Arens: "Plenarsitzungen und Prunksitzungen haben sehr viel Vergleichbares: Es wird mit spitzer Zunge geredet."
8/2004 Kiel, 16. Januar 2004 Sperrfrist: Redebeginn Es gilt das gesprochene Wort!Arens: „Plenarsitzungen und Prunksitzungen haben sehr viel Vergleichbares: Es wird mit spitzer Zunge geredet.“Kiel (SHL) – In seiner Rede anlässlich der Prunksitzung des Norddeut- schen Karnevalvereins am 17. Januar 2004, 20:00 Uhr, in der Stadthalle von Neumünster sagte Landtagspräsident Heinz-Werner Arens unter an- derem:„Dass mir die Ehre, auf der Prunksitzung zu sprechen, noch einmal zuteil wird, hätte ich mir auch nicht träumen lassen, obwohl es eigentlich auf der Hand liegt. Ich hoffe, Sie werten es nicht als Herabqualifizierung, aber Plenarsitzungen und Prunksitzungen haben sehr viel Vergleichbares: Es wird mit spitzer Zunge geredet. Man kann beim besten Willen nicht alles ernst nehmen, was die Rednerinnen und Redner da so von sich geben. Es kann durchaus unterhaltsam und amüsant zugehen. Ich räume aller- dings ein, bei Plenartagungen gilt dies meist nur für einen Teil der Anwe- senden. Und es stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage für mich als Parlamentarier, ob sich etwas Vergleichbares wie ihre wunderschönen Funkenmariechen auch auf Plenartagungen einsetzen ließe.Wenn auch keine stilechte Büttenrede, habe ich mir zumindest einige Worte in der Tradition der Prunksitzungen zurechtgelegt. 2Närrinnen und Narralesen, alles zur Stadthalle in Neumünster heute rennt, wegen mir, versteht sich, schließlich bin ich Landtagspräsident. Um zu lauschen meinen weisen Worten, die ich so bring an manchen Orten. Denn, so glaubt man, wenn einer meines Ranges spricht, dann gilt das Wort: Es werde Licht. Unter diesem Aspekt kam auch der Ruf: Komm nach Neumünster. Du wirst gebraucht; da ist es finster.Spaß beiseite, kein Gemunkel, weder verbreit ich Licht, noch ist es hier dunkel. Gekommen bin ich dennoch gern, Neumünster liegt Dithmarschen nicht allzu fern. Es hat auch was, nicht als Politiker aufzublasen die Backen, sondern als Narr über Land und Leut’ zu schnacken. Zumal: Die Existenz als Narr oder Politiker hat die gleiche Fron. Was man auch sagt: Wer glaubt einem schon?Wann hat man Politiker eigentlich lieb? Ich beschreib hier mal den Prototyp: Geistig genial und nicht hohl, wirkt er für des Landes Wohl, 24 Stunden auf den Beinen, unkaputtbar, soll man meinen, alles wissend, gut aussehend, heldengleich zur Meinung stehend, Einem Politiker es nicht um Reichtum geht, schließlich lebt er auf Diät. In der Beliebtheitsskala oben steht er. So soll er sein, des Volkes Optimalvertreter.Wie ich nicht nur aus der Zeitung denn erfahre, dies Bild kommt nur bedingt der Wahrheit nahe. Wer dem Anschein nach nur nimmt und wenig gibt, der ist beim Volk nur sehr bedingt beliebt. Die Meinung über ihn ist schaurig, und das macht ihn wirklich traurig. Dabei der Politiker nur nach einem strebt, dass ihr ihm eure Stimme gebt.Denn eines bereitet ihm wirklich Qualen Und das ist das Thema Wahlen. Dafür er euch alles gibt, und sagt euch auch, dass er euch liebt. Ihr könnt dafür alles haben, was es auch sei. Hauptsache ist, ihr wählt ihn und seine Partei.Die SPD macht Wähler froh, die CDU tut’s ebenso. Die FDP kann’s ganz genauso gut. Die Grünen machen ganz viel Mut. 3Damit’s dem Lande besser geh’, gibt es nur eins: Wähl SSW.Es heißt: Soll sich Deine Wahl nicht rächen. Wähl mich; bei den anderen musst du blechen. Ich bin der Weizen, die anderen die Spreu. Überwunden werden muss des Wählers scheu. Bitte, bitte, wähl nur mich. Die anderen sind widerlich.Vor der Wahl ist fast nichts vermessen. Kaum nach der Wahl sofort alles vergessen. Vor der Wahl kannte der Kandidat alle deine Daten. Kaum nach der Wahl muss er deinen Namen raten. Vor der Wahl putzt er deine Schuhe. Nach der Wahl will er vor dir Ruhe. Das ist das Bild, das für Politiker nun einmal gilt.So wird es auch demnächst wohl sein, drum stimm ich uns schon mal drauf ein: Die Landtagswahl mit großen Schritten naht, und die Parteien werben mit Rat und Tat, Simonis gegen Carstensen, so lautet das Duell, auf das das Volk eine Entscheidung fäll´: Wer soll uns führen? In eine glorreiche Zukunft (ohne Steuern und Gebühren)?Rat geben kann und darf ich nicht. Beide haben etwas, was für sie spricht: Er ist ein absolutes Schwergewicht. Politisch, versteht sich, anderes zu denken würde ich nie wagen. Was kann man zu Simonis sagen? Sie hat ein großes Herz – und wohl eine ebensolche Lunge. Nicht umsonst ist ihr Name auch Häuptling Flinke Zunge!Viel Spaß wünsche ich jedenfalls beim Wählen, ich bin bereits gespannt auf das Auszählen. Viel Spaß auch jetzt bei Reden, Musik und Bier. Meine Worte enden hier.“