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11.12.03
12:34 Uhr
CDU

Sylvia Eisenberg:Stärkung der Kernfächer zugunsten eines klaren Bildungs-profils der gymnasialen Oberstufen

Nr. 533/03 11. Dezember 2003
IM SCHLESWIG-HOLSTEINISCHEN LANDTAG
PRESSEMITTEILUNG PRESSESPRECHER Torsten Haase Landeshaus, 24100 Kiel Telefon 0431-988-1440 Telefax 0431-988-1444 E-mail: info@cdu.ltsh.de Internet: http://www.cdu.ltsh.de

Bildungspolitik TOP 15 Sylvia Eisenberg: Stärkung der Kernfächer zugunsten eines klaren Bildungsprofils der gymnasialen Oberstufen
Laut Untersuchung des Institutes für angewandte Mathematik der FH Flensburg (PM v. 21.10.2003) löste nur einer von 447 Schülern der Abschlussklasse von Oberschulen in Norden Schleswig-Holsteins alle vorgegebenen 20 Aufgaben: Nur 10 % aller Schülerinnen und Schüler waren „einigermaßen sattelfest“ mit einer Lösungsquote von 80 %. Bei mehr als 40 % waren die Kenntnisse mangelhaft. D. h. nur rund ein Viertel aller Absolventinnen und Absolventen bringen die Mindestfähigkeit für ein mathematisches oder naturwissenschaftliches Studium von der Schule mit und das, obwohl, laut Institut für Angewandte Mathematik, die Aufgaben eher im Bereich des Mittelstufenstoffes angelagert waren, als im Bereich der Oberstufe des Gymnasiums. Rechnet man diese Ergebnisse hoch, so ist es nicht verwunderlich, dass laut Bericht des Hochschul-Informations-System (HIS, Kurzinformation zur Studienabbrecherquote vom Jul 2002, S. 28) die Studienabbrecherquote in Mathematik und Naturwissenschaften zwischen 12 und 37 % liegt.
Noch höher aber ist die sog. Schwundquote, d. h. Studienabbrecher und Studienwechsler. In Mathematik z. B. finden wir laut der Untersuchung von HIS (S. 37) allein 45 % Studienwechsler und 12 % Abbrecher, das ist eine Schwundquote von 57 %. Im Bereich Chemie gibt es 23 % Abbrecher und 32 % Studienwechsler. Das macht zusammen 55 %. Eine Untersuchung der FH Flensburg von 2000 / 01 zeigt ein noch wesentlich schlechteres Ergebnis (s. Kleine Anfrage des Abg. Ritzek, Drs. 15/1746). Von 10 Studenten der Mathematik macht keiner Examen in Mathematik.
Ein ähnliches Bild finden wir in den Sprach- und Kulturwissenschaften (HIS, S. 37): Laut HIS-Untersuchung gibt es an den Universitäten bundesweit 41 % Studienabbrecher und weitere 32 % Fachbereichswechsler, das sind 73 %, die mit dem zunächst angedachten Studium nicht zurecht kommen.
Leider liegt uns keine landesweite Untersuchung der Universitäten und Fachhochschulen für Schleswig-Holstein vor, aber aller Lebenserfahrung nach wird Schleswig-Holstein nicht anders dastehen. Eine Untersuchung der CAU aus den 90er Jahren (siehe Kleine Anfrage, Drs. 15/1746) weist eine Studienerfolgsquote insgesamt von nur 50 % aus und eine Abbruchquote von ca. 41 %.
Das, liebe Kollegen, kann uns nicht befriedigen. Die Ursachen für Studienabbruch und Studienwechsel sind sicher differenziert zu betrachten. Wie die Untersuchung des Institutes für Angewandte Mathematik zeigt, fehlen offensichtlich vor allen Dingen die Voraussetzungen, d. h. die inhaltlichen und methodischen Kenntnisse, die die Schulen den künftigen Studierenden oder Auszubildenden mitgeben. „Was die Schulen mit ihrem Unterricht den Schülerinnen und Schülern nicht beibringen, fehlt den späteren Studenten an den Hochschulen“ (Zitat der Bildungsministerin Bulmahn aus der PM des Bundesministeriums für Bildung und Forschung v. 6.6.2003).
Deshalb, meine Damen und Herren, haben wir heute unseren Antrag zur Reformierung der gymnasialen Oberstufe eingebracht. Die CDU will eine Stärkung der Kernfächer zugunsten eines klaren Bildungsgrundprofils. Die Spezialisierung auf und in Leistungskursen hat, wie die Zahlen oben belegen, während der letzten fast 30 Jahre Studienabbruch und Studienwechsel nur erhöht.
Eine breitere inhaltliche und methodische Grundlage mit verbindlichen Stundenanteilen bis zum Abitur in den Kernfächern Deutsch, Mathematik und einer Fremdsprache sowie in zwei Naturwissenschaften wird den immer wieder von Wirtschaft und Hochschulen erhobenen Forderungen gerecht, sowohl den sprachlichen als auch den mathematisch- naturwissenschaftlichen Bereich zu stärken und einer frühen Spezialisierung vorzubeugen. Nebenbei kann auf diese Art auch ein Fachbereichswechsel erleichtert werden.
Durch die individuelle Wahl zweier weiterer Fächer bleibt eine Schwerpunktsetzung im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich, im sprachlichen Bereich oder im gesellschaftspolitischen Bereich weiterhin möglich.
Der in Schleswig-Holstein eingeführte VU Unterricht, auch von Schülern als Spielwiese belächelt, wird nach unseren Vorstellungen in die Fächer integriert, der Projektunterricht im Rahmen der in Punkt 5 unseres Antrages genannten Arbeits- und Prüfungsformen ersetzt durch projektorientiertes Arbeiten mit dem verpflichtenden Abschluss eines Kolloquiums, das gleichzeitig die mündliche Prüfung im Abitur ersetzen kann. Das wäre auch ein größerer Anreiz, sich dieser Form zuzuwenden.
Ich will nicht verhehlen, dass das Abitur in fünf Fächern (vier schriftlich und eins mündlich) für die Lehrkräfte zunächst eine Horrorvorstellung wegen des zusätzlichen Arbeitsaufwandes darstellt, ich will aber noch einmal daran erinnern, dass die CDU für landesweit zentrale Abschlussprüfungen eintritt, wie wir in unserem Antrag zum Zentralabitur gefordert haben.
Diese neue Form der gymnasialen Oberstufe eröffnet auch die Möglichkeit verstärkt auf den Unterricht im Klassenverband abzustellen. Damit werden stabile Lerngruppen mit gemeinsamem Unterricht auf hohem Niveau geschaffen.
Unter dem Aspekt der Qualitätssicherung am Gymnasium dient diese Neuordnung der gymnasialen Oberstufe der Stärkung allgemeiner Kompetenzen und damit einer anspruchsvollen Vorbereitung auf die Anforderungen, die Schülerinnen und Schüler nach dem Abitur zu bewältigen haben. Sie entspricht auch den Forderungen und Feststellungen der Hochschulen und der Wirtschaft, wie gerade aus dem Bildungskonzept des UV Nord hervorgeht.
Die CDU fordert das Bildungsministerium auf, in diesem Sinne tätig zu werden und die Oberstufenverordnung sowie die Abiturprüfungsverordnung zu ändern.