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20.03.02
11:56 Uhr
SSW

Nachhaltige EU-Fischereipolitik muss endlich konsequent umgesetzt werden

PRESSEINFORMATION
Kiel, d. 20.03.2002 Es gilt das gesprochene Wort

TOP 22 Industriefischerei (Drs. 15/1701)
Lars Harms: "Nachhaltige EU-Fischereipolitik muss endlich konsequent umgesetzt
werden"
Um es gleich vorweg zu sagen, der SSW unterstützt den Antrag von SPD und Grüne der sich ge- gen die Industriefischerei ausspricht. Auch wir sehen in der Industriefischerei eine fischereiwirt- schaftliche Nutzung, die unseres Erachtens nicht in Einklang zu bringen ist mit einer nachhalti- gen Nutzung der Fischereiressourcen. Daher sehen wir diesen Antrag auch als einen Schritt, um das Ökosystem in unseren Meeren zu verbessern.

Das im Antrag geforderte Industriefischereiverbot auf weitere Gebiete der westlichen Ostsee und der Deutschen Bucht auszuweiten, halte ich für einen guten Ansatz, um zu verhindern, dass aus- ländische Fischer hier der Industriefischerei nachgehen. Denn mit der Errichtung eines Wal- schutzgebietes vor Sylt und der Ausweisung eines Kabeljauschongebietes, wurden in der Deut- schen Bucht und vor unseren Küsten Schutzgebiete ausgewiesen, die für hiesigen Konsumfisch- fang tabu sind. Und es ist verständlicherweise nicht nachvollziehbar, warum in diesen Gebieten die Industriefischerei durch andere Nationen erlaubt ist. Hier benötigen wir dringend Regelun- gen, die für alle Fischereinationen gelten. Daher lässt sich auch nur etwas erreichen, wenn wir eine EU-weite Regelung hinbekommen, die genau dies klarstellt. Dass EU-weite klare Regelungen aber nicht einfach zu Stande zu bringen sind, zeigt die bisheri- ge EU-Fischereipolitik. Leider muss man erkennen, dass die bisher formulierten Ziele zur Nach- haltigkeit, rentablen Nutzung der Fischereiressourcen, Wirtschaftlichkeit und Flottenpolitik we- nig mit der Wirklichkeit zu tun haben und erheblich zur schlechten Situation in der Fischerei 2

beigetragen haben. So befinden sich mittlerweile viele Fischbestände außerhalb ihrer gesicherten biologischen Grenzen. Und wenn die jetzige Entwicklung nicht gestoppt wird, werden viele die- ser Bestände zusammenbrechen. Dieser Besorgnis erregende Zustand begrenzt sich jedoch nicht nur auf die Gemeinschaft. Weltweit hat sich die Situation für zahlreiche Fischbestände durch Flottenüberkapazitäten und vor dem Hintergrund einer ständig wachsenden Nachfrage nach Konsumfisch drastisch verschlechtert. Um aber diesem Szenario zumindest in den europäischen Meeren entgegenzuwirken, wurde von der Kommission der Europäischen Gemeinschaften im letzten Jahr das Grünbuch über "Die Zu- kunft der gemeinsamen Fischereipolitik" herausgegeben, dass ab 2003 gültig sein wird. Hierzu wurde von unserem Fischereiministerium im letzten Jahr zu einem Runden Tisch eingeladen, um mit Vertretern der Politik, Wissenschaft und der Fischereiwirtschaft über die Gemeinsame Fi- schereipolitik zu diskutieren. Obwohl in der Diskussionsrunde das Grünbuch der Europäischen Kommission begrüßt wurde, war - wie wir wissen - auch hier die Stimmung zur bisherigen EU- Fischereipolitik eher ernüchternd. Denn Jahrzehntelang falsch verstandene EU-Fischereipolitik lässt sich durch das Grünbuch nicht ohne weiteres wegwischen.

Es muss eine grundlegende Änderung der Fischereipolitik auf europäischer Ebene durchgeführt werden. Hierfür ist das Grünbuch mit Sicherheit ein Ansatz, um zu einer Verbesserung der Situa- tion zu kommen. Eine nachhaltige EU-Fischereipolitik muss endlich konsequent umgesetzt wer- den und es bedarf sehr viel Überzeugungsarbeit auf EU-Ebene damit das Grünbuch nicht zur Mission Impossible wird. Für die Umsetzung des Grünbuches bedarf es auf europäischer Ebene einen sehr langen Atem.

Ob mit der Umsetzung des Grünbuches letztendlich auch die Industriefischerei aus unseren Mee- ren verbannt wird, lässt sich derzeit jedoch nicht abschließend klären, da diese Art der Fischerei in den Ländern in denen sie durchgeführt wird, eine beträchtliche wirtschaftliche Rolle spielt. Daher muss hier nach Wegen gesucht werden, wie sie zumindest verringert werden kann. Eine konsequente Nutzung von Fischabfällen aus der Fischverarbeitung - um an das begehrte Fischöl oder Fischmehl heranzukommen - sollte daher angestrebt werden. So gibt es in Cuxha- ven bereits eine Fischmehlfabrik, die ausschließlich Fischabfälle verwendet, die bei der Verar- beitung von Fisch anfallen und somit auch sinnvoll weitergenutzt werden. Es gibt also Alternati- ven zur Industriefischerei und diese gilt es auszubauen.