Änderungen des Landespressegesetzes sind das mindeste
Südschleswigscher Wählerverband Schleswig-Holsteinischer Landtag im Schleswig-Holsteinischen Landtag Düsternbrooker Weg 70 D - 24105 Kiel Tel. (0431) 988 13 80 Fax (0431) 988 13 82PRESSEINFORMATION SSW-Landtagsvertretung Norderstr. 74 D – 24939 Flensburg Tel. (0461) 14 40 83 00 Fax (0461) 14 40 83 05 Kiel, den 29.08.2003 Silke Hinrichsen Es gilt das gesprochene WortTOP 8 Änderung des Landespressegesetzes (Drs. 15/2835)„Die Journalistik […] ist die treuherzige und unverfängliche Kunst, das Volk von dem zu un-terrichten, was in der Welt vorfällt. Sie ist eine gänzliche Privatsache, und alle Zwecke derRegierung, sie mögen heißen, wie man wolle, sind ihr fremd.“ So schreibt Heinrich von Kleist1809 in seinem „Lehrbuch der französischen Journalistik“, in dem er die staatliche Einfluss-nahme des Staatsmannes Talleyrand auf die Zeitungen anprangert. Heute ist das Problem derstaatlichen Einmischung nicht mehr so groß; die folgenden zwei Jahrhunderte haben uns letzt-lich mit Demokratie und Pressefreiheit gesegnet. Es gibt heute immer noch Problemfelder,wie z. B. den Lauschangriff. Es gibt auch immer noch Machthaber, die die Berichterstattungkontrollieren möchten. Aber unsere Rechtsordnung respektiert die journalistische Freiheit. Sieist ein so hohes Gut, dass andere Grundsätze wie der des Datenschutzes dagegen aufgewogenwerden müssen. Deshalb ist es richtig, die Anforderungen an den Datenschutz in den Redak-tionen den Bedürfnissen einer freien Berichterstattung anzupassen.Aber es hat sich auch ein anderes Problem entwickelt, das mindestens genau so viel Beach-tung verdient wie der Einfluss staatlicher Macht auf die Medien: Medienmacht ist bei Men-schen konzentriert, die nicht unbedingt ein politisches aber mit Sicherheit ein ökonomischesInteresse haben. Das Phänomen ist auch nichts Neues. Ferdinand Lassalle schrieb schon 1863einen Ausfall gegen die Kommerzialisierung der Presse: „Wenn jemand Geld verdienen will, 2so mag er Cotton fabrizieren oder Tuche, oder auf der Börse spielen. Aber dass man umschnödes Gewinnstes willen alle Brunnen des Volksgeistes vergifte und dem Volke den geisti-gen Tod täglich aus tausend Röhren kredenze, -- es ist das höchste Verbrechen, das ich fassenkann!“ Heute haben wir zwar ein anderes Bild von der Pluralität privater Unternehmer in derMedienlandschaft; wir leben in einer Mediengesellschaft, die Lassalle vermutlich in denSelbstmord getrieben hätte. Trotzdem gilt es heute umso mehr, aufmerksam die Einflüsse zubeachten, die die Medienlandschaft prägen. Die wirtschaftliche Konkurrenz ist enorm, die In-teressenlagen sind verworren und die aufklärerischen journalistischen Ideale eines von Kleistoder eines Lassalle lassen sich in vielen privaten Medien nicht einmal mehr ansatzweise er-kennen.Ich finde, es ist eine bedenkliche Entwicklung, dass es mittlerweile schon möglich ist, in na-hezu allen Printmedien fremdproduzierte Nachrichten und Berichte unterzubringen, ohne dassdiese als solche gekennzeichnet werden. Es ist das mindeste, dass solche Zeitungen, die re-gelmäßig ganze Seiten von Dritten beziehen, dieses kenntlich machen müssen. Angesichts derTatsache, dass Schleswig-Holstein dieses erst als vorletztes Bundesland in sein Presserechteinführt, muss man auch sagen: endlich. Ob das dann auch wirklich ausreichend ist, könnenwir an anderer Stelle diskutieren.Eben so richtig und wichtig ist es, dass die Zeitungen und Zeitschriften zukünftig im Impres-sum veröffentlichen müssen, welche Inhaber und Beteiligungen hinter dem Medium stehen.Die starke Konzentration, die auf diesem Markt stattgefunden hat und gegenwärtig noch statt-findet, stellt eine Bedrohung gegen die Vielfalt von Meinungen und Themen dar. Deshalb istes notwendig, dass solche Verflechtungen öffentlich gemacht werden, um auf mögliche Inte-ressenlagen eines Presseorgans hinzuweisen. Auch hier hat Schleswig-Holstein nach Bekun-den der Landesregierung einen im Ländervergleich eher moderaten Weg gewählt - auch hiergilt: Das ist das mindeste. Diese und die anderen Regelungen des Gesetzentwurfs stellen abereindeutig Verbesserungen dar, und deshalb wird der SSW sie unterstützen können. www.ssw-sh.de - info@ssw-sh.de