für die beteiligten Kommunen wird, und 3. wie kann dieser Weg in das Konzept des „Grünen Bandes“ mit eingebunden werden.

Der Bericht, liebe Kolleginnen und Kollegen, zeigt die Möglichkeiten, aber auch die Grenzen eines solchen Unternehmens auf. Vor allem liefert er zutreffend den Hinweis, dass das Land Schleswig-Holstein bei der Schaffung eines solchen Grenzweges nur begrenzt Hilfen geben kann. Die Handlungsaktiven müssen in der Region selbst tätig werden. Positiv ist: Genau dies geschieht. Ich weiß, dass im Kreis Herzogtum Lauen- burg durch die dortige junge Tourismus-Gesellschaft die Idee eines Deutsch- Deutschen Grenzweges bereits verfolgt wird.

Wir sollten die Bedeutung solcher Geschichtswege unter touristischen Gesichtspunk- ten und wegen ihrer Funktion bei Erhalt eines Stückes des Geschichtsbewusstseins nicht unterschätzen. Nicht nur in Schleswig-Holstein, auch an anderen Stellen in der Welt gibt es sie. Der Boston-Freedom-Trail ist so ein Geschichtsweg, jeder Besucher dieser Stadt wird auf ihn aufmerksam, wenn er auf die Stätten auf dem Weg zur Unab- hängigkeit Amerikas hingewiesen wird. Ein weiteres Beispiel ist der Berliner Mauer- weg, und nicht zuletzt bei uns der Deutsch-Dänische Grenzweg, den ja viele von uns kennen.

Ich will noch einmal auf das sogenannte Grüne Band zurückkommen, da es meiner Meinung nach eine gute Grundlage für einen Deutsch-Deutschen Grenzweg bilden kann. Das Grüne Band ist eine der wenigen positiven Konsequenzen 50 jähriger -3-



Grenze durch Deutschland. Es sind die Brachflächen der ehemaligen innerdeutschen Grenzanlagen, die zu wertvollen Biotopen, einzigartigen Lebensräumen für bedrohte Tier- und Pflanzenwelten geworden sind. Von der Ostsee bis zum Vogtland zieht sich ein solches 1.393 km langes grünes Band – mal 50, mal 200 km breit. Es entstand ein großartiges Stück Wildnis, ein buntes Mosaik vielfältiger Lebensräume, wie an einer Perlenkette aufgereiht, auch durch Schleswig-Holstein.

Ein Deutsch-Deutscher Grenzweg in Schleswig-Holstein könnte dieses Grüne Band aufnehmen, das alleine schon ein touristischer Anziehungspunkt ist, und ihn füllen mit der Geschichte seiner Entstehung, dokumentierten Stätten der Geschichte, Dokumen- tationszentren, ehemaligen Grenzanlagen, Wachttürmen – so weit sie noch erhalten sind. • Die Wege sind vorhanden – vielleicht nicht immer schnurgerade auf der Grenze verlaufend, das ist aber auch nicht erforderlich. Auch Umwege sind Wege. • Die einmaligen Naturräume sind vorhanden – dank der Idee des Grünen Ban- des, • die Erinnerung an die Teilung unseres Landes ist heute noch lebendig, • und einiges von dem, was an die Deutsch-Deutsche Grenze erinnert, ist auch noch vorhanden, auch wenn dies nicht mehr viel ist.

Es bleibt den Akteuren vor Ort überlassen, die Anregungen und Möglichkeiten, die im Bericht, aber auch im Antrag aufgezeigt werden, aufzugreifen und umzusetzen. Die Idee eines Deutsch-Deutschen Grenzweges ist unter vielen Gesichtspunkten gut, und ich habe Hoffnung, dass von ihr aufgrund der Initiativen vor Ort letztlich mehr bleibt als diese Aussprache im Schleswig-Holsteinischen Landtag.