Juristenausbildung: Stärkerer Praxisbezug ist positiv
Südschleswigscher Wählerverband Schleswig-Holsteinischer Landtag im Schleswig-Holsteinischen Landtag Düsternbrooker Weg 70 D - 24105 Kiel Tel. (0431) 988 13 80 Fax (0431) 988 13 82PRESSEINFORMATION SSW-Landtagsvertretung Norderstr. 74 D – 24939 Flensburg Tel. (0461) 14 40 83 00 Fax (0461) 14 40 83 05 Kiel, den 28.08.2003 Silke Hinrichsen Es gilt das gesprochene WortTOP 9 Juristenausbildungsgesetz (Drs. 15/2837)Vermutlich werden die wenigsten Menschen es besonders aufregend finden, dass wir hier imLandtag über die Ausbildung der Juristen diskutieren. Ich finde es aber wichtig, dass allen in-nerhalb und außerhalb dieses Hauses bewusst ist: Hier geht es um mehr als die Regelung ei-ner beruflichen Ausbildung. Es geht um einen Berufsstand, deren Vertreter teilweise sehrgroße Verantwortung für andere Menschen bekommen – sei es nun, in dem sie als Staatsdie-ner Einfluss auf unsere Gesellschaft bekommen oder als Richter Entscheidungen mit sehrschwerwiegenden Konsequenzen für einzelne Menschen fällen. Wir alle sollten ein großes In-teresse daran haben, dass diese Menschen optimal für diese Tätigkeiten ausgebildet sind.Bereits im April diesen Jahres haben wir uns mit der Juristenausbildung beschäftigt. Damalshat die Justizministerin den heute vorliegenden Gesetzentwurf angekündigt. Der vorgelegteBericht der Justizministerin wurde im Innen- und Rechtsausschuss diskutiert. Da bereits imJuli die erwarteten bundesrechtlichen Vorgaben in Kraft traten, muss jetzt auch das LandSchleswig- Holstein diesen Rahmen ausfüllen. Dies geschieht mit der heutigen ersten Lesungdes Juristenausbildungsgesetzes.Auch in der neuen Ausbildung bleibt es bei der Zweistufigkeit. Die reformierte Ausbildungorientiert sich aber stärker an der anwaltlichen Tätigkeit und aber auch an den tatsächlichen,praktischen Erfordernissen. Das Ausbildungsziel orientiert sich weiterhin am Bild des Ein- 2heitsjuristen. Hinzu kommt aber der obligatorische Erwerb weiterer Schlüsselqualifikationen,außerdem gibt es die Schwerpunktsetzung. Das begrüßen wir alles, denn angesichts der schoneingangs erwähnten Bedeutung dieses Berufsstandes ist sowohl die Praxisnähe wie auch dievertiefte Kenntnis besonderer Zusammenhänge eine wichtige Voraussetzung.Zu begrüßen ist auch, dass der Erwerb von Fremdsprachenkenntnissen vorgesehen ist. Aller-dings ist es noch offen, wie die juristische Fakultät an der Christian Albrechts Universität dieneuen Aufgaben erfüllen soll. Gerade die Schlüsselqualifikationen – wie z. B. die Mediation,die Rhetorik und insbesondere die Sprachkompetenz – erfordern Personalressourcen, die so-wohl juristisches Fachwissen haben als auch den juristischen Schwerpunkt lehren können. Hierfür müssten sicherlich Lehraufträge erteilt werden. Ich wage zu bezweifeln, dass dieAntwort der Justizministerin auf diese offene Frage – dass auch die Universität die Freiheitdes neuen Gesetzes nutzen sollte – ausreichend ist.Vor diesem Hintergrund ist es auch nicht unproblematisch, dass die Schwerpunktbereichenach § 5 von der Universität per Satzung festgelegt werden, dass diese Satzung aber auchausdrücklich vorsehen kann, dass bei Kapazitätsproblemen kein Anspruch auf Teilnahme ineinem bestimmten Schwerpunktbereichsstudium besteht. Diese Satzung ist zwar genehmi-gungspflichtig, offensichtlich werden die Probleme aber schon einkalkuliert.Nach § 6 können auch Lehrveranstaltung im Rahmen der fachspezifischen Fremdsprachen-ausbildung angeboten werden. Dies begrüße ich ausdrücklich. Gerade wir im Grenzland erle-ben immer wieder, dass Probleme über Sprachgrenzen und Rechtsordnungen hinweg immernoch an großen Verständigungs- und Verständnisproblemen scheitern können. Zwar bietetdas internationale Privatrecht eine Grundlage zur Lösung von grenzüberschreitenden Proble-men, aber es sind die tatsächlichen Problemstellungen, die auf unterschiedlichen Rechtsver-ständnissen beruhen, die Probleme bereiten können. Deshalb hoffen wir natürlich, dass dieSprachenausbildung nicht nur das Englische oder das Spanische umfassen, sondern auch denskandinavischen Sprachraum berücksichtigen. Hier könnte sich die Universität Kiel ein Al-leinstellungsmerkmal erarbeiten. www.ssw-sh.de - info@ssw-sh.de